1556 - Mongolen-Tod
trotzdem war es mein Job, die Mörderin zu finden, die sich meiner Ansicht nach schon länger in London aufhielt, aber geschickt untergetaucht war.
Blieb es bei diesen vier Morden? Oder waren noch weitere geplant? Welches Motiv steckte dahinter?
Ich musste die Fragen im Raum stehen lassen, denn eine Antwort konnte ich mir nicht geben. Mir war klar, dass hier jemand so etwas wie einen Rachefeldzug durchzog und dass dieser Jemand kein normaler Mensch war. Wer konnte durch Feuer gehen, ohne von den Flammen verbrannt zu werden?
Auch auf diese Frage musste ich eine Antwort bekommen. Natürlich hatte ich keinen Beweis dafür, aber mir war klar, dass die Mörderin unter einem dämonischen Schutz oder Einfluss stand und sich deshalb so sicher durchs Feuer bewegen konnte.
Sie brauchte nichts zu fürchten, weil sie mit anderen Mächten in Verbindung stand.
Es würde alles andere als einfach sein, diesen Fall zu lösen, und der Druck in meinem Innern wurde nicht weniger.
Ich befand mich auf der Fahrt zum Haus des toten Dave Harrison. Irgendetwas musste er meiner Ansicht nach bemerkt haben. Eine Warnung oder Ähnliches, und möglicherweise hatte er es an seinen Vertrauten oder an eine Vertraute weitergegeben.
In einer Gemeinschaft mit einer Frau hatte er nicht gelebt.
Das Haus des Toten lag südlich der Themse am Rand des Stadtteils Belgravia. Hier zu wohnen konnte sich nur eine begüterte Schicht leisten, zu der ich nicht gehörte.
Ich fuhr langsamer, als ich die Straße erreichte, in der der Tote gewohnt hatte. Die Häuser standen hier nicht direkt an der Straße, sondern versetzt auf großzügigen Grundstücken, die durch Gitter oder Mauern geschützt waren. Das Grundstück, auf dem das Haus des Gangsters lag, wurde von einem hohen Eisenzaun abgeschirmt.
Es gab ein Tor, zu dem auch eine Kamera gehörte.
Wer hineinwollte, musste sich über eine im Tor integrierte Sprechanlage melden.
Das genau tat ich, nachdem ich meinen Rover verlassen hatte. Zuerst hörte ich nichts, abgesehen von einem recht unangenehm klingenden Knacken. Bis eine Männerstimme fragte: »Wer ist da?«
»John Sinclair. Scotland Yard.«
»Ach ja? Ich…«
»Hören Sie«, unterbrach ich ihn. »Ich kann meinen Ausweis vor die Kamera halten und…«
»Dann tun Sie das.« Da der Vorschlag von mir gekommen war, musste ich ihn auch durchführen. Ob er sich lesbar auf dem Monitor irgendwo im Haus abzeichnete, war mir egal. Ich wartete nur auf ein bestimmtes Geräusch, das ich auch gleich darauf vernahm.
Das leise Brummen war nicht zu überhören, und wenig später schwang das Tor nach innen.
Ich kehrte wieder zurück in den Rover und rollte gleich darauf durch das offene Tor und über einen Weg, der sorgfältig geharkt und von altem Laub befreit worden war.
Er führte eine Anhöhe hoch und endete vor einem Haus, dessen Fassade einen halbrunden Bogen aufwies. Mehrere Säulen stützten ein Vordach. Unter ihm musste ich hergehen, um die Tür zu erreichen.
Ich stoppte den Wagen dort, wo schon andere Karossen standen, deren Preise nicht meinem Einkommen entsprachen.
Die Tür des Rover hatte ich schon geöffnet, als sich mein Handy meldete. Suko wollte was von mir.
»Störe ich, John?«
»Nein.«
»Dann hör zu.«
Mit wenigen Sätzen legte er mir dar, was er erfahren hatte. Einen großen Schritt war er nicht weitergekommen, aber es gab schon einen Schimmer der Hoffnung am Horizont.
Ich erfuhr auch von einer verschwundenen Mongolin, deren Spur Suko nachgehen wollte.
»Und deshalb treibt es dich in den Puff?«
»Haha, wir können ja tauschen.«
»Nein, lass mal lieber. Aber wir hören wieder voneinander.«
»Darauf kannst du dich verlassen.«
Ich steckte das Handy wieder weg und ging die wenigen Schritte bis zur Tür, die ich nicht aufdrücken musste, weil sie wie von Geisterhand geführt aufschwang.
Ein Bär von einem Mann erwartete mich, der mit einem schwarzen Jogginganzug bekleidet war. Haare wuchsen keine auf seinem Kopf. Dafür hatte er einen schwarz glänzenden Sichelbart, der an den Seiten bis zum Kinn hing.
»Und jetzt?«, fragte er.
Als ich seine Stimme hörte, wusste ich, dass es die aus der Sprechanlage war.
»Es geht um den Tod Ihres Chefs.«
»Weiß ich, aber den können Sie nicht mehr sprechen.«
Ich wollte mich nicht verarschen lassen. »Das will ich auch nicht. Aber du kannst es dir überlegen, Meister, ob ich beim Yard mit dir reden soll oder hier.«
»Ich weiß nichts.«
»Schön, und wer weiß etwas?«
Er
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