1565 - Feuerhand
hätte keinen besseren Platz für sein Vorhaben wählen können.
Firehand war hier allein, und genau das wollte Mallmann so haben.
Er glitt in die Höhle hinein. Mit einem langen Schritt tauchte er in die Dunkelheit ein, und er schaffte es, sich so gut wie lautlos zu bewegen.
Da war kein Knirschen zu hören, kein Schaben irgendwelcher kleinen Steine.
Dracula II brauchte kein Licht, denn als Vampir war die Dunkelheit sein Freund. Er konnte in ihr sehen wie normale Menschen im Licht des Tages.
Nichts an ihm erinnerte mehr an eine Fledermaus. Er war jetzt die Gestalt mit einem menschlichen Körper. Selbst das rote D leuchtete nicht mehr auf seiner Stirn.
Mallmann stieß nirgendwo gegen. Über seine schmalen Lippen huschte ein Lächeln, als er Firehand sah.
Der Kerl lag auf dem Rücken. Er schlief, und er bewegte sich dabei nicht. Er schien zu Eis geworden zu sein, ohne jedoch Kälte abzustrahlen. Wahrscheinlich war er froh gewesen, einen Gegner losgeworden zu sein, und hatte geglaubt, sich mit gutem Gewissen ausruhen zu können.
Der Vampir näherte sich ihm so geschmeidig wie eine Katze. Besonders jetzt auf dem letzten Rest der Strecke sorgte er dafür, dass wirklich kein Laut zu hören war. Er musste damit rechnen, dass Firehand einen sehr empfindlichen Schlaf hatte, und aus dem sollte er erst erwachen, wenn Mallmann es wollte.
Er lag nicht bissbereit. Um das zu schaffen, musste Mallmann den Kopf des Mannes drehen, und zwar nach rechts, sodass die linke Halsseite frei lag. Dass Blut in ihm zirkulierte, das spürte der Vampir genau. Er schien es hören zu können, als er sich vorbeugte und seinen weit geöffneten Mund dicht über dem Gesicht schweben ließ.
Alles musste sehr schnell gehen, das war Mallmann klar.
Und es ging auch schnell. Der ersten Bewegung folgte sofort die zweite.
Den Kopf des anderen nach rechts drehen, den eigenen senken und den Biss ansetzen.
Es war perfekt.
Er hackte seine Zähne in den Hals hinein, er traf die entsprechende Ader, riss sie auf, das Blut sprudelte - und der Flammenmann wurde brutal aus seinem Schlaf gerissen.
Er brauchte eine gewisse Zeit, um zu reagieren. Genau die bekam er nicht. Malmann hatte seine Zähne tief in den Hals geschlagen und drückte mit der freien Hand den Kopf des anderen zurück, sodass der Mann ihn nicht mehr anheben konnte.
Er zuckte,, er trampelte, aber er kam nicht mehr hoch, und er spürte das Gewicht an seiner linken Halsseite. Den Druck wurde er nicht los, denn Mallmann kannte kein Pardon.
Ertrank!
Es war mehr ein Saugen und Schlürfen. Er wollte keinen Tropfen vergeuden. Sein Mund schien am Hals des Mannes festgetackert zu sein. Er saugte Firehand die Kraft aus dem Leib. Mit jedem Tropfen Blut, den er verlor, wurde er schwächer, was an seinen Bewegungen deutlich zu erkennen war.
Dracula II aber schwamm im Glück oder im Blut. Es gab nichts, bei dem er sich wohler gefühlt hätte als in solchen Augenblicken. Seinen Hunger und seine Sucht zu stillen, das war das Höchste für ihn. Nur dafür existierte er, und so saugte er wie jemand, der dicht vor dem Verdursten gestanden hatte.
So musste es sein und nicht anders. Es war einfach wunderbar.
Mallmann erlebte einen Himmel, seinen ganz persönlichen, und er geriet in einen regelrechten Rausch.
Durch das Zucken seines Kopfes bohrte er die Zähne noch tiefer in den Hals des Flammenmannes. Er hätte schreien können vor Glück und Zufriedenheit. Auch wenn er sich nicht oft mit Blut füllen musste, ab und zu musste das sein, und dann trank er mit einer großen Intensität, bis er sich völlig satt fühlte.
Sein Opfer bewegte sich nicht mehr. Es lag da wie zuvor, aber es schlief nicht mehr. Es war in einen anderen Zustand übergegangen, es war nur nach außen hin noch ein Mensch mit besonderen Eigenschaften. Aber jetzt war noch eine Eigenschaft hinzugekommen. Mallmann hatte ihn zu einem Unikat gemacht, denn als er seine Lippen vom Hals seines Opfers löste, da wusste er, dass vor ihm der erste Feuervampir lag. So etwas hatte es noch nie gegeben.
Dracula II richtete sich auf. Er fühlte das, was ihm auch als Mensch nicht fremd gewesen war. Ein stolzes Gefühl hatte sich seiner bemächtigt. Er hatte etwas geschaffen, was kaum zu fassen war.
Er stand auf.
Aus seiner Kehle drang ein Lachen. So gut wie in dieser Nacht hatte er sich lange nicht mehr gefühlt. Für ihn war es perfekt gewesen. Besser hätte es nicht laufen können, und was er hier getan hatte, war ein Bonus auf die Zukunft.
Der
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