1555 - Saladins grausamer Klon
müssen wir davon ausgehen, dass er sich auch um andere Hindernisse nicht zu kümmern braucht.«
»Wie genau hast du ihn gesehen?«, fragte Suko.
Ich hatte ihn zwar beschrieben, doch nicht so intensiv, wie Suko es gern gehabt hätte. Und so versuchte ich es erneut und sprach davon, dass er eigentlich nur ein Umriss gewesen war.
»Schon ein Unding, aber es ist so gewesen«, fügte ich hinzu.
»Ich habe nicht gesehen, dass er Glenda verlassen hat, als du in der Küche gewesen bist.«
»Und ich spüre nichts mehr in mir«, erklärte Glenda. »Ich bin wieder normal.«
Das konnten wir nur hoffen. Aber unsere Hoffnung war mehr als gering, und als sich wieder das Telefon meldete, erstarrten wir zu dritt.
»Nimm du ab, John.«
»Okay.« Ich folgte Glendas Rat und musste meinen Namen nicht erst nennen.
»Na, Geisterjäger, hast du dir Verstärkung geholt?«
»Wie meist du das?«
Saladin lachte mir ins Ohr. »Dein Kumpan, der Chinese, ist gekommen. Aber glaube nicht, dass er etwas reißen kann. Hier halte ich die Fäden in der Hand. Aber Kompliment, es war eine gute Idee, Glenda außer Gefecht zu setzen, sonst würde sie jetzt nicht mehr bei euch sein. Nur damit ihr euch nicht zu früh freut. Ich bin noch immer mit im Spiel.«
Ich wollte nicht, dass die Verbindung abriss, und sagte deshalb: »Warum schickst du deinen Klon, Saladin? Warum kommst du nicht selbst?«
»Er muss Erfahrungen sammeln, Sinclair. Deshalb habe ich ihn geschickt. Und er ist gut. Er wartet auf seine Chance, und die wird er bekommen.«
»Ja, das denke ich mir. Nur kannst du dich darauf einstellen, dass wir uns wehren werden.«
»Ich weiß. Es wird euch nur nichts nützen. Und wenn wir uns wiedersehen, ist es mit euch vorbei. Freut euch auf den Fortlauf des Abend und der Nacht.«
Das war es. Mehr wollte er nicht sagen.
Da Glenda und Suko über Lautsprecher mitgehört hatten, wussten auch sie Bescheid, und sie schauten mich an.
»Wie seht ihr die Lage?«, fragte Glenda.
»Er hält die Trümpfe in der Hand, fürchte ich«, gab Suko zur Antwort. »Er kann uns wirklich an der langen Leine halten, denn wir wissen nicht, wie wir an ihn herankommen können. Keiner weiß, wo er sich versteckt.«
»Wo könnte er denn sein?«, fragte Glenda mit schwacher Stimme.
Ich winkte ab. »Einer wie Saladin hat keinen festen Aufenthaltsort. Wenn wir davon ausgehen, dass er sich nicht mehr bei Mallmann in der Vampirwelt aufhält, dann kann er mal hier sein und im nächsten Moment woanders. Er ist ein Springer, ein Beamer, wie auch immer. Die Welt steht ihm offen.« Ich deutete auf Suko und dann auf mich. »Diese Welt ist uns verschlossen und das wird sie auch immer bleiben.«
Glenda massierte ihren Nacken und sagte dabei mit leiser Stimme: »Ich bin dann eure oder unsere einzige Chance.«
»Das stimmt. Aber deine Kräfte sind nicht so intensiv wie die des Hypnotiseurs. Zum Glück konzentriert er sich mehr auf das Beamen. Er hat die Hypnose etwas in den Hintergrund gestellt, und das ist gut. Der brauchte ja nur einen Blick, um Menschen unter seine Kontrolle zu bringen. Ich muss euch nicht daran erinnern, dass wir es schon erlebt haben.«
»Aber das bringt uns hier nicht weiter«, sagte Suko.
Ich nickte. »Genau. Nur müssen wir weiterkommen, und da werden wir uns etwas einfallen lassen.«
»Das übernimmt Saladin schon«, sagte Suko. »Denk an das Telefongespräch. Er gibt nicht auf.«
»Wobei mich der Klon im Moment mehr interessiert als sein Schöpfer selbst. Ich denke…«
»John, Achtung!«
Glendas Stimme hatte nicht nur laut geklungen, sondern auch etwas schrill.
Wir waren mehr auf uns konzentriert gewesen und hatten die Umgebung aus den Augen gelassen.
Nicht so Glenda.
Sie starrte auf das Fenster und zeigte auch dorthin, sodass wir jetzt alle sahen, was sich dort tat.
In der Scheibe stand der Klon!
***
Suko bekam ihn zum ersten Mal zu Gesicht und sah, dass meine Beschreibung stimmte. Der Klon war nichts anderes als ein Gebilde, das jemand mit einem grünen Stift auf die Scheibe gemalt hatte und sich nicht bewegte.
Auch wir bewegten uns nicht. Es war schon überraschend, von der Theorie in die Praxis zu wechseln, und nur Glenda fing an zu lachen und schüttelte dabei den Kopf.
»Was hast du?«, fragte ich.
»Nichts, eigentlich. Ich weiß nur, dass er in mir war, und jetzt ist er das nicht mehr. Ich denke, dass er aus mir herausgetreten ist, ohne dass es einer von uns bemerkt hat. Es sei denn«, fügte sie hinzu, »dieser Klon ist nicht
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