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1558 - Im Griff der Hölle

1558 - Im Griff der Hölle

Titel: 1558 - Im Griff der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Luft, das ich nicht sah. Es hätte mich auch nicht gewundert, wenn mir das Kreuz eine Warnung geschickt hätte, aber da tat sich nichts.
    Die Ruhe empfand ich als trügerisch und lauernd. Das Bild schimmerte golden und dunkel zugleich, doch es war der falsche Glanz des Goldes, von dem sich Menschen schon seit Jahrtausenden hatten blenden lassen. Mit dem Gold hatte auch der Teufel gelockt, und so passte diese Farbe zur gesamten Stimmung.
    Die Stille blieb nicht lange bestehen. Jenseits der Tür hörte ich Stimmen, und wenig später betraten Sean Kilrain und Martin Bloom das Zimmer.
    Kilrain sah aus wie immer. Der Küster aber wirkte gehetzt, und so blickte er sich auch um. Ihm schien es nicht geheuer zu sein, den Raum zu betreten.
    Das sagte er uns auch. »Hier kenne ich mich nicht aus, wirklich nicht. Es war das Refugium des Paters. Meine Frau hat ihm manchmal Essen gebracht. Ich habe ihn in Ruhe gelassen.«
    Sean Kilrain fasste ihn an der Schulter und drehte ihn herum, sodass er auf eine bestimmte Stelle an der Wand neben der Tür schauen konnte.
    »Kennen Sie das Bild?«
    »Ja.«
    »Gehört es Ihnen?«
    »Nein, nein!«, wehrte er heftig ab. »So etwas würde ich mir nie aufhängen.«
    »Also gehörte es dem Pater?«
    »Ja. Er hat es mitgebracht. Aber es hängt noch nicht lange dort. Er muss es versteckt gehalten haben. Und warum es jetzt hier hängt, weiß ich auch nicht. Ich weiß überhaupt wenig über ihn. Er - er - war mir und meiner Frau immer sehr fremd. Wir beide sind ihm stets mit großem Respekt begegnet, müssen Sie wissen.«
    »Oder hatten sie Angst vor ihm?«
    Der Küster schaute Kilrain an. »Auch das. Alvarez war nicht wie unsere sonstigen Priester. Meine Frau hat ihn mal als unnahbar bezeichnet und davon gesprochen, dass sie froh wäre, wenn er wieder verschwinden würde. Das hat er auch getan, nur haben wir nicht mit seinem Tod gerechnet.«
    »Spüren Sie denn beim Betrachten des Bildes etwas?«, erkundigte sich Kilrain.
    »Na ja.« Bloom lachte verlegen. »Ich würde es mir nicht in die Wohnung hängen. Ich kann es ja wegnehmen oder verbrennen, wenn Sie wollen.«
    »Nein, nein«, sagte ich schnell. »Für uns wäre es nur wichtig zu wissen, woher das Bild stammt.«
    »Keine Ahnung. Wie schon gesagt, ich habe mich wenig mit dem Pater unterhalten. Seit er hier wohnt, bin ich nur selten in das Zimmer gegangen. Besonders in der letzten Zeit vor seinem Tod.«
    »Gab es dafür einen Grund?«, fragte ich.
    Der Küster dachte nach. Dass er sich unwohl fühlte, war ihm anzusehen. Ich verstand ihn, denn auch ich fühlte mich in dieser Atmosphäre nach wie vor alles andere als wohl. Ich war immer noch der Meinung, dass etwas im Hintergrund lauerte, das uns nicht aus den Augen ließ.
    Als ich ihm einen auffordernden Blick zuwarf, rückte er mit der Sprache heraus.
    »Ja, es gab da etwas. Aber ich kann es schlecht erklären.« Er schaute sich um wie jemand, der etwas sucht. »Ich hatte hier immer das Gefühl, nicht allein zu sein.«
    »Tatsächlich?«
    Er nickte. »Ja, Mr. Sinclair. Nur habe ich nichts gesehen. Nichts Fremdes, das mir hätte Angst einjagen können. Aber mich überfiel hier in der letzter Zeit immer ein Unwohlsein.«
    »Haben Sie darüber mit dem Pater gesprochen?«
    Sein Erschrecken war tief und nicht gespielt.
    »Nein, wo denken Sie hin?«, flüsterte er. »Das habe ich mich nicht getraut. Ich fürchtete mich zudem davor, dass er mich auslachen könnte. Deshalb habe ich es gelassen. Aber komisch war mir schon zumute.«
    »Das verstehen wir.« Ich stellte die nächste Frage. »Gibt es einen Menschen hier im Ort oder auch mehrere, zu denen Pater Alvarez einen besonderen Kontakt gehabt hat? Ich weiß aus Erfahrung, dass Priester oft ihre Lieblinge haben, und es könnte hier auch so gewesen sein, wobei ich das natürlich nicht behaupten will.«
    »Nein, nein…« Er schüttelte den Kopf. Da er die Mütze abgenommen hatte, wirbelten seine grauen Haare durcheinander. »Jedenfalls ist mir nichts bekannt«, schränkte er ein.
    »Danke.«
    Das Wort sollte so etwas wie eine Verabschiedung sein, aber Martin Bloom hatte noch eine Frage.
    »Stimmt denn etwas mit Alvarez nicht?«
    »Es ist alles in Ordnung.«
    »Warum haben Sie dann das Grab öffnen lassen?«
    Ich hörte Sean Kilrain knurren. Es hatte sich also schon herumgesprochen. Eine konkrete Antwort gab ich dem Küster nicht. Ich sprach nur davon, dass sich bald alles aufklären würde.
    »Dann kann ich jetzt gehen?«
    »Das können Sie.«
    Auch

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