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1555 - Zu Arkons Ruhm und Ehre

Titel: 1555 - Zu Arkons Ruhm und Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sagte Barishon mit leisem Spott. Gleich darauf wurde er jedoch ernst. „Verzeih meine Neugierde, Hochedler", fuhr er fort. „Was bewegt dich, unseren mit soviel Bedacht ausgearbeiteten Plan zu ändern? Der Imperator hat deinem Vorhaben zugestimmt, wie du mich wissen ließest.
    Das Imperium wird dich unterstützen. Befürchtest du etwa, daß die Hoheit des Imperators anderen Sinnes werden könnte?"
    Haemon von Tereomin winkte ärgerlich ab. „Es geht nicht um den Imperator", sagte er. „Mein Vorhaben trägt zu seinem persönlichen Ruhm ebenso bei wie zum Ruhm des Imperiums. Er wird seine Ansicht nicht ändern. Nein, das Problem ist mein Vater, der im hohen Alter die Tendenz entwickelt hat, starrsinnig zu sein."
    „Gheetar von Tereomin?" staunte Barishon. „Er kann doch nicht im Ernst etwas dagegen haben, daß sein jüngster Sohn im Auftrag des Imperators die Durchführung eines Projekts von galaktischer Bedeutung übernimmt!"
    „Ich sage dir, wogegen er etwas hat", grollte Haemon. „Erstens hat er etwas gegen dich. Ein Hochedler, will er mir klarmachen, sucht seine Freunde nicht unter den Söhnen von Händlern und Bauern."
    „Ich kenne seine Ansicht zu diesem Thema", sagte Barishon. „Mich stört sie nicht, und dich sollte sie auch nicht beunruhigen."
    „Der Alte hat bei Hof und sonstwo noch recht viel Einfluß", wandte Haemon ein. „Es sähe ihm gar nicht unähnlich, wenn er versuchte, dir unter irgendeinem Vorwand das Kommandeurspatent entziehen zu lassen."
    „Dann flöge ich eben als Subalterner mit", antwortete Barishon gleichmütig. „Außerdem ist über Gheetar von Tereomin noch eines zu sagen", fuhr Haemon fort. „Die Triebkraft, die sein Verhalten bestimmt, ist der Geiz. Ich habe dem Imperator versprochen, daß die Sippe der Tereomin sich mit einem Drittel ihres Familienvermögens an den Kosten des Unternehmens beteiligen wird. Als der Alte das hörte, brachte es ihn fast um den Verstand. Er will mich entmündigen lassen. Ich habe mit meinen Rechtsexperten noch nicht darüber gesprochen, aber es besteht die Möglichkeit, daß er dies wirklich tun kann.
    Solange ich noch auf Arkon bin, versteht sich. Man kann niemand in seiner Abwesenheit entmündigen."
    „Ich verstehe", sagte Barishon. „Ich kümmere mich sofort um diese Angelegenheit. Nach meiner Ansicht können wir in spätestens fünf Tagen startbereit sein."
    „Ausgezeichnet", lobte Haemon von Tereomin, leerte seinen Becher und stand auf. „Eine weitere Bitte habe ich noch: Gib auf dich acht! Der Alte ist unberechenbar. Er könnte auf die Idee kommen, daß er unser Vorhaben vereiteln und sich damit eine Menge Geld sparen kann, indem er dich ausschaltet. Sieh dich um!"
    „Dasselbe gilt für dich", antwortete Barishon. „Wenn er dich aus dem Verkehr zieht, ist er garantiert alle Sorgen los."
    „Ich habe schon daran gedacht", bekannte Haemon, „aber ich glaube nicht, daß ich in Gefahr bin.
    Gheetar von Tereomin zeigt Symptome von Altersstarrsinn und Senilität. Aber am eigenen Sohn wird er sich nicht vergreifen."
    Adel verpflichtet. An diese jahrtausendealte Binsenweisheit fühlte Haemon von Tereomin sich jedesmal erinnert, wenn er seinen Gleiter auf das große Trichterhaus zusteuerte, das nach den Plänen eines angeblich genialen Architekten inmitten eines weitläufigen Parkgeländes errichtet worden war. Haemon hätte am liebsten in einer hölzernen Hütte tief in den Wäldern des Südens gewohnt, fernab aller Zivilisation, mit seinen über- und beigeordneten Dienststellen nur durch elektromagnetische und hyperenergetische Kommunikationsmittel verbunden. Dort hätte er sich wohl gefühlt. Aber ein Hochedler hatte nicht das Recht, sich in den Dschungel zu verkriechen. Er hatte sichtbar zu sein und seine Kaste zu repräsentieren. Der Glaube des Volkes an die Makellosigkeit der arkonidischen Gesellschaftsordnung wurde gestärkt, wenn der bürgerliche Vater hinter vorgehaltener Hand dem Sohne zuraunen konnte: „Schau, dort geht der Hochedle Haemon von Tereomin, gerade dreißig Jahre alt und schon General!" Solcherweise inspirierte man die Jugend. Denn es wußte ein jeder, daß der Imperator mit Adelsprädikaten nicht geizig war, wenn sich nur einer als tüchtig genug erwies, und daß die Zugehörigkeit zum Adel fast eine Garantie für eine glänzende Karriere war.
    Die großen Bäume waren so dicht belaubt, daß im Park trotz der Lichtflut, die die Sterne des großen Kugelsternhaufens über Arkon ausgossen, mattes Halbdunkel herrschte.

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