Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1559 - Atlan und der Linguide

Titel: 1559 - Atlan und der Linguide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
dem Ophaler Salaam Siin bereitwillig erklärt, was man sich unter der speziellen linguidischen Sprachtechnik vorzustellen hatte. Der Haken daran war nur, daß man mit diesen Erklärungen nicht das geringste anfangen konnte.
    Es war ungefähr so, als würde man einem Unkundigen die Bedienungsweise eines Hyperfunkgeräts erklären, ihm aber nicht verraten, wie man ein solches Gerät zuvor betriebsbereit zu machen hatte.
    Die Linguiden behaupteten, die eigentliche Erklärung dafür, wie das Ganze funktionierte, selbst nicht zu kennen.
    Atlan hielt das für eine Ausrede. Diese Wesen hatten seiner Meinung nach ganz einfach eine besonders raffinierte Methode gefunden, ihre Geheimnisse für sich zu behalten.
    Trotzdem ging er auf das Spiel des Linguiden ein. Aramus Shaenor hatte die Frage selbst provoziert - warum also hätte Atlan sie nicht stellen sollen? „Ihr könnt also doch per Funk arbeiten?" erkundigte er sich.
    Der Friedensstifter lächelte - ein mitreißendes, lebhaftes Lächeln. „Es ist kein Geheimnis dabei", behauptete er. „Wir sind durchaus imstande, eine Botschaft so zu formulieren, daß der Empfänger sie nicht einfach ignorieren kann, ganz gleich, auf welche Weise sie ihm übermittelt wird."
    So etwas Ähnliches hatte der Arkonide erwartet. „Du hast immer noch nicht begriffen, was es mit den Nakken auf sich hat", sagte er grob. „Ich weiß, daß du mit Worten umgehen kannst - ich habe dir damals auf Teffon sehr gut zugehört. Aber bei den Nakken kommst du damit nicht an."
    „Sie sind sehr abweisend", nickte Aramus Shaenor. „Das ist uns bereits bekannt."
    Abweisend - so konnte man das natürlich auch nennen.
    Genausogut konnte man sagen, daß es im Weltall kalt war. Diese Behauptung war nicht falsch.
    Aber sie war auch nicht unbedingt das, was man als „zutreffend" bezeichnen konnte. „Die Nakken", sagte Atlan, „sehen die Welt auf ganz andere Weise als du und ich oder irgend jemand sonst.
    Ihre Denkweise ist völlig fremdartig. Es ist noch nicht einmal sicher, daß sie und wir dasselbe meinen, wenn wir zum Beispiel sagen, daß wir uns zur Zeit auf dem Planeten Drumbar befinden."
    Der Linguide drehte sich ein wenig im Sitzen und stützte sich mit dem linken Ellbogen auf die Konsole. Seine gesamte Haltung signalisierte: Dies ist ein Thema, das mich brennend interessiert, und du kannst ungemein fesselnd darüber berichten. Gönne mir das Vergnügen, dir zuhören zu dürfen.
    Er war ein ungewöhnlicher Gegner. Hinter jedem Wort und jeder Geste stand das volle Gewicht seiner charismatischen Persönlichkeit.
    Aramus Shaenor war sich voll und ganz über seine Stärken und Schwächen im klaren. Aus dieser Klarheit resultierte eine ungeheure Sicherheit im Umgang mit seinen Gesprächspartnern.
    Atlan erkannte, daß er die Linguiden bisher unterschätzt hatte.
    Sie waren nicht einfach nur geschickte Redner, die aufgrund einer besonderen Begabung imstande waren, am Verstand ihrer Gesprächspartner herumzudrehen, sondern man mußte sie wohl eher als Kämpfer betrachten, vergleichbar mit jenen, die sich mit Kampfkünsten wie Dagor, Kung-Fu oder Karate beschäftigten. Auch dort kam es nicht in erster Linie, darauf an, die eigene Streitlust zu befriedigen. Es ging vielmehr darum, sich durch ein intensives Training ein so hohes Maß an Selbstsicherheit zu erwerben, daß man nicht mehr zu kämpfen brauchte - einfach weil man wußte, daß man imstande war, gegen jeden Gegner zu bestehen.
    Aramus Shaenor war gerade eine wandelnde Illustration des Wortes Selbstsicherheit: Er war sich seiner selbst sehr sicher. So sicher, daß den Arkoniden allmählich Zweifel daran beschlichen, ob es wohl sonderlich klug gewesen war, auf einen Zweikampf mit diesem Wesen einzugehen und ihm dann auch noch die Wahl der Waffen zu überlassen.
    Er verdrängte diese Zweifel. „Auch mit diesem Trick erwischst du mich nicht!" erklärte er spöttisch. „Mehr kriegst du von mir nicht zu hören."
    Aramus Shaenor wirkte weder enttäuscht noch gekränkt. „Du bist nicht sehr kooperativ", bemerkte er nüchtern. „Das ist bedauerlich, aber leider nicht zu ändern."
    Damit stand er auf.
    Er schien tatsächlich bereit zu sein, sich für den Augenblick geschlagen zu geben.
    Atlan hatte den Eindruck, daß er die Regeln dieses seltsamen Kampfes endlich durchschaut hatte: Er durfte sich nicht auf eine ausschließlich defensive Position fixieren lassen. Auf diese Weise konnte man ohnehin keine Kämpfe gewinnen. „Warum bringst du mich nicht einfach

Weitere Kostenlose Bücher