1557 - Die Blutbraut aus Atlantis
dann entladen werden, und Anatol konnte endlich eine Pause einlegen.
Etwas traf sein Fahrzeug mit einem harten Schlag. Nicht vorn an der Scheibe, sondern auf dem Dach des Fahrerhauses.
Das war keine Einbildung, ebenso wenig wie sein Zusammenzucken, denn er konnte sich nicht erklären, was ihn da getroffen hatte. Es war ihm fast schon wie ein Angriff vorgekommen.
Es war kein Stein vom Himmel gefallen. Es gab auch keine Felswände, von denen sich Steinbrocken hätten lösen können.
Anatol fuhr weiter, wenn auch mit einem unguten Gefühl. Er ging auch mit dem Tempo etwas herab. Seine Hände umfassten das Lenkrad jetzt noch härter, und er spürte, dass sein Herz schneller schlug als gewöhnlich. Was war da passiert? In den folgenden zwei Minuten ereignete sich nichts. Aber die Ruhe kehrte bei ihm nicht zurück. Er dachte an einen toten Vogel, der vom Himmel gefallen war, sagte sich dann aber, dass es nicht sein konnte. Hier fielen keine Vögel vom Himmel. Wenn sie starben, dann auf dem Boden. Der nächste Schlag! Obwohl Anatol fast damit gerechnet hatte, schrak er wieder heftig zusammen. Er schaute nach vorn, sah plötzlich dunkle Wolken am Himmel schweben, die ihm vorkamen wie ein böses Omen.
Dujew wollte nicht mehr weiterfahren. Er musste wissen, was diese Schläge zu bedeuten hatten. Anatol wollte Klarheit haben. Er bremste sanft ab. Wie ein schwerfälliges Ungeheuer blieb der große Truck stehen. Er gab Geräusche von sich und schien auszuatmen.
Dann wurde es still. Anatol rührte sich nicht. Er saß in seinem Fahrerhaus wie jemand, der auf etwas Bestimmtes wartet, aber nicht genau weiß, was auf ihn zukommt.
Die Stille machte ihn nervös. Er schielte nach oben zum Dach des Fahrerhauses, aber von dort bekam er nichts mehr zu hören. Kein weiterer Treffer oder Schlag, kein Kratzen, das ihn misstrauisch gemacht hätte. Es gab nur die Stille.
Dem Fahrer war schnell klar, dass er keine Aufklärung bekommen würde, wenn er hinter dem Lenkrad sitzen blieb. Er musste schon etwas unternehmen, und da brauchte er nur die Tür zu öffnen und auszusteigen. Ganz einfach, eine Sache, die er schon unzählige Male hinter sich gebracht hatte. Doch in diesem Fall hatte er ein mulmiges Gefühl, das ihm sogar die Kehle zuschnürte und die Luft zum Atmen nahm.
Hier war seiner Meinung nach alles normal und trotzdem vieles verkehrt gelaufen.
So etwas wie ein kalter Schauer lief seinen Rücken hinab. Dort hatte sich eine Gänsehaut gebildet. Gleichzeitig stieg ein Kribbeln von seinem Nacken in den Hinterkopf hinauf.
Vor dem Truck bewegte sich nichts.
Einen Moment lang überlegte Anatol, ob er wieder starten und fahren sollte, doch das passte nicht zu ihm. Er war ein verantwortungsvoller Mensch und musste alles genau wissen.
Er stieg aus.
Dabei hielt er den Atem an und war bereit, sofort zu reagieren. Eine Schusswaffe besaß er nicht, aber er hatte die Eisenstange mitnehmen können, die immer auf dem Boden vor dem Beifahrersitz lag.
Anatol Dujew kletterte ins Freie.
Zuerst stellte er den rechten Fuß auf den Boden, danach den linken.
Er blickte hoch.
Da erwischte es ihn auch schon. Etwas löste sich vom Dach des Fahrerhauses. Alles ging blitzschnell, er hatte nicht mal sehen können, was es genau war.
Die Folgen bekam er brutal mit.
Der Schlag traf seinen Kopf. Er war so hart, dass es Anatol von den Beinen riss.
Zwei kleine Schritte ging er noch zur Seite, dann geriet er ins Stolpern und landete auf der harten Erde, wobei die normale Welt für ihn erst einmal versank…
***
Für Anatol war es nur ein kurzes Wegtreten gewesen, dann war er wieder da, wenn auch etwas durcheinander, denn als er die Augen öffnete, fand er sich nicht sofort zurecht.
Er schaute gegen den Himmel, der schwankte. An seinem linken Ohr spürte er etwas Feuchtes, stichartige Schmerzen rasten durch seinen Kopf, die besonders seine rechte Schläfe malträtierten.
Er riss beide Augen weit auf.
An einen Vogel glaubte er jetzt nicht mehr.
Jemand hatte ihn brutal und hinterrücks angegriffen, nur sah er seinen Gegner nicht.
Er glaubte auch nicht an einen Menschen, denn der hätte sich bei dieser holprigen Fahrt kaum auf dem Dach des Fahrerhauses halten können. Aber was konnte es gewesen sein?
Dujew sah nichts. Er lag weiterhin auf dem Rücken und blickte auf die offene Fahrertür des Trucks. Niemand saß auf dem Sitz.
Aber den Schlag hatte er bestimmt nicht geträumt. Und er hatte sich auch nicht selbst niedergeschlagen.
Wie lange er schon
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