1554 - Der Zombie-Mönch
noch.«
»Bestimmt.«
Auch von Higgins verabschiedete er sich und ging zu seinem Wagen zurück, wo der Fahrer hinter dem Lenkrad saß und auf ihn wartete.
»Was halten Sie von ihm?«, fragte Higgins.
»Er ist sehr selbstbewusst.«
Der Kollege lachte. »Ja, das habe ich schon ein paar Mal erlebt. Es ist nicht unsere erste Begegnung. Ich hatte leider dreimal dienstlich mit ihm zu tun, und es war alles andere als ein Spaß. Dieser Mensch ist mehr als selbstsicher und von sich überzeugt.«
Ich fragte ihn: »Haben Sie denn das Gefühl, dass er mehr weiß, als er zugibt?«
Der Chiefinspektor schaute Suko und mich schräg von der Seite an. Er sprach nicht sehr laut, als er sagte: »Ich kann es nicht genau sagen, da bin ich ehrlich. Aber möglich ist es schon. Er ist ein Mensch, der zusammen mit seinen Mitbrüdern in einer eigenen Welt lebt, in der es möglicherweise eigene Gesetze gibt, die von ihm aufgestellt wurden. Die auch möglicherweise geheim sind. Das ist alles möglich. Und da wird er kaum mit der ganzen Wahrheit herausrücken, wenn sie ihm und seiner kleinen Welt zuwider läuft, sage ich mal. Irgendetwas bleibt dann im Verborgenen. Es kann auch sein, dass er und seine Leute selbst versuchen, die Taten aufzuklären. Aber das muss sich erst noch herausstellen.«
Ich stimmte ihm zu.
»Sie kannten ihn noch nicht - oder?«, fragte er mich.
Ich schaute dem davonfahrenden Wagen nach und schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe heute zum ersten Mal von ihm und seinem Kloster gehört, das wir uns jetzt näher anschauen werden.«
»Ich war schon da.«
»Und?«
Higgins schüttelte den Kopf. »Wenn Sie dort nach Spuren suchen wollen, die auf ein Motiv hindeuten, werden Sie Pech haben. Da gibt es so gut wie nichts, das kann ich Ihnen versichern. Das Kloster ist nicht nur außen so etwas wie eine Festung, auch innen.«
»Danke für den Hinweis.«
Higgins hob die Schultern. »Vielleicht haben Sie mehr Glück. Vier Tote sind einfach genug.«
»Da haben Sie recht.«
Higgins reichte uns die Hand. »Ich muss wieder zurück zu meinen Leuten. Ich denke, wir sehen uns noch.«
»Hoffentlich nicht dienstlich«, meinte Suko.
Wir verabschiedeten uns mit einem Händedruck und schauten dem Kollegen nach.
Der Tote wurde gerade aus dem Haus geschafft. Er lag in einer Wanne, die mit einem Deckel verschlossen war.
Suko stieß mich an und entriss mich meiner Nachdenklichkeit.
»Wo fahren wir hin? Zum Kloster?«
»Nein, das nehmen wir uns später vor.« Ich holte den Zettel hervor, auf dem der Abt seine Notizen hinterlassen hatte. »Zwei seiner Mitbrüder sind noch unterwegs. Die würde ich gern erleben.«
»Okay, und wo müssen wir hin?«
Ich dachte kurz nach und maß Entfernungen ab. »Da gibt es einen Mann namens Bück Williams. Er hat eine Gemeinde übernommen, die in der Nähe von Crawley liegt.«
»Liegt der Ort nicht bei Gatwick, dem Flughafen?«
Ich nickte.
»Okay, dann lass uns fahren.«
Wir gingen zu unserem Rover, und ich wurde das bedrückende Gefühl nicht los, dass man uns an der Nase herumgeführt hatte.
Es gab Tote, aber es gab noch zu wenig Hinweise, die uns auf die Spur zu dem Mörder führen konnten. Da musste sich unbedingt etwas ändern…
***
Nicht dass ich ungern Auto fuhr, aber Suko übernahm gern freiwillig das Lenkrad, und davon wollte ich ihn auch nicht abhalten. Er gehörte auch zu den Menschen, die sich beim Fahren gern unterhielten und nicht stumm wie ein Fisch auf ihrem Sitz hockten.
Es war zwar nicht unbedingt weit bis zu unserem nächsten Ziel, aber die Fahrt führte quer durch die Prärie, und das auf Landstraßen, die für ein schnelles Fahren nicht eben geeignet waren.
Suko merkte, dass ich in Gedanken versunken war, und sprach mich an.
»Was ist los mit dir? Du sinnierst vor dich hin. Hast du irgendwelche Probleme?«
»Nur eines. Und das heißt Basilius.«
»Schön. Und wieso kommst du gerade auf ihn?«
»Das ist schwer zu sagen. Oder eigentlich ganz einfach. Ich habe einfach das Gefühl, ihm nicht trauen zu können.«
»Hm. Kannst du nicht konkreter werden?«
»Nur schwer. Er kommt mir vor wie jemand, der vieles weiß, aber nur wenig sagt.«
»Das haben die Klostervorsteher so an sich.«
»Kann sein, Suko. Aber dieser hier hat etwas zu verbergen, das mit den Morden zusammenhängt, denke ich.« Ich verschränkte die Arme im Nacken. »Vielleicht sehe ich das alles auch zu negativ, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass die Dinge nicht so glatt laufen, wie sie es
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