1555 - Saladins grausamer Klon
doch etwas dran war. Saladin war ein Mensch, dessen Pläne nur schwer zu durchschauen waren. Er war nicht berechenbar, und sollte es ihm gelingen, Glenda auf seine Seite zu ziehen, dann hatte er wirklich etwas gegen uns in der Hand.
Ich wollte nicht, dass ausgerechnet Glenda zu einer menschlichen Waffe gegen uns wurde.
»Was sagst du, John?«
»Nichts.«
»Du bist geschockt.«
»Ja«, gab ich zu. »Ich bin geschockt, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass so etwas Wirklichkeit wird.«
»Kannst du es nicht? Oder willst du es nicht?«
»Beides.«
»Okay, aber wir müssen mit allem rechnen und versuchen, unsere persönlichen Emotionen aus dem Spiel zu lassen.«
Ich ging vom Fenster weg und nahm wieder meine Wanderung auf. Diesmal allerdings mit anderen Gedanken im Kopf.
Von einem derartigen Nackenschlag würden wir uns so leicht nicht erholen, das stand fest. Aber ich fragte mich auch, ob es so weit kommen musste. Vielleicht gab es noch eine andere Möglichkeit, an die wir gar nicht gedacht hatten.
Sich darüber den Kopf zu zerbrechen war müßig. Wir machten uns damit nur gegenseitig verrückt.
»Soll ich dir sagen, woran ich denke, Suko?«
»Gern.«
»Ich glaube nicht, dass unsere Vermutungen zutreffen. Saladin ist keiner, der andere Götter neben sich duldet. Das ist eine Tatsache. Auch wenn er Glenda auf seine Seite zieht, wird sich bei ihm nichts ändern. Davon musst du ausgehen. Er zieht die Dinge allein durch. Er braucht keine Helferin.«
»Ja, ja, schon gut, John. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als hier zu warten.«
»Du sagst es.«
Verzweiflung wollte von mir Besitz ergreifen. Dank seiner Kraft war es Saladin möglich, Glenda an jeden Ort der Welt zu schaffen und dort zu verstecken, sodass wir das Nachsehen hatten.
»Ich muss was trinken«, sagte ich.
Da die Flasche leer war, brauchte ich eine neue. Ich ging in die Küche und stemmte mich für Sekunden auf der Arbeitsplatte ab, wobei ich den Kopf gesenkt hielt. Es war eine Haltung, die meinem Zustand entsprach, in dem Wut, Ärger und Depression eine Einheit bildeten.
Wenig später öffnete ich die Kühlschranktür und holte gleich zwei Flaschen Mineralwasser hervor.
Der Weg in den Wohnraum war nicht weit. Auf halber Strecke stoppte ich trotzdem, denn ich hatte etwas gehört.
Stimmen?
Kalt rieselte etwas meinen Rücken hinab. Die nächsten Schritte legte ich so lautlos wie möglich zurück, und ich warf einen ersten Blick in den Wohnraum.
Suko war nicht mehr allein. Er hatte Besuch bekommen, und der Besucher drehte mir den Rücken zu.
Dass ich ihn trotzdem erkannte, lag an seiner Größe, seinem etwas seltsam geformten Kopf und seiner Kleidung, die aus einem Mantel bestand. Und ich sah noch etwas, da der Mantelkragen nicht hochgestellt war. Da schimmerte die leicht grünliche Haut, die ich nur von einer Person kannte, und die war schon mehr als zehntausend Jahre alt.
Myxin, der Magier!
***
Der Schlag hatte Saladin nicht nur mit voller Wucht getroffen sondern auch völlig überraschend. Nichts hatte ihn vorgewarnt, und so musste er den Gesetzen der Physik folgen. Er flog zur Seite und war nicht mehr in der Lage, sich auf den glatten Fliesen zu halten. Er kippte um und schlug mit der Seite auf.
Glenda hätte nachsetzen können, doch das wollte sie nicht. Für sie kam es nur darauf an, so schnell wie möglich die zweite Tür zu erreichen und durch sie zu verschwinden. Sie setzte auf ihr Glück und darauf, dass die Tür nicht abgeschlossen war.
Sie sprang über den am Boden liegenden Hypnotiseur hinweg und sah die Tür dicht vor sich.
Ihre Hand schlug auf die Klinke.
Ja, die Tür war nicht verschlossen.
Die Hoffung war für Glenda wie ein leuchtender Himmel, der aber sehr schnell wieder verdunkelte, denn sie hatte Saladin nicht lange genug ausschalten können.
Er war wieder da und griff zu!
Seine Hand umklammerte ihren rechten Knöchel. Sie schrie unwillkürlich auf, und dann spürte sie, wie ihr Bein ruckartig nach hinten gezogen wurde.
Glenda verlor den Halt. Sie sah den harten Boden rasend schnell auf sich zukommen. Mit einer Reflexbewegung brachte sie es fertig, die Arme noch auszustrecken, sodass sie nicht auf das Gesicht fiel. Zumindest nicht zu hart, denn die Arme knickten ihr schon weg.
Den scharfen Schmerz ignorierte sie. Wie auch das Blut, das aus ihrer Nase strömte.
Viel schlimmer für sie war, dass sie es nicht geschafft hatte.
Plötzlich fühlte sie sich von jeder Kraft verlassen.
Saladin schlug seine
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