1564 - Wenn die Toten sprechen
sie um?« Suko hatte mehr zu sich selbst gesprochen.
Ich konnte nur die Schultern heben. Eine Antwort würden wir hier wohl nicht finden. Die konnte uns nur Maria geben, aber das Mädchen war verschwunden. Dabei hatte es hier gewohnt. Und das war auch mit ein Grund gewesen, warum wir das Haus aufgesucht hatten.
Wer hier lebte, der hatte sicherlich Spuren hinterlassen. Irgendwelche Hinweise in dem Zimmer, das Maria bewohnte, die uns weiterbringen konnten.
Wir hatten schon auf dem Weg hierher darüber gesprochen. Ich nahm das Thema wieder auf. Allerdings hoffte ich darauf, dass wir nicht zu lange suchen mussten.
Suko hatte die Idee, zur Anmeldung zu gehen.
Es gab hier keinen Computer, in dem die Namen der Gäste gespeichert waren, dafür fand mein Freund unter der Theke in einem Regalfach ein Anmeldebuch, das er lachend hoch hielt.
»Da wollen wir doch mal schauen«, sagte er und schlug das Buch auf.
Es war etwa bis zur Hälfte vollgeschrieben. In den einzelnen Abschnitten lasen wir die Namen der Gäste und die Nummer des Zimmers, in dem sie wohnten.
Das Glück blieb uns weiterhin treu, denn auf der zweiten Seite stand der Name Maria Conti.
»Das muss sie sein, John.«
Ich nickte. »Sie heißt also Conti.«
»Was meinst du damit?«
»Sie ist Italienerin.«
»Ja, hört sich so an,«
Ich tippte auf das Buch und meinte damit eine Zahl. »Zimmer drei.«
»Genau.«
»Dann los.«
Aufgrund der niedrigen Zahl konnten wir davon ausgehen, dass dieses Zimmer im Erdgeschoss lag. Wir gingen einen Flur entlang, und so war es dann auch.
Am Ende des Flurs sahen wir die Tür mit der Zahl 3.
Ich hatte gleich den Schlüssel mitgenommen, der an einer Holzwand hinter der Theke gehangen hatte.
Den Schlüsselbrauchte ich nicht. Das Zimmer war nicht verschlossen, und wieder betrat Suko es vor mir.
Es war ein kleiner Raum. Man konnte schon eher von einer Kammer sprechen. Eine zweite Tür, hinter der ein Bad hätte liegen können, gab es nicht. Wer sich hier im Zimmer waschen wollte, musste ein helles Waschbecken in der Ecke benutzen.
Ein Bett, ein Stuhl, ein kleiner Tisch und ein schmaler Schrank bildeten die Einrichtung. Das Bett war mehr eine Liege, die auseinandergeklappt werden konnte.
Alles wirkte sehr aufgeräumt. Nicht wie bei einem normalen Mädchen in dem Alter. Das war auch im Schrank zu sehen, den Suko geöffnet hatte.
Die wenige Kleidung hing auf drei Bügeln oder war sorgfältig zusammengefaltet worden.
»Was sagst du, John?«
»Das gibt uns keinen Hinweis.«
»Genau.«
Ich räusperte mich. »Dann lass uns mal in der Nachtkonsole nachschauen. Ich sehe da eine Schublade.«
Suko setzte sich auf das Bett und zog die Lade auf.
Eine Bibel lag dort, mehr nicht. Kein Tagebuch, keine persönlichen Aufzeichnungen eines jungen Mädchens, das dafür ausersehen war, einen besonderen Weg in seinem Leben zu beschreiten.
»Pech auf der ganzen Linie«, sagte Suko. »Es gib Maria Conti, aber sie hat keine Spur hinterlassen. Wie sagte Taylor noch? Ein Phantom. Und fast möchte ich ihm recht geben.«
»Okay, dann lass uns…«
Etwas störte mich, deshalb brach ich auch mitten im Satz ab. Ich konnte nicht genau sagen, was es war, aber es hatte sich etwas in meiner oder unserer Nähe verändert. Ich wollte nicht von einem Hauch sprechen, aber so ähnlich war es schon. Ich hatte den Eindruck, als würde sich jemand in unserer Nähe aufhalten, den wir beide nicht sahen.
Ich schaute zur Tür.
Da war nichts.
»Was ist, John?«
Ich hob die Schultern. »Das kann ich dir nicht sagen, aber ich spüre, dass es hier zu einer Veränderung gekommen ist, die wir noch nicht sehen.«
»Maria?«
»Ich glaube schon.«
»Siehst du sie denn?«
»Nein, aber ich spüre sie.«
»Das Kreuz?«
Ich hob die Schultern. »Kann sein, muss aber nicht. Und trotzdem, es hat sich etwas verändert. Da bin ich mir ganz sicher.«
»Kannst du sagen, wo?«
»Nicht genau, nur dass es hier im Zimmer ist.« Ich fasste nach meinem Kreuz, spürte es, konnte es aber nicht sehen, weil der Stoff darüber lag.
Deshalb zog ich es hervor und ließ es auf meiner Handfläche liegen.
Nein, es zeigte keine Veränderung, die mir auf gefallen wäre. Aber es hatte eine Veränderung gegeben, denn ich spürte deutlich die verschiedenen Temperaturen, die abwechselnd durch das Metall zu laufen schienen.
»Und?«
Ich erklärte es Suko und ließ mein Kreuz in die Jackentasche gleiten.
Er schlug mir auf die Schulter. »Dann sind wir nicht mehr allein, glaub es
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