1556 - Mongolen-Tod
»Du scheinst ebenfalls aus der Mongolei zu stammen.«
»In der Tat.«
»Und du bist hierher gekommen und hast dich hier eingerichtet.«
»Alles richtig, Suko. Aber ich habe meine alte Heimat nicht vergessen. Sie steckt noch in mir.« Er deutete auf seine Brust.
Suko nickte. »Und deshalb bist du auch über den Mongolen-Tod informiert. Oder nicht?«
»Ich hörte davon.«
»Warum diese Morde?«
Raiser zog ein betrübtes Gesicht. »Ein Mord, Suko, zieht oft mehrere hinter sich her. Es ist das Gesetz der Abrechnung, und das zieht diese Frau eiskalt durch.«
»Warum?«
»Weil eine verfluchte Bande ihre Schwester entführt hat und sie hierher schaffte. Aber dieses Leben hat sie kaputt gemacht. Sie starb, und das hat Sarina nicht vergessen.«
»Du kennst sogar ihren Namen?«
»Ja, denn gewisse Dinge bleiben einfach nicht geheim. So ist es auch in der Einsamkeit der Mongolei gewesen. Es war nicht einsam genug, als die Truppe das Dorf überfiel, die Frauen raubte und die anderer Bewohner erschoss.«
»Und unter diesen Frauen befand sich auch die…«
»Sie hieß Mai Tong. Sarina überlebte den Überfall als Einzige. Sie hat dann die Spur der Täter aufgenommen. Sie ist sehr intelligent und eine große Kämpferin, das sage ich dir.«
»Stimmt. Sie kann durch Feuer gehen, ohne selbst zu verbrennen.«
»Ja, diese Gabe hat sie.«
»Und woher?«
Raiser hob die Schultern. »Ich weiß es nicht genau. Aber es kann sein, dass sie es geschafft hat, einen großen Helfer auf ihre Seite zu ziehen. Einen Deva.«
Suko horchte auf. Der Begriff sagte ihm etwas. Er musste nur kurz nachdenken, und die Zeit gab ihm sein Gegenüber.
»Gibt es nicht mehrere Devas?«
»Ja, das ist ein ganzes Göttergeschlecht. Es gehören zahlreiche Wesen dazu, und eines von ihnen ist in der Lage, das Feuer zu beherrschen und diese Fähigkeit auch bestimmten Menschen zu verleihen. So ist das wohl bei Sarina gewesen. Sie hat sich offenbar an einen der Devas gewandt und ihre neue Fähigkeit dann für ihre Zwecke eingesetzt.«
»Dann hat er ihre Rache geleitet?«
»Das nehme ich an, und wahrscheinlich tut er das noch immer.« Die Augen des Mannes verengten sich. »Es ist noch nicht vorbei, Suko.«
»Ja, das denke ich auch.«
»Sie wird ihren Weg fortsetzen, bis alles erledigt ist«, sagte Raiser.
»Was denn?«
»Dave Harrison war der Schuldige. Ich habe ihn immer gewarnt. Er wollte nicht auf mich hören. Er war zu gierig. Er hat die Männer bezahlt, die so schrecklich gemordet haben.«
»Was war mit den Frauen?«
»Das ist eine böse Geschichte, von der er nicht die Finger lassen konnte, weil sie ihm viel Geld brachte. Keine der Frauen findest du hier im Haus. Sie leben woanders, und sie werden eingesetzt für Männer, die besondere Wünsche haben. Davon gibt es leider nicht wenige. Es hat sich herumgesprochen, wo man das Besondere erhält, und das geht manchmal bis zu einem grausamen Ende.«
»Du meinst den Tod?«
»Ja.«
»War das auch bei Mai Tong der Fall?«
»Nein, nicht so. Aber sie konnte das Leben nicht mehr aushalten. Wie sie an das Heroin gekommen ist, kann ich nicht sagen. Jedenfalls hat sie es genommen. Sie wurde abhängig, und das endete schließlich mit ihrem Tod. Ich muss dir noch sagen, dass ihre Leiche verschwand. Ich weiß es deshalb, weil sie in den letzten Tagen ihres Lebens hier im Haus gewesen ist.«
»Nur sie?«
Raiser schob seine Unterlippe vor. »Nein, ihre Schwester auch. Sarina hat sie geholt.«
»Dann hast du sie gesehen?«
»Nein. Sie war wie ein Phantom. Aber sie hat eine Nachricht hinterlassen. Sie hat sich selbst als den Mongolen-Tod bezeichnet, und das trifft auch zu, wie wir inzwischen wissen.«
»Und dann bist du in die Sauna gegangen und hast mich gewarnt.«
»Ja. Wir kennen uns zwar nicht, aber ich habe von dir gehört. Du bist ebenfalls Asiat und einer von uns. Deshalb kann ich dir wohl vertrauen.«
»Du hast trotzdem einen Fehler gemacht.« Sukos Stimme wurde leiser, blieb aber deutlich. »Hättest du mir mehr Informationen gegeben, hätte es die Toten vielleicht nicht gegeben. Wenn man es genau nimmt, bist du mitschuldig, Raiser.«
»Ich konnte nicht wissen, dass sie so konsequent ist.«
»Das glaube ich dir nicht. Du hast dich nicht getraut, etwas gegen Sarina zu unternehmen.«
»Auch das.«
»Und jetzt hast du auch Angst um deinen Kopf?«
Raiser schaute gegen die Decke und blies die Luft aus.
»Wohl fühle ich mich nicht. Ich weiß nicht, was diese Person noch alles vorhat. Sie ist
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