1555 - Saladins grausamer Klon
Klon blieb ihr auf den Fersen.
Allmählich nahm ihr Plan Gestalt an. Sie wusste genau, was geschehen musste. Es kam auf die letzten Sekunden an und auf den Augenblick der Überraschung.
Sie war recht nahe an Saladin herangekommen. Der überhebliche Ausdruck in seinem Gesicht war nicht zu übersehen. Kopf und Hals lagen frei.
Glenda wäre jetzt gern Suko gewesen. Dann hätte sie genau gewusst, wo sie den Hypnotiseur treffen musste, um ihn auszuschalten. Es reichte ja aus, wenn er nur für eine kurze Zeit bewusstlos war.
Glenda dachte nur an die zweite Tür. Sie allein würde ihr die Flucht ermöglichen.
»Was willst du?«
Der Ton in Saladins Stimme gefiel ihr nicht. Sie hatte den Eindruck, dass er etwas ahnte, und sie sah sie gezwungen, zu handeln.
Plötzlich verwandelte sich Glenda in eine Schauspielerin. Was sie nie für möglich gehalten hätte, schaffte sie jetzt. Sie lächelte ihren Feind breit an.
Das gefiel Saladin nicht. Es irritierte ihn sogar und drängte ihn zu einer Frage.
»Freust du dich auf deinen Tod?«
Glenda riss sich wahnsinnig zusammen. Sie ging noch einen Schritt auf den Hypnotiseur zu und meinte: »Nein, auf seinen Tod freut sich niemand. Es sei denn, er ist so schwer erkrankt, dass der Tod nur eine Erlösung für ihn sein kann.«
»Für dich ist er…«
Glenda startete. Es war nur ein einziger Schritt, den sie überwinden musste. Aber sie hatte Zeit genug gehabt, die Hand zur Faust zu ballen.
Sie schlug zu.
Mit voller Wucht traf ihre Faust den Hypnotiseur zwischen Ohr und Kinnseite am Hals…
***
Mal schaute ich Suko an, mal ins Leere. Wir hielten uns immer noch in Glendas Wohnung auf und kamen uns vor wie Statisten, die auf ihren Einsatz warteten.
Es gab keine Glenda Perkins mehr, nur die Wohnung, die uns so leer vorkam. Der Nachbar Eric Rivette war zurück in seine Wohnung gegangen.
Es ließ sich niemand mehr blicken. Weder Saladin noch sein verfluchter Klon. Sie hatten offenbar kein Interesse mehr an uns, denn es war das geschehen, was Saladin wollte. Er hatte sich Glenda geholt, um sie auszuschalten.
Verstehen konnte ich das nicht. Glenda war durch das Serum verändert worden, und zwar unfreiwillig, aber sie hatte für Saladin keine direkte Gefahr gebildet. Suko und ich wussten auch, dass es ihr unangenehm war, dieses Zeug in sich zu haben.
Saladin hätte eigentlich kein Motiv gehabt, sich ihren Tod zu wünschen. Er hatte sie trotzdem entführt, und wir konnten uns nur vorstellen, dass er aus reiner Selbstsucht gehandelt hatte, weil er eben der Einzige sein wollte, dem dieses Privileg zustand.
Ich wusste nicht, wie viel Zeit seit Glendas Verschwinden bereits verstrichen war.
Ich hatte nicht auf die Uhr geschaut, und das tat ich auch jetzt nicht. Aber ich besaß auch nicht die Ruhe meines Freundes Suko, der fast bewegungslos im Sessel saß und mir zuschaute, wie ich immer wieder unruhig im Zimmer auf und ab schritt.
Ich konnte einfach nicht stillstehen, und wenn ich mal anhielt, dann vor dem Fenster, um nach draußen in die Dunkelheit zu schauen. Der Himmel zeigte eine dicke Decke aus Wolken, sodass keine Gestirne zu sehen waren. Nur der Glanz der Großstadtlichter spiegelte sich an manchen Stellen als matter Schein.
»Er wird sie fertigmachen«, sagte ich leise.
»Seit wann denkst du so pessimistisch?«, murmelte Suko.
Ich fuhr herum. »Was glaubst du denn?«
Er hob den rechten Arm. »Es könnte auch sein, dass er völlig andere Pläne verfolgt.«
»Ich wüsste keine.«
Suko gab sich gelassen. »Dafür habe ich mir Gedanken gemacht.«
»Da bin ich aber gespannt.« Ich hatte es ziemlich ärgerlich gesagt, was meinen Freund amüsierte.
»Denk doch mal nach, John. In den Adern der beiden fließt dieses Serum. Sie sind sich also fast gleich, und es könnte sein, dass er seine Pläne geändert hat.«
»Genauer.«
»Gleich und gleich gesellt sich gern. Dass er versuchen wird, Glenda auf seine Seite zu ziehen.«
Ich staunte Suko an. »Himmel, das wird nie klappen! Das kannst du dir abschminken. Das macht Glenda nie im Leben mit.«
»Meinst du?«
»Hör auf und…«
»Ich höre nicht auf, John. Saladin ist jemand, der so etwas schafft. Er braucht Glenda nur zu hypnotisieren, dann wird sie ihm auf Schritt und Tritt folgen. Und damit besäße er dann so etwas wie eine Waffe, die er gegen uns einsetzen kann.«
Ich schwieg. Ich wollte nichts sagen. Mit Sukos Gedanken konnte ich mich nicht anfreunden. Aber wenn ich realistisch dachte, dann musste ich zugeben, dass
Weitere Kostenlose Bücher