1555 - Saladins grausamer Klon
haben.«
»Ja, den gab es.«
Sie schaute mich jetzt aus klareren Augen an. »Kannst du mir ihn auch nennen?«
Ich hatte ihre raue Stimme gehört und fragte, ob sie etwas trinken wollte.
Zuerst zeigte sie ein Lächeln, dann deutete sie ein Nicken an.
Wasser war jetzt für sie am besten. Ich ging zurück in die Küche und hörte Suko mit Glenda sprechen.
Während das Wasser ins Glas lief, hatte ich Zeit, mich meinen Gedanken hinzugeben. In meinem Kopf tuckerte es, ich war ein wenig durcheinander, auch deshalb, weil ich befürchtete, dass man mir Glenda wegnehmen könnte. Dass sie durch Saladins Macht zu einer völlig anderen Person wurde. Es war nicht einfach, damit zurechtzukommen. Besonders dann nicht, wenn man einen Menschen so lange kannte wie ich Glenda.
Mit dem vollen Glas ging ich wieder zurück ins Wohnzimmer.
Glenda lag nicht mehr. Suko hatte ihr in eine sitzende Haltung geholfen und ihren Rücken mit Kissen abgestützt. Sie war noch ziemlich blass im Gesicht, und in ihrem Nacken hatte Suko den nassen Lappen deponiert.
Glenda nahm das Glas in beide Hände. Sie setzte es an den Mund und trank. Als es beinahe leer war, stellte sie es zur Seite und presste ihre Hände gegen die Wangen.
»Großer Gott, was ist nur mit mir geschehen?«, flüsterte sie. »Warum hast du mich niederschlagen müssen, John?«
»Du weißt es doch.«
»Nein. In mir ist alles leer. Mir fehlt die Erinnerung.«
»Und jetzt?« Ich ging behutsam vor, ehe ich sie mit der Wahrheit konfrontierte.
»Was meinst du?«
»Fühlst du dich wieder okay?«
»Was man so okay nennen kann«, murmelte sie. »Ich weiß nicht, was genau geschehen ist.«
»Gut.«
»Nein, das ist nicht gut.«
»So habe ich es auch nicht gemeint. Du erinnerst dich jedoch daran, dass du mich angerufen hast?«
Auch jetzt musste sie nachdenken, was ich als ein nicht so gutes Zeichen ansah.
Schließlich stimmte sie zu, aber sie erklärte, dass sie sich nur schwach erinnerte.
»Das ist nicht weiter tragisch.«
»Und weshalb habe ich dich angerufen?«
Es hatte jetzt keinen Sinn mehr, dass ich ihr die Wahrheit verschwieg. Dabei ging ich in kleinen Schritten vor, und sie konnte nur mit offenem Mund staunen. Später fragte sie dann mit leiser Stimme: »Und das ist mir passiert?«
»Ja. Es war ein Angriff des Hypnotiseurs. Er ist nicht selbst erschienen, wie ich schon sagte, sondern hat seinen Klon geschickt, der dich übernahm.«
»Er ist in mir drin?«
»Leider.«
»Und wie war das möglich?«
»Er ist kein stoffliches Wesen. Ich will ihn auch nicht als einen Geist bezeichnen. Er ist eine sichtbar gewordene Idee, so kann man das vielleicht bezeichnen.«
»Aber das ist ja furchtbar.«
»Sicher, Glenda.« Ich lächelte trotzdem. »Aber jetzt sind wir bei dir, und ich bin sicher, dass wir ihn in den Griff bekommen.«
»Saladin?«
»Wen sonst?«
»Das glaube ich nicht. Ihn kann keiner in den Griff bekommen, und ich fürchte mich davor, dass er mich hypnotisieren könnte.«
»Er schon, aber nicht sein Klon. Ich sage dir noch mal, dass er kein Gesicht hatte. Es kann sein, dass dies noch kommt, aber zunächst mal ist er ohne Augen, Ohren, Nase und Mund gewesen.«
Glenda schaute auf ihre Hände. »Muss ich denn davon ausgehen, dass er immer noch in mir steckt?«
»Ich habe ihn nicht verschwinden sehen.«
Sie ballte die Hände und rief: »Aber ich spüre ihn nicht mehr in mir. Ich fühle mich ganz normal und habe Mühe, das alles zu verdauen, was ich gehört habe.«
Ich nickte. »Aber damit ist unser Problem nicht aus der Welt geschafft.«
»Du meinst, dass es einen neuen Versuch geben wird?«
»Ja.«
Ihre Augen weiteten sich. »Bei mir…?«
Diese schlichte Frage hatte mich auf einen Gedanken gebracht, der eigentlich nahelag. Warum sollte es Saladin mit seinem widerlichen Klon nur bei Glenda versuchen? Es gab noch Suko und mich, und wir trugen nichts bei uns, das uns geschützt hätte.
»Da könnte sie nicht mal so falsch liegen, John«, sagte Suko. »Du weißt, auf was ich hinaus will. Glenda war bewusstlos. Mit ihr konnte Saladin in diesem Zustand nicht viel anfangen, weil ihr Wahrnehmungsvermögen gestört war. Jetzt ist sie wieder voll da, und wir sind es in diesem Fall auch.«
»Okay, ich gebe dir in allen Dingen recht. Eine Frage stellt sich trotzdem. Wo steckt dieser Klon?«
Suko zuckte mit den Schultern.
»Er kann überall sein«, sagte ich. »Er ist keine Materie in physikalischem Sinne. Das Fenster war kein Hindernis für ihn, und so
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