1555 - Zu Arkons Ruhm und Ehre
ist. So weit ist der Zerfall schon gediehen. Man will nicht mehr regieren. Man will sich von einer Maschine regieren lassen!"
Gheetar von Tereomins Lippen zitterten. „Ich sehe darin nichts Falsches", brachte er mit Mühe hervor. „Wenn die Technik in der Lage ist, die Beratung des Imperators zu übernehmen, dann soll man sie gewähren lassen - nach entsprechender Programmierung, versteht sich."
Haemon erkannte, daß es ihm nicht gelingen würde, den Starrsinn des Vaters aufzuweichen. Ein Ausdruck der Bitterkeit erschien in seiner Miene. „Die Größe eines Volkes wächst aus dem Mut, aus der Kraft, aus der Initiative und dem Einfallsreichtum seiner Bürger", sagte er ernst. „Jahrtausendelang hat der arkonidische Adel diesem Volk zu ständig wachsender Größe verhelfen. Generation um Generation haben die oberen Schichten der arkonidischen Gesellschaft immer wieder unter Beweis gestellt, daß Arkon einen Anspruch darauf hat, im Konzert der galaktischen Mächte laut und deutlich gehört zu werden.
Aber der Adel ist müde geworden. Er will seine Aufgabe nicht mehr wahrnehmen. Er denkt daran, die Geschäfte an eine positronische Maschine abzugeben. Es wird Zeit, daß man frisches Blut in die Führungselite des Reiches einbringt. Dort unten, wo die Händler und Soldaten, die Bauern und Wirte leben, ist von Dekadenz noch keine Spur. Dort glaubt man noch an die Größe Arkons. Dort weiß man, daß nur der persönliche Einsatz dem Imperium diese Größe bewahren kann. Es ist höchste Zeit, daß Arkoniden wie Barishon in die Führungsgremien des Reiches vordringen."
Der Alte zitterte jetzt am ganzen Körper. Mit großer Mühe stemmte er sich aus den königsblauen Kissen des Polstersessels in die Höhe. „Frevel! Frevel!" zeterte er mit schriller, sich überschlagender Stimme. „Du sprichst wider die verbrieften Rechte des Adels! Du ... du redest dem bürgerlichen Gelichter das Wort! Du ... du ..."
Die Kräfte verließen ihn. Haltlos, mit einem ächzenden Laut, sank er in die Polster zurück.
Haemon von Tereomin war inzwischen aufgestanden. „Es hat keinen Zweck, mit dir über solche Dinge zu sprechen", sagte er bitter. „Du schließt die Augen vor dem Unheil, das sich dem Imperium mit schleichenden Schritten nähert. Bevor ich gehe, habe ich dir etwas mitzuteilen, was dir noch weniger Freude bereitet als die Wahl meines Freundes Barishon zum Befehlshaber der Kreuzerflottille."
Gheetar war in sich zusammengesunken. Er hatte die Augen geschlossen. Es mochte sein, daß er Haemons Worte überhaupt nicht gehört hatte. „Es schien dir vor wenigen Minuten eine große Erleichterung zu sein, daß der Imperator alle Kosten des Unternehmens bestreiten würde", fuhr Haemon erbarmungslos fort. „Es tut mir leid, daß ich einen Wermutstropfen in den Becher deiner Selbstgefälligkeit fallen lassen muß. Ich habe zugesagt, daß die Familie Tereomin das Vorhaben mit einem Drittel ihres Sippenvermögens unterstützen wird."
Da schoß Gheetar von Tereomin in die Höhe wie von der Sehne geschnellt. Vergessen waren von einer Zehntelsekunde zur andern Schwäche und Alter, Enttäuschung und Niedergeschlagenheit. Der Greis bebte am ganzen Leib. „Ein Drittel des Familienvermögens!" kreischte er. „Du hast den Verstand verloren! Du bist verrückt! Ich werde dich entmündigen lassen! Niemand hat das Recht, eine solche Vereinbarung ohne meine Zustimmung zu treffen. Ich werde ... ich werde ..."
Den Rest der Drohungen hörte Haemon von Tereomin nicht mehr. Die Tür hatte sich hinter ihm geschlossen.
Barishon war ein Wesen von unscheinbarem Äußerem. Seine Kleidung wirkte bescheiden und wies keines der Ornamente auf, mit denen Adelige sich zu schmücken pflegten. Vor einigen Monaten war Barishon auf Haemons Fürsprache hin in den Stand eines Edlen
3.
Klasse, in den niedrigsten Adelsrang also, erhoben worden. Haemon von Tereomin hatte dem Imperator klarmachen können, daß Barishon wie kaum ein anderer dazu qualifiziert sei, das Kommando über ein Raumschiff der Kreuzerklasse zu übernehmen. Da Kommandeurspatente für größere Kriegsschiffe üblicherweise nur an Angehörige des Adels verliehen wurden, hatte Reomir I. dem Sohn eines Lebensmittel- und Weinhändlers den zeremoniellen Adelskuß auf die Stirn gedrückt und ihn „Barishon, Edler von Amharu" genannt. Amharu war die Gegend, aus der Barishons Familie stammte.
Haemon und Barishon waren Freunde, seit sie vor einigen Jahren gemeinsam die Raumfahrtakademie
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