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1559 - Atlan und der Linguide

Titel: 1559 - Atlan und der Linguide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zusätzlichen Halt zu verschaffen.
    Faragit war sechsundzwanzig Jahre alt. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Bionten lag bei etwa sechzig Jahren. Faragit würde dieses bescheidene Alter mit Sicherheit nicht erreichen, und er wußte das.
    Seine Lebensgefährtin war vor fünf Jahren gestorben. In Nikki Frickels Begleitung hatte sich eine Biontin befunden. Faragit hatte sich in diese Biontin verliebt und sie unter sehr unerfreulichen Umständen verloren.
    Sie war diejenige gewesen, die zu den Monkin übergelaufen war. Ihr Tod war für Faragit ein furchtbarer Schock gewesen.
    Und trotzdem gab er nicht auf.
    Atlan wußte sehr gut, daß nicht alle Bionten wie Faragit waren, aber er fand ihren Mut und ihre Kraft bewundernswert.
    Sie ließen sich durch nichts und niemanden entmutigen.
    Und das, obwohl sie keine Zukunft haben! dachte Atlan betroffen.
    Keine Kinder - keinen Grund, etwas aufzubauen.
    So hätte man meinen sollen.
    Trotzdem versuchten sie es. Zumindest hier auf Drumbar. Aber eines nicht allzu fernen Tages würde es keine Bionten mehr geben.
    Wenn uns nicht ein dummer Zufall hier hinaus in den Halo geführt hätte, dann hätten wir noch nicht einmal bemerkt, daß sie sterben, dachte Atlan.
    Ihm wurde plötzlich bewußt, daß der junge Linguide ihn die ganze Zeit hindurch beobachten konnte.
    Er blickte unwillkürlich zur Ecke hin.
    Dort stand er, der Fremde - ein kleines, zierliches Geschöpf mit leuchtender Haarpracht.
    Der Himmel mochte wissen, was dieses Wesen allein schon aus Atlans Haltung herauszulesen vermochte.
    Sicher kannte dieser Schüler die Thesen seines Meisters, und wahrscheinlich war er hier, um Beweise zu sammeln. Duldsame, friedfertige Bionten wie Faragit kamen den Linguiden sicher gerade recht.
    Und wenn es nun stimmte?
    Wenn auch die Monkin friedlich geblieben wären, wenn man ihnen wenigstens ein Minimum an Hilfe gewährt hätte?
    Das werden wir nun niemals mehr herausfinden können, dachte Atlan, und ein Gefühl brennender Scham stieg in ihm auf. Wir haben die Chance dazu verpaßt. Die Wahrheit besteht ganz einfach darin, daß wir gar nicht erst darüber nachgedacht haben. Wir haben die Bionten schlicht und einfach vergessen. Wie konnte uns das bloß passieren! Sind wir denn alle blind gewesen?
    Der Linguide blickte herüber, still und unbeweglich, aber ohne jeden Zweifel über alle Maßen interessiert.
    Atlan wandte sich hastig ab.
    Ihm war plötzlich ein Gedanke gekommen.
    Er nahm Verbindung mit Tassagol auf. „Wie viele Bionten werden mittlerweile vermißt?" fragte er. „Keine Ahnung", erwiderte Tassagol. „Faragit gibt sich zwar große Mühe, aber mit dem Meldewesen ist es in Ybor so eine Sache. Es wäre für die Bionten unter den gegebenen Umständen ein bißchen schwierig, exakte Einwohnerlisten zu führen!"
    Das war sicher richtig. Aber mußte Tassagol es unbedingt in einem so vorwurfsvollen Tonfall sagen? „Vielleicht haben die Linguiden genaue Zahlen", fuhr Tassagol nach einer kurzen Pause fort. „Sie scheinen sich sehr für diese Dinge zu interessieren."
    „Die Linguiden?" fragte Atlan überrascht. „Warum?"
    Tassagol zuckte die Schultern. „Woher soll ich das wissen?" fragte er fast ein wenig gereizt. „Frag sie doch selbst!"
    Damit unterbrach er die Verbindung.
    Atlan blickte nach draußen - der junge Linguide stand immer noch an denselben Baum gelehnt.
    Der Arkonide begann sich zu fragen, ob der Schüler des Friedensstifters tatsächlich wegen der Bionten dort stand oder ob man ihm nicht vielmehr aufgetragen hatte, die Schleuse dieses Raumschiffs im Auge zu behalten.
    Das sollte sich ja wohl feststellen lassen, dachte er und ging hinaus.
    Das junge Geschöpf unter dem Baum sah den Arkoniden an. änderte jedoch nicht einmal seine Haltung.
    Atlan beschloß, sich außer Sichtweite des Linguiden zu begeben, um sich Gewißheit zu verschaffen.
    Er verließ die Schleuse.
    Der Schüler des Friedensstifters rührte sich nicht von der Stelle.
    Atlan ging um das Beiboot herum, bis man ihn von dem Baum aus nicht mehr sehen konnte.
    Dann kehrte er um und hielt vorsichtig Ausschau.
    Das zierliche Wesen mit den violetten Streifen im Haar stand immer noch an seinem Platz.
    Atlan kam sich lächerlich vor.
    Gerade wollte er zur Schleuse zurückkehren, da bemerkte er eine Bewegung seitwärts zwischen einigen Büschen. Er blieb stocksteif stehen und drehte vorsichtig den Kopf.
    Da war noch ein Linguide - ebenfalls ein Schüler. Aber der hatte bestimmt nicht die Aufgabe, Atlan zu

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