1557 - Die Bionten von Drumbar
sonst noch interessiert."
Faragit wurde puterrot vor Zorn. Sein Wangenstrang schwoll zur doppelten Stärke an, seine Hände ballten sich zu Fäusten. „Ich werde euch verdammten Kerlen sagen, was..."
Der Biont wurde mitten im Satz unterbrochen. Nikki Frickel hatte gedankenschnell die Verbindung getrennt, bevor Faragit seine beleidigenden Äußerungen hatte anbringen können. „Ich denke", sagte sie, „es ist an der Zeit für ein paar klärende Worte. Mir scheint, dein Wissen über die Monkin ist reichlich beschränkt."
„Ich weiß gar nichts über sie", brauste er auf. „Das muß ich auch nicht."
„Falsch, Vorsteher Faragit. Ganz falsch."
Und während Nikki Frickel begann, ihm das Ausmaß der Bedrohung klarzumachen, setzten sechs der zwölf Monkin-Raumer auf Drumbar zur Landung an. Binnen zehn Minuten steuerten sie in eine enge Kreisbahn, orteten Ybor und nahmen Kurs auf die Siedlung.
Nikki Frickel ließ die Plattform zehn Meter in die Höhe steigen und nahm langsam Fahrt auf. Sie beide waren allein oben geblieben, die anderen kamen zu Fuß hinterher. „Da hinten", dirigierte er. „Folge zunächst dem Weg. Ungefähr fünfzig Meter weit. – Halt, bis hierher. Jetzt über die Hütten nach links hinüber. Dazwischen sind wir richtig."
Auf einer Art Hinterhof ging die Plattform zwischen leeren Behältern und verkrüppeltem Gebüsch nieder. Die Kommandantin der TABATINGA hatte darauf bestanden, zumindest ein provisorisches Versteck zu suchen. Hierher würde sich niemand verirren – wenn die Monkin nicht auf die Idee kamen, Ybor mit Feinortern abzusuchen.
Nuurim dak Alban und die anderen trafen Sekunden später ein. Bei sich hatten sie unter Wstavecs Führung die Hälfte der Ertruser. Je zwei der Kolosse schnappten sich von der Plattform eine Kiste und trugen sie fort. Jede wurde an einem anderen Ort versteckt, so daß nicht durch Zufall die gesamte Ausrüstung von der TABATINGA entdeckt werden konnte.
Anschließend legten die Kommandantin und ihre Leute SERUNS an.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zurück zum Marktplatz.
Eines der Monkin-Schiffe würde dort mit Sicherheit landen. Faragit ging in die Knie und lehnte sich mit dem Rücken an eine Hüttenwand. Er stützte seinen Schädel schwer in beide Hände. In diesen Augenblicken war sein dünner Hals zu schwach, die ganze Last allein zu tragen. Drohten ihm die Dinge nicht über den Kopf zu wachsen? Er hatte nach der Zeit in der gentechnischen Zuchtstation nie etwas anderes erlebt als das kleine, überschaubare Drumbar. „Also jetzt die Informationen", begann die Kommandantin der TABATINGA. „Monkin, das steht für Monos’ Kinder. Es handelt sich um Bionten wie ihr. Aber sie haben eine verderbliche Philosophie entwickelt. Sie sagen, die Galaktiker und das Schicksal haben ihnen soviel Leid zugefügt, daß sie sich jenseits aller Moral stellen dürfen."
Nikki Frickel legte eine kurze Pause ein. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah sie in die Runde. „Sie nennen sich die Todgeweihten. Sie haben genau wie ihr keine Chance auf langes Leben, keine Möglichkeit zur Fortpflanzung. Ich weiß, das ist hart. Aber es ist die Realität, mit der ihr auf Drumbar zu leben gelernt habt. Im Gegensatz zu den Monkin. All das wollen sie wettmachen, indem sie als Piraten durch die Galaxis ziehen."
„Piraten?" Seine Frage verriet offenen Abscheu. „Ja. Ihr Anführer nennt sich der Stratege. Habt ihr auf Drumbar je von ihm gehört?"
„Nie", antwortete Vorsteher Faragit im Brustton der Überzeugung. „Davon wüßte ich."
„Sie haben nie versucht, bei euch Mitglieder zu werben?"
„Nicht, daß ich wüßte. Es würde sich auch nicht lohnen."
„Aber irgend etwas müssen sie von Drumbar wissen. Zum Beispiel die Geschichte mit der High-Tech, die hier lagert."
„Ja. Im Zeughaus. Aber das ist kein Geheimnis. Wir hatten früher Funkkontakt zu anderen Biontenwelten im Halo."
Er blickte kurz zum Nachthimmel hoch, wo ein halbes Dutzend heller Lichter zu lärmenden, feuerspeienden Scheiben anwuchs. „Allmählich wird mir ein Teil der Zusammenhänge klar", meinte Nuurim dak Alban.
Während sich Faragit gesenkten Kopfes finsteren Gedanken hingab, schaute Nikki Frickel die Biontin interessiert an. „Für solche Folgerungen haben wir dich mitgenommen, Nuurim. Sprich!"
Nun hob er wieder den Kopf. Immerhin war sie bei ihm. Er streckte zaghaft die Finger aus – und seufzte glücklich, als sie danach griff. Den Kopf wandte er dabei ab. Nikki Frickel sollte nicht sehen,
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