1554 - Der Zombie-Mönch
mit dem Gesetz nicht so genau nahmen. Von ihnen hatte er sich fasziniert gefühlt, und das hatte er auch der anderen Seite zu verstehen gegeben.
Über drei Monate hinweg hatte er einen Zweitjob angenommen. Er war zu einem Dealer geworden. Kaum jemand kam auf die Idee, dass ein frommer Mann Drogen transportierte. Hawkins hatte es getan und dabei nicht schlecht verdient.
Als der Ring aufflog, war er schon vorher ausgestiegen. Die Polizei erfuhr gar nichts von ihm.
Aber Hawkins hatte durch das Geld eine gewisse Unabhängigkeit erlangt, die er weidlich ausnutzte.
Jetzt konnte er die Frauen für ihre Dienste bezahlen. Immer wieder suchte er zwischen seinen Auftritten die Bordelle auf, wo er die Freuden des Lebens genoss.
Bis zu dem Tag, als er durch Zufall in einem Bordell erkannt wurde. Es war eine Frau gewesen, die öfter bei ihm gewesen war, um mit ihm über ihre Probleme in der Ehe zu sprechen. Sie war Taxifahrerin und hatte einen Kunden zu dem Bordell gebracht. In diesem Job hat man einen Blick für Gesichter, und sie hatte ihn gesehen, als er das Hurenhaus verlassen hatte.
Zwei Tage später war die Frau tot.
Geoff Hawkins hatte sie eiskalt umgebracht, war dann verschwunden, und die Polizei suchte noch immer nach dem Täter und auch nach dem Motiv. Man fand einfach keines, denn die Frau war weder beraubt noch sexuell missbraucht worden.
Für Hawkins war es perfekt gelaufen.
Er tauchte nicht ab, er führte sein normales Leben weiter, war aber vorsichtiger geworden. In den letzten Wochen hatte er sich zurückgehalten, aber er wusste auch, dass er bald etwas unternehmen musste, denn das Geld aus den Dogengeschäften ging ihm langsam aus.
Momentan hatte er auch Zeit, nachzudenken. In einer Woche würde er mit einer Pilgergruppe in Richtung Lourdes aufbrechen. Er war ihr als Betreuer zugeteilt worden. Und er hoffte, dass sich auf der Reise Gelegenheiten ergaben, seine Geldbörse wieder zu füllen.
Seine Vorgesetzten hatten nicht die Spur einer Ahnung von seinem Doppelleben, davon ging er zumindest aus, denn niemand aus dem Orden hatte ihn bisher darauf angesprochen. So konnte er weiterhin schalten und walten, wie er wollte.
Im Moment hatte man ihm eine kleine Wohnung auf dem Land in einem Pfarrhaus besorgt. In der Nähe befand sich auch das Jugendlager, wo die jungen Leute eintrafen, die nach Lourdes fahren wollten.
Hawkins würde die Gruppe als Leiter übernehmen und musste einiges vorbereiten.
Deshalb hatte man ihm die Wohnung zur Verfügung gestellt.
Ein Zimmer, ein Bad, nicht mehr. Aber das reichte ihm.
Er hatte die Tür zum Bad offen gelassen, hockte am Tisch, eingehüllt in seinen Bademantel, und rauchte genüsslich eine Zigarette.
Er war ein Mann mit grauen Haaren und hatte das fünfte Lebensjahrzehnt noch nicht erreicht. Vom Aussehen her erinnerte er an einen drahtigen Sportler, und er konnte sich an so manchen gierigen Frauenblick erinnern, wenn er sich in deren Nähe bewegte. Aber von ihnen hatte er die Finger gelassen. Die Huren reichten ihm, aber eine hübsche Frau aus einer Gemeinde ins Bett zu bekommen, das reizte ihn schon.
Jedenfalls hatte er dies nicht für alle Zukunft ausgeschlossen.
Ein schlechtes Gewissen kannte er nicht. Er war beliebt, er machte seinen Job gut und es gab keine Beschwerden im Kloster. Und das musste auch so sein. Nur so konnte er sein Doppelleben weiterführen, und er war auch gewillt, in Frankreich keine Spuren zu hinterlassen.
Hawkins drückte die Kippe aus und schaute kurz nach dem Wasser. Er blieb auf der Türschwelle stehen und sah, dass er noch Zeit hatte. So ging er wieder zurück, setzte sich an den Tisch und entkorkte die Flasche, um einen Schluck zu trinken.
Kein Wasser. Er liebte den irischen Whisky der besten Qualität. Lächelnd schenkte er sich sein Glas ein Drittel voll und genoss die ersten Schlucke. Als er das Glas wieder abstellte, fiel sein Blick auf das ihm gegenüberliegende Fenster.
Dort huschte etwas entlang.
Gelblich rot und glühend!
Sekundenlang saß Geoff Hawkins bewegungslos auf seinem Stuhl.
Er konnte sich nicht vorstellen, was da an seinem Fenster vorbeigehuscht war. Das erinnerte ihn an einen Feuerball oder an einen Brandpfeil, den jemand an seinem Fenster vorbei geschossen hatte.
Unmöglich…
Er stand auf. Kurze Zeit später war das Fenster offen, und er lehnte sich hinaus.
Es war nichts zu sehen, was ihn alarmiert hätte. In den Häusern seiner Umgebung brannten die Lichter, aber die bewegten sich nicht. Sie zeigten nur
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