1564 - Wenn die Toten sprechen
Das ist alles.«
»Und Sie glauben, dass das so einfach sein wird?« Taylor lachte leise.
»Das bestimmt nicht. Aber haben Sie eine bessere Idee?«
»Nein. Und ich habe auch ziemlich lange über die Beschreibung nachgedacht, ohne dass ich zu einem Ergebnis gekommen bin. Vielleicht sollten wir die Karteien durchforsten, aber vom Gefühl her habe ich den Eindruck, dass dieses Mädchen bei uns nicht registriert ist. So eine wie sie ist nicht auffällig geworden. Das glaube ich nicht.«
»Und wann können wir in unser Hotel?«, fragte Mike Hartmann.
»Wenn es nach mir geht, sofort.« Der Chiefinspektor lächelte. »Ein Fahrer wird Sie hinbringen. Wir bringen dort des Öfteren unsere Gäste unter.«
»Gut.« Die beiden standen auf und griffen nach ihrem Gepäck. Zwei Reisetaschen und ein Rucksack.
Ich bat noch um die Adresse, bekam sie auch und reichte den beiden die Hand.
»Wir werden uns bestimmt noch sehen. Spätestens dann, wenn wir Maria gefunden haben.«
»Und daran glauben Sie?«, fragte Silke.
»Ja, und nicht nur das. Ich bin sogar fest davon überzeugt, dass wir sie finden.«
»Das hoffen wir auch.«
Der Kollege bat uns, noch etwas zu bleiben. Er wollte nur noch dafür sorgen, dass die beiden gut wegkamen.
»Okay«, sagte ich.
Frank Taylor verschwand mit seinen Schützlingen. Suko und ich blieben allein zurück. Mein Freund schaute dabei auf die Gitter vor dem Fenster und fragte: »Was hat das Gespräch für dich ergeben? Bist du einen Schritt weiter gekommen?«
»Nur einen kleinen«, sagte ich.
»Wir kennen den Namen des Mädchens.«
»Sicher.«
»Und nun?«
Ich lächelte knapp. »Werden wir uns das Haus anschauen. Ich bin gespannt, ob wir etwas finden.«
»Okay, ähnlich habe ich auch gedacht.«
Frank Taylor kehrte zurück.
»Es tut mir leid um die beiden«, sagte er. »So wollten sie London sicherlich nicht erleben. Aber da kann man nichts machen. Diese Maria ist also bereits zum zweiten Mal aufgetaucht.«
»Nur sind beide Fälle verschieden«, sagte Suko. »Beim ersten Mal hat sie etwas erreichen können, aber hier hat man ihr die Leiche der Hotelbetreiberin präsentiert.«
Taylor hob die Schultern. »Und was sagt Ihnen das?«
»Bisher noch nichts«, gab ich zu.
»Eben. Beide Male ist dieses Mädchen aufgetaucht und wieder verschwunden. Trotzdem sind die Fälle verschieden. Ich weiß nicht, wie ich da außer dem Erscheinen des Mädchens eine Verbindung herstellen soll.«
»Das stimmt schon«, stimmte ich nachdenklich zu. »Aber irgendwo müssen wir anfangen.«
»Hört sich das nach einer Idee an?«
»Kann sein.«
»Okay, Sie beide sind die Fachleute. Deshalb meine Frage: Gauben Sie, dass ein Mensch so spurlos verschwinden kann oder in der Lage ist sich aufzulösen?«
»Gute Frage.«
Taylor schaltete schnell. »Für Sie gibt es so etwas - oder?«
Ich blickte in sein Gesicht, in dem die Anspannung deutlich zu erkennen war. Mir fiel dabei auf, dass seine Augenbrauen noch nicht grau geworden waren und rötlich schimmerten.
»Es gibt manche Dinge, die man sich nicht erklären kann. Oder sich kaum erklären lassen. Und das plötzliche Verschwinden eines Menschen gehört dazu. Fragen Sie mich nicht nach den genauen Gründen, aber ich bin sicher, dass wir trotz allem eine Spur finden werden.«
»Aha, und wo wollen Sie suchen?«
»In dem Hotel.«
»Gut, das können Sie. Allerdings müssen Sie dann das Siegel aufbrechen.«
»Das wird doch kein Problem sein - oder?«
»Nein. Wollen Sie sofort dorthin?«
»Ja.«
»Dann erkläre ich Ihnen den Weg.«
Das tat er in seinem Büro. Als Dienststellenleiter stand ihm eines zu. Er bat darum, dass wir ihn informierten, wenn wir etwas herausgefunden hatten, das den Fall weiterbrachte.
Wir versprachen es und verließen die Polizeistation.
Suko wollte wissen, was mich so sicher machte, dass wir in diesem Haus eine Spur finden würden.
»Sicher ist nichts. Ich denke allerdings an Maria. Sie hat in diesem Hotel gelebt. Jetzt frage ich mich, wo sie hin will? Hat sie noch einen zweiten Wohnsitz? Ich denke nicht. Also kann es sein, dass sie wieder an diesen Ort zurückkehrt.«
»Nicht schlecht gedacht.«
»Das meine ich doch. Oder kommt von dir eine bessere Idee?«
»Diesmal nicht.«
»Dachte ich es mir doch.«
»Aber es wird eine Ausnahme bleiben, Alter…«
***
Die Stimmen!
Sie zirkulierten durch ihren Kopf und wollten einfach nicht verschwinden, was Maria nicht begreifen konnte. Sie wehrte sich dagegen, aber sie schaffte es
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