1556 - Mongolen-Tod
den Fall herum, bevor er auf den Punkt kam. Wenn er eine derartig knappe Antwort gab, dann wusste er wirklich nichts.
Er fragte trotzdem noch mal nach. »Wirklich nicht?«
»Ich würde dir gern helfen, Inspektor, denn auch ich will hier in der Stadt meine Ruhe haben, das kannst du mir glauben, aber diesmal bin ich überfragt.«
Suko blieb hart. »Auch was den Mongolen-Tod angeht?«
»Hm.« Der Mann überlegte. »Das nicht, aber das fällt auch nicht in mein Gebiet. Es war etwas im Busch, das ist schon richtig. Man hat auch davon gesprochen, dass Dave Harrison eines seiner Mädchen abhanden gekommen ist, und es geht auch das Gerücht um, dass sich in der Nähe seiner Häuser hin und wieder eine fremde Frau gezeigt hat, die Fragen stellte.«
»Ihren Namen hat sie aber nicht genannt - oder?«
»Doch, du kennst ihn.«
»Der Mongolen-Tod?«
»Ja, diesen Begriff ließ sie manchmal fallen. Aber hinter was sie her war, hat sie nie genauer gesagt. Sie ist immer recht allgemein geblieben. Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass sich so etwas herumgesprochen hat. Begriffe wie dieser werden in der Branche immer gern aufgenommen.«
»Was weißt du noch?«
»Nichts, Inspektor, gar nichts. Du hast mir mehr erzählt.«
»Und wie hieß das Mädchen, das aus dem Bordell verschwand?«
Azuki hob die Schultern. »Das darfst du mich nun wirklich nicht fragen, denn ich habe damit nichts zu tun. Ich gehe meinen eigenen Geschäften nach. Wenn ich etwas höre, dann eher am Rande. Ansonsten halte ich mich zurück.«
Das glaubte ihm Suko zwar nicht ganz, in diesem Fall allerdings hatte er wohl die Wahrheit gesagt. Azuki hatte nichts mit den vier Morden zu tun - und auch nichts mit dem Mongolen-Tod.
»Es tut mir leid, aber da musst du dir schon einen anderen Informanten suchen.«
»Ja, suchen stimmt. Ich bin auf der Suche nach dem Mann, der mich vor dem Mongolen-Tod gewarnt hat. Ganz sicher weiß er mehr.«
»Das ist anzunehmen.«
»Dann frage ich mich, ob er möglicherweise ein Landsmann der Mörderin ist.«
»Kann auch sein.«
»Und du als Stammgast in der Sauna, kennst du jemanden, der Mongole ist und hier schwitzt?«
»Hm. Ich kenne eigentlich viele Menschen.«
»Das ist nicht meine Frage gewesen.«
Azuki lachte. »Du bist wie ein Blutegel, Suko. Ja, das bist du. Du lässt niemals locker.«
»Nicht bei vier Toten.«
»Ja, das finde ich auch. Man kann manchmal übertreiben, und niemand weiß, ob es schon das Ende ist oder nicht noch mehr Menschen sterben werden. Dann wird die Unruhe noch größer. Das können wir alle hier nicht gebrauchen. Es ist besser, wenn man die Mörderin stellt, was sicherlich nicht so einfach sein wird.«
»Du sagst es.«
»Hast du dich schon mal im Umkreis des Toten umgehört?«
»Nein, das habe ich noch nicht.«
»Ich würde dazu raten. Es kann sein, dass du dort eine Spur findest. Vielleicht ist Harrison auch gewarnt worden und hat diese Warnung ebenfalls nicht ernst genommen.«
»Ich werde mich darum kümmern.«
»Und finde die Killerin, Inspektor. Eines aber kann ich dir noch sagen.«
»Bitte.«
»Sie ist nicht in London zu Hause. Wäre dies der Fall, dann hätte ich davon gewusst, und ich hätte dir mehr helfen können. Aber denk auch an das verschwundene Mädchen aus einem von Harrisons Häusern. Vielleicht lässt sich dort eine Spur aufnehmen.«
»Danke für den Ratschlag.«
»Bitte. Und lass mich wissen, wenn du den Fall aufgeklärt hast. Ich weiß, dass du es schaffst.«
»Das will ich hoffen.«
Suko verließ die Sauna. Richtig zufrieden konnte er nicht sein, aber es gab zumindest eine Spur, und die führte in ein Bordell…
***
Dave Harrison!
Der Name hatte mir bisher nicht viel gesagt, das aber sollte sich ändern. Suko wollte seiner Sauna-Spur nachgehen, und so kümmerte ich mich um den Mädchenhändler, der er offiziell nicht war. Er sah sich mehr als Importeur an, aber es war auch klar, dass er an Bordellen beteiligt war oder sie selbst unterhielt.
Das war erlaubt. Allerdings war nicht erlaubt, was sich hinter den Kulissen abspielte, wenn er Frauen gegen ihren Willen in diesen Job presste. Leider konnte man ihm das nicht beweisen. Bei Razzien waren keine dieser Frauen ins Netz der Polizei gegangen, aber jeder ging davon aus, dass es sie gab und dass sie besonders für Kunden interessant waren, die perverse Veranlagungen hatten.
Jetzt war Harrison tot. Verbrannt und zuvor mir einem Pfeil gespickt worden. Ich konnte nicht sagen, dass er mir besonders leid tat,
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