1557 - Die Bionten von Drumbar
fragender Blick galt Nikki Frickel, der Kommandantin. „Ihr könnt euch auf Wstavec verlassen.
Er weiß mindestens ebensogut Bescheid wie ich."
Unternehmungslustig öffnete der Knochenzwerg die Tür. Selten hatte Faragit ihn so aufgekratzt erlebt. Mit Nikki Frickel und ihren Begleitern verließ er die Hütte und tauchte draußen in die Reihen der Bewohner ein.
Nur die Biontin war zurückgeblieben. Von draußen drangen noch sekundenlang Gesprächsfetzen herein, dann war endlich Ruhe. „Und was... was ist mit dir?" fragte Faragit mit heiserer Stimme.
Er war froh, daß er vor Aufregung überhaupt ein Wort herausbekam. „Ich gehe nicht mit."
Nuurim dak Alban, so hieß die Biontin von der TABATINGA.
Ihre zwar grobe, aber wunderschön samtfarbene Haut bildete zu den kahlen Wänden den reizvollsten Kontrast der Welt. Und wenn sich Faragit vorstellte, daß eine wie sie sich an Bord dieses Schiffes durchgesetzt hatte, daß man sie anerkannte, packte ihn unwillkürlich Ehrfurcht. „Aber hier drinnen entgeht dir Ybor", wandte er ein. „Möchtest du, daß ich gehe?"
„Nein. Onein. Ich würde es vorziehen, dir die Siedlung später allein zu zeigen."
„Ich weiß das, Vorsteher. Ich habe deine Blicke gesehen."
„Sie galten dir."
„Auch das weiß ich."
Es war unmöglich, von ihrer Erscheinung nicht gefesselt zu sein.
Das große Auge mitten auf der Stirn schaute offen, ohne Scheu. Und Faragit war sicher, daß jedermann sie einfach sympathisch finden mußte. Zum erstenmal seit fünf Jahren interessierte er sich wieder für eine Frau. Zum erstenmal seit Ruubas Tod.
Die Raumfahrer wurden für die Nacht über leerstehende Hütten verteilt. Faragit suchte eigens diejenigen Bauten heraus, die besonderen Komfort boten.
Nur in Nuurim dak Albans Fall machte er eine Ausnahme. Die Hütte der Biontin war klein und hatte nur ein einziges Fenster. Dafür allerdings lag sie direkt neben seiner eigenen. Zwar lächelte die Frau von der TABATINGA wissend, doch sie legte keinen Protest ein.
Den Tag über waren sie sich wie von allein nähergekommen. Er wünschte, er hätte sie schon sein Leben lang gekannt. Zwischendurch fühlte sich Faragit, als sei genau das auch der Fall. Nicht allein die Freude am Unbekannten war es, die ihn jede Stunde mit ihr so sehr genießen ließ, sondern echte Zuneigung.
Während Nikki Frickel und ihre Leute mit Wstavec unterwegs waren, hatte er mit Nuurim dak Alban beinahe heimlich die Funkstation verlassen. Aber auf sie beide achtete ohnehin kaum jemand. Nicht eine Biontin war heute die Sensation, sondern die anderen Galaktiker.
Als erstes führte er sie durch die Randzonen der Siedlung, wo die meisten der selbsterstellten Gebäude standen. Zunächst verstand Nuurim nicht, welche Philosophie dahintersteckte – doch als er vom Prinzip der Eigenleistung erzählte, verwandelte sich ihr Unverständnis in Anerkennung. Und Faragit freute sich darüber.
Selbst für den Silo mit seinem Gerüst aus Holz hatte sie lobende Worte übrig. Sie lebte immerhin schon seit vielen Jahren unter Galaktikern und war nichts anderes gewöhnt als hochtechnisierte Umgebung.
Anschließend drehten sie mit einem der Gleiter ein paar Runden über die verwaisten Felder. Manchmal plapperte Faragit munter vor sich hin, manchmal schwieg er unter dem Ansturm nicht mehr erwarteter Glücksgefühle.
Die ganze Zeit über berührte er Nuurim dak Alban kein einziges Mal. Aber schon ihre Nähe war wichtig für ihn. Die Tatsache, daß sie mit ihm sprach, daß sie, die in die Zivilisationssphären der Galaktiker aufgestiegen war, sich mit ihm abgab.
Und nun lag sie dort drüben, in der Hütte nebenan.
Faragit tat kein Auge zu.
Er hatte sich sogar gewaschen, in einem Anfall erwachender Eitelkeit. Doch was nützte das, wenn man gegen jemanden wie Merlin Pitts aussah wie ein Monstrum? Durch das Fenster starrte er immer wieder hinüber. In ihrer Hütte brannte nun schon seit Stunden Licht, und ab und zu sah er durch das Material einer dünnen Jalousie einen sich bewegenden Schatten.
Sie wanderte herum. Sie war ruhelos. Wie lange mochte sie bleiben? Denn daß die Frau mit der Besatzung der TABATINGA Drumbar auch wieder verlassen würde, daran hegte er nicht den geringsten Zweifel. Was sollte sie hier, auf dem letzten Hinterwäldlerplaneten des Halo? Nein, dies war nichts für eine Biontin wie sie.
Eine Stunde später brannte bei ihr noch immer Licht. Am Himmel schimmerte das milchige Band der Galaxis, und die weit entfernte Sonne Halil
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