1555 - Saladins grausamer Klon
Station.
Glenda hatte während meines Gesprächs nichts gesagt, auch jetzt schwieg sie zunächst und sah mich nur an.
Ich nickte ihr zu. »Du weißt, wer mich angerufen hat?«
»Ja, es war Saladin.«
So wie sie das gesagt hatte, erschreckte es mich. Da hatte so eine große Freude in diesem schlichten Satz mitgeschwungen. Ich musste mich schon zusammenreißen, um nicht wütend zu werden.
»Stimmt, es war Saladin.«
»Ich mag ihn.«
»Seit wann?«
»Ich spüre ihn. Man hat uns beide zu besonderen Menschen gemacht, und wer nicht für uns ist, der ist gegen uns. So einfach sind die Regeln.«
»Ja, für dich. Aber hast du schon mal daran gedacht, wie es weitergehen soll?«
Sie stand auf. »Ja, das weiß ich.«
»Sagst du es mir auch?« Ich hoffte, dass der freundliche Klang in meiner Stimme ihre Aggressivität minderte, und sie sprach tatsächlich mit ruhiger Stimme weiter.
»Ich werde jetzt meine Wohnung verlassen.«
»He, weshalb das denn? Du wolltest vor Kurzem noch mit mir ins Bett gehen.«
»Das weiß ich. Ich habe es mir aber anders überlegt. Ich werde dorthin gehen, wo man mich haben will.«
»Zu Saladin - oder?«
»Ja, zu ihm. Er wartet auf mich. Wir haben so viele Gemeinsamkeiten. Wir können ein Paar bilden, das sich seinen eigenen Weg durch die Welt bahnt.«
Ich kannte Glenda nicht mehr wieder. Das war nicht mehr die Frau, mit der ich so lange zusammengearbeitet hatte. Äußerlich schon, innerlich aber stand sie mir in diesem Moment ziemlich fern.
Ich fragte noch mal nach: »Du willst wirklich jetzt gehen?«
»Er braucht mich.«
»Und was ist mit mir?«
Sie lachte mir ins Gesicht. »Du kannst dich entscheiden, ob du den Weg mit mir gehen willst oder nicht.«
Ich lächelte sie an, obwohl mir nicht danach zumute war. »Ich glaube, dass es besser ist, wenn wir hier in deiner Wohnung bleiben. Jemand wie Saladin tut dir nicht gut. Bitte, das musst du mir glauben. Denk daran, was wir alles miteinander erlebt haben. Du kannst nicht einfach weglaufen, Glenda.«
Nahezu böse sah sie mich an. Ich hielt diesem Blick stand und erkannte in ihren Augen ebenfalls einen starken Willen. Sie wollte sich nicht von ihrem Plan abbringen lassen, und wenn ich die Dinge richtig betrachtete, lief alles auf eine Konfrontation zwischen uns beiden hinaus.
Das hatte ich nie gewollt. Das hatte ich mir auch nicht vorstellen können, und mir wurde bewusst, in welcher Gefahr ich mich dadurch befand.
Glenda war von diesem Klon übernommen worden. Er steckte also in ihr, und ich konnte nichts dagegen tun. Aber es war nicht nur der Klon, ich musste ihn praktisch als Saladin ansehen, denn er war es, der durch ihn seine Botschaft weiter transportierte.
Ich blieb trotz meiner Gedanken ruhig und sagte: »Bitte, Glenda, es ist wirklich besser, wenn wir uns zusammensetzen und noch mal über die Dinge reden.«
Sie hatte meinen Vorschlag gehört. Ihre Reaktion zeigte mir an, dass ich ins Leere gesprochen hatte. Sie schüttelte nur den Kopf, und in ihrem Gesicht sah ich Abwehr.
Da konnte ich so viel reden, wie ich wollte. Sie ließ sich nicht überzeugen.
Natürlich hatte ich auch an mein Kreuz gedacht. Es hatte mir oft genug geholfen.
Nur war es keine Allheilwaffe gegen das Böse. Hier würde es mir nicht helfen, denn für mich und auch für das Kreuz war Glenda und der in ihr steckende Klon etwas Neutrales und kein Feind. So war ich ausschließlich auf mich selbst angewiesen.
Ich hörte Glendas scharfen Kommentar.
»Ich werde jetzt gehen, John. Ich muss zu ihm, und du kannst dir überlegen, ob du mitgehen willst oder nicht.«
Das hatte ich schon, und ich hatte auch eine Entscheidung getroffen. Ich würde mit ihr gehen, denn ich kannte den Hypnotiseur und ging davon aus, dass er für mich eine Falle aufgebaut hatte.
Allerdings wunderte ich mich, dass er seinem Klon nicht die gleichen Eigenschaften, über die er selbst verfügte, mit auf den Weg gegeben hatte. Jedenfalls fühlte ich mich nicht unter Hypnose gesetzt, und auch die Augen der vor mir stehenden Glenda hatten sich nicht verändert. Keine kalten und grünen Augen, wie ich sie von Saladin kannte. Ihre waren normal dunkel geblieben. Doch der harte Glanz in den Pupillen war nicht zu übersehen.
»Du bleibst, Glenda.«
Sie legte ihren Kopf zurück und lachte kehlig. Das war für mich Antwort genug, und ich musste einsehen, dass ich nicht die Spur einer Chance hatte.
Sie war entschlossen und setzte ihren Vorsatz in die Tat um.
Ohne dass sie es durch etwas
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