1555 - Saladins grausamer Klon
andeutete, setzte sie sich mit einem schnellen und großen Schritt in Bewegung. Sie kam sogar auf mich zu.
Ich stand unter Druck, ich musste etwas tun, und die Gedanken purzelten dabei durch meinen Kopf.
Glenda ging an mir vorbei, weil ich ihr aus dem Weg gegangen war. Sie blickte sich auch nicht um, ging einfach weiter, und ich startete einen letzten Versuch.
»Glenda!«
Sie blieb stehen.
»Du bleibst hier!«, sagte ich scharf.
Sie lachte nur als Antwort. Sie dachte nicht daran, meinem Befehl zu folgen. Glenda hatte mich schon passiert und war nicht mehr weit von der Tür entfernt.
Mein Plan stand inzwischen fest. Und es tat mir in der Seele weh, ihn durchsetzen zu müssen, aber mir blieb keine andere Wahl. Ich musste es einfach tun.
Meine Schritte waren nicht zu hören, als ich Glenda folgte. Ich hob meinen rechten Arm an, und kurz bevor sie die Tür ereichte, schlug ich zu.
Ich traf genau.
Ich traf vor allen Dingen nicht zu fest. Suko hatte mir beigebracht, bestimmte Schläge zu dosieren, und das war mir glücklicherweise in Fleisch und Blut übergegangen.
Glenda wurde in ihrer Vorwärtsbewegung gestoppt. Sie sackte zusammen und fiel nach vorn. Ich wollte auf keinen Fall, dass sie auf den Boden schlug und fing sie rechtzeitig ab.
Ihr Körper war schwer, ich hielt ihn nur mühsam fest, trug Glenda dann zur Couch und legte sie dort nieder.
In diesem Moment hätte ich vor Wut losheulen können.
***
Glenda lag da, ohne sich zu rühren. Sie schien vereist zu sein, aber sie atmete. Ich kontrollierte auch den Herzschlag, und der beruhigte mich. Zu fest hatte ich nicht zugeschlagen. Glenda würde nicht die ganze Nacht über bewusstlos bleiben, nur für eine Weile. In der Zwischenzeit musste ich mir etwas einfallen lassen.
Ich warf noch einen letzten Blick auf sie.
»Keine Sorge, Glenda, es wird wieder andere Zeiten geben. Darauf kannst du dich verlassen.«
Sie konnte mir keine Antwort geben. Das hatte ich auch nicht erwartet. Ich wollte trotzdem noch einen Test starten und auf Nummer sicher gehen. Deshalb holte ich mein Kreuz hervor.
Dass der Klon Glendas Körper verlassen hatte, daran glaubte ich nicht. Ich hatte ihn sicher auch nicht bewusstlos schlagen können, auch wenn er nach wie vor in ihr steckte.
Etwas anderes war möglicherweise geschehen. Ich konnte mir vorstellen, dass durch Glendas Bewusstlosigkeit die Verbindung zu Saladin abgerissen war und er im Moment nicht wusste, was er tun sollte.
Ich legte das Kreuz auf Glendas Stirn.
Nichts geschah. Mein Talisman sah in Glenda keinen Feind. Es steckte zwar Saladins Klon in ihr, aber kein schwarzmagischer Dämon.
Wie konnte ich den Klon vertreiben?
Als ich mir das Kreuz wieder um den Hals hängte, durchzuckte mich eine Idee.
Allein fühlte ich mich hilflos und auch überfordert. So ehrlich war ich schon mir gegenüber. Ich gab auch zu, dass ich Hilfe brauchte, und die würde ich leider nicht vom Himmel erhalten. Dafür war ein anderer Mensch zuständig.
Suko.
Da wir praktisch immer im Dienst waren, gab es für ihn auch keinen Feierabend. Er war derjenige, der für meine Probleme am meisten Verständnis aufbrachte, und der Gedanke war mir kaum gekommen, da rief ich ihn auch schon an.
Er schien neben dem Telefon gewartet zu haben, so schnell meldete er sich.
»Ich bin es«, sagte ich.
»Das habe ich mir fast gedacht. Und? Was möchtest du?«
»Ich brauche deine Hilfe.«
Die Lockerheit in seiner Stimme verschwand.
»Was kann ich tun?«
»Ich habe ein Problem, und das heißt Glenda Perkins.«
Pause. Wahrscheinlich überlegte er. Möglicherweise war er auch erst einmal entsetzt. Er stöhnte leise auf und fragte dann: »Du hast doch nichts getrunken, John?«
»Einen einzigen Whisky.«
»Das ist okay. Und was ist jetzt mit Glenda?«
Ich wollte Suko nicht alles erzählen, doch der nächste Satz würde ihn schocken.
»Ich musste sie niederschlagen.«
»Bitte?«
»Ja, aber das erzähle ich dir, wenn wir uns sehen.«
»Wo steckst du denn?«
»Bei Glenda.«
»Habt ihr das Treffen schon im Büro arrangiert?«
»Nein, sie rief mich an, weil sie Probleme hatte. Und sie hat sich nicht geirrt.«
»Kannst du mir ein Stichwort geben?«
»Ja. Saladin.«
Suko fragte nicht mehr nach. Er gab nur noch eine Antwort. »Ich bin schon unterwegs.«
Das beruhigte mich. Zwar hatte ich noch keinen Plan, wie es weitergehen sollte, aber unser Feind Saladin war mit allen Wassern gewaschen, und da waren zwei Gegner immer besser als einer…
***
Suko war
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