1556 - Mongolen-Tod
schwebte.
Jetzt brauchte sie nur noch das Feuer.
Sie rieb ein Streichholz an ihrer Schuhsohle an. Die Flamme züngelte auf und fiel einen Moment später zu Boden. Sie landete in der Lache, die sofort Feuer fing.
Es gab ein puffendes Geräusch, und schon stieg eine Wolke aus Feuer in die Höhe, die in den Augen der Frau einen zuckenden Glanz hinterließ.
Das war erledigt.
Der blonde Mann aber nicht, denn alles konnte sie gebrauchen, nur keinen Zeugen…
***
Der Schlag hatte mich zwar zu Boden getrieben, aber ich war nicht bewusstlos geworden. So hart war er nun doch nicht gewesen. Außerdem konnte ich einiges einstecken.
Ich war im Moment nur nicht richtig fit. Ich kam mir vor wie in einem schaukelnden Boot auf hoher See. Mein Gehirn war nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Ich dachte so klar und normal wie immer und wollte mich erheben, was mir jedoch nicht auf Anhieb gelang.
Ich war zu schwach und kam einfach nicht vom Boden hoch. Irgendwas klappte nicht mehr bei mir. Zwar konnte ich mich aufstützen, doch ich sackte immer wieder zusammen.
Lange konnte ich mir das nicht leisten, denn ich wusste, dass die Mörderin sicherlich keine Zeugen haben wollte.
Noch hatte sie zu tun, doch das würde nicht unendlich dauern. Sie wollte sich wahrscheinlich den Anwalt holen. Dass ich mich ausgerechnet jetzt in seiner Nähe aufhielt, war ein Zufall gewesen, der nicht mit meinem Tod enden sollte.
Sie war noch nicht wieder zurück. Ich drehte mich so, dass ich die Tür im Auge behielt. Sie stand leider nicht weit offen. Über mehr als die Hälfte war sie zugefallen, und das beschränkte meine Sicht.
Ich lag auf dem Bauch, aber die Haltung gefiel mir nicht. Ich musste wieder hoch, doch in meinem Kopf breitete sich ein dumpfes Gefühl aus, das bis zu den Ohren reichte und auch mein Hören beeinträchtigte. So bekam ich überhaupt nicht mit, was jenseits der halb offenen Tür geschah.
Ich hatte mit mir selbst genug zu tun. Tief die Luft einatmen und sie wieder ausblasen. Dabei massierte ich mir mit einer Hand den Nacken und wunderte mich dann, dass man mir die Beretta nicht abgenommen hatte. Sie lag in meiner Nähe.
Um sie zu erreichen, musste ich mich umdrehen, und so geriet der Mann mit der Glatze und dem Sichelbart in mein Blickfeld. Ich sah ihn jetzt besser, und ich sah auch den Pfeil, der aus seiner Brust ragte. Auch mit ihm hatte die Mörderin kurzen Prozess gemacht.
Sie wollte wirklich alles vernichten, was sich ihr in den Weg stellte. Und damit alles, was zu Dave Harrison gehört hatte. Töten und verbrennen, das war ihre Devise.
Aber noch war ich da.
Und es ging mir auch wieder besser. Das taube Gefühl in den Ohren verschwand allmählich, sodass ich hörte, dass hinter der Tür jemand sprach.
Eine Frau und ein Mann.
Ich sah es als einen Vorteil an, denn wenn jemand sprach, tötete er nicht.
Hochkommen, das war mein Problem. Auch wenn ich es schaffte, war ich noch längst nicht fit für eine Gegnerin, die keine Gnade kannte.
An eine Flucht dachte ich trotzdem nicht.
Dann hörte ich ein Geräusch, das ich nicht einordnen konnte, doch danach war es plötzlich still.
Man konnte es auch als die Stille des Todes bezeichnen, und die hinterließ bei mir ein kaltes Gefühl im Nacken und auf dem Rücken.
Etwas war passiert, und ich brauchte nicht lange zu überlegen, um zu wissen, dass es den Anwalt Clayton Farell nicht mehr gab.
Aber die Mörderin war noch da.
Ich sah sie selbst nicht, ich bekam nur das mit, was sie angerichtet hatte. Innerhalb des breiten Türspalts stieg plötzlich ein wildes Flackern in die Höhe, das nur von einem Feuer stammen konnte. Augenblicklich wurde ich wieder an die Bilder des Films erinnert, die zeigten, wie die Killerin durch die Flammen ging.
Ihr taten sie nichts.
Anderen Menschen wohl.
Es gab für mich nur noch die Chance, so schnell wie möglich zu verschwinden.
Doch auch das gelang mir nicht.
Die Tür schwang auf.
Mein Blick fiel auf die Flammen, die bereits im Raum hinter der Tür eine Wand bildeten und die Möbel erfasst hatten.
Ich sah noch jemanden.
Die Mörderin stand vor den Flammen, direkt auf der Türschwelle, und sie war dabei, einen Pfeil aus dem Köcher zu holen, um ihn auf die Sehne zu legen.
Es gab keinen Zweifel mehr.
Ihr nächstes Opfer sollte ich sein!
***
Suko war in eine Gegend gefahren, die er bisher nicht kannte. Von einer verkehrsreichen Hauptstraße hatte er abbiegen müssen, war unter einer Eisenbahnbrücke hindurch gefahren und sah
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