1554 - Der Zombie-Mönch
eigentlich sollten.«
»Meinst du denn, dass sich der Abt uns gegenüber noch offenbaren wird?«
»Nein, der wird nur sagen, was er will.«
»Immerhin wissen wir jetzt, wo wir die beiden anderen Mönche finden können, die unterwegs sind. Da hat er sich schon kooperativ gezeigt. Man darf die Dinge nicht nur negativ sehen.«
Ich grinste nur.
Die Landschaft, durch die wir fuhren, war leicht hügelig und recht dünn besiedelt, und die Dörfer, durch die wir fuhren oder an denen wir vorbei mussten, hätten herrliche Motive für eine Postkarte abgegeben.
Aber es tauchten auch die ersten Hinweisschilder auf den Flughafen Gatwick auf. Er war wichtig für London, denn viele der Touristenclipper landeten dort. Dass die Leute noch ziemlich weit bis London zu fahren hatten, störte sie offenbar nicht weiter. Dafür waren die Flüge preiswert.
Die Kirche lag nicht direkt in Crawley, sondern östlich davon. Wir konnten über eine Schnellstraße letztendlich das Ziel zügiger erreichen, und nur die Kirche mussten wir finden.
Am Airport fuhren wir vorbei und sahen auch manchmal die Maschinen in der Luft, die an große glitzernde Vögel erinnerten.
Über unser GPS-System kamen wir nicht weiter. Namen von Kirchen waren nicht gespeichert. Da war die alte Methode noch immer die beste. Und die wandten wir an, als wir die ersten östlichen Vororte der Stadt erreicht hatten.
Die Kirche hieß St. Marcus, und ich erkundigte mich bei einer älteren Frau nach ihr, die ihr Fahrrad schob und es mit prall gefüllten Einkaufstaschen behängt hatte. Den flachen Bau des Supermarkts sahen wir schräg hinter ihr.
»Zu St. Marcus wollen Sie?«
»Ja.«
»Das ist aber eine kleine Kirche. Sie reicht auch für die katholische Gemeinde. Sie wird meistens von den Italienern besucht, die hier ansässig sind.«
»Müssen wir noch weit fahren?«
»Nein, da haben Sie Glück.« Sie nickte in eine bestimmte Richtung. »Sehen Sie die Bäume dort? Im Sommer sind sie ja dicht belaubt, aber jetzt im Winter können Sie durch die Lücken schauen und sehen da den kleinen Turm.«
»Stimmt.«
»Das ist die Kirche.«
»Wunderbar.« Ich strahlte. »Aber der Pfarrer ist, wie ich hörte, krank oder nicht?«
»Ja, das schon seit Wochen. Es war ein Schlaganfall. So etwas spricht sich herum.«
»Die Vertretung ist aber dort zu finden?«
Sie nickte. »Aber fragen Sie mich nicht nach einem Namen. Ich kenne den Mann nicht. Ich weiß nur, dass es ein Mönch ist.«
»Dann bedanke ich mich.«
»Keine Ursache.«
Suko schaute mich fragend an, als ich mich wieder in den Wagen setzte.
»Und? Erfolg gehabt?«
»Sicher doch.«
»Wohin jetzt?«
»Zu den Bäumen da vorn.«
»Okay.«
Die Straße war wie eine kleine Allee. Sie führte schnurgerade in die von uns anvisierte Richtung, und ich merkte, dass die Spannung in mir stieg. Das lag an meinem berühmten Bauchgefühl. Es meldete sich auf eine besondere Weise und sagte mir, dass etwas in der Luft lag.
Die Allee führte in einer Rechtskurve aus dem Ort hinaus, und wir mussten uns nach links wenden, denn dort war die Kirche mit dem Turm zu sehen, der allerdings nicht besonders hoch war. Wir fanden einen schmalen Weg, der soeben noch breit genug für den Rover war und uns zum Ziel führte.
Viel zu sehen gab es nicht mehr, weil rechts und links das winterliche Gestrüpp uns die Sicht versperrte. Aber der Weg hatte auch mal ein Ende und das Gestrüpp blieb zurück, sodass wir die Kirche direkt vor uns sahen.
Sie war wirklich nicht groß und aus dunklen Steinen gebaut worden. Um die Kirche herum sahen wir einen Weg, der mit hellen Kieselsteinen belegt war. Zwei Regentonnen sahen wir auch und mehrere Gießkannen, die an Haken hingen, die aus dem Mauerwerk ragten.
»Du hättest die Frau fragen sollen, wo der Mönch wohnt. Dann müssten wir jetzt nicht suchen.«
»Wir werden ihn schon finden. In der Sakristei, zum Beispiel. Oder auch in der Kirche.«
Um die betreten zu können, mussten wir den Eingang finden, was jedoch nicht schwierig war. Aber Suko wollte die Kirche erst einmal umrunden, ehe wir in sie hineingingen.
Ich blieb stehen und schaute über den leeren Platz vor dem Eingang. Dahinter standen Bäume, auf deren Ästen dunkle Vögel hockten und uns anglotzten, als wären wir Störenfriede.
»Okay, bleib du mal hier«, sagte Suko. »Ich schaue mal kurz an der anderen Seite nach.«
»Tu das.«
Seine Schrittgeräusche verklangen, und ich blieb in der Stille stehen. Verkehrsgeräusche waren so gut wie nicht
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