1565 - Feuerhand
Schritt verließ er die Höhle.
Er stand auf einem kleinen Vorsprung. Rechts von ihm führte der Weg nach unten. An der linken Seite sah er das Gesträuch und den höher wachsenden Niederwald, der aus zumeist krummen und windschiefen Kiefern bestand.
Wo steckte der Verfolger?
Vielleicht über der Höhle, wo sich die Natur besonders dicht ausgebreitet hatte?
Darüber konnte er nicht länger nachdenken, weil er von einer fremden Stimme angesprochen wurde.
»Ich habe dich gesucht, Firehand!«
Er zuckte zusammen und drehte sich um, weil die Stimme in seinem Rücken aufgeklungen war. Dabei musste er den Kopf in den Nacken legen, um nach oben schauen zu können.
Am Hang stand jemand!
Er flog nicht mehr durch die Luft, aber Firehand wusste, dass es sich um seinen Verfolger handelte, denn jetzt sah er das tiefrote Symbol viel deutlicher.
Es war ein D und malte sich auf der Stirn des Mannes ab!
***
Der Flammenmann war überrascht worden. Trotzdem blieb er gelassen, und darüber wunderte er sich, schließlich war sein Versteck entdeckt worden.
Normalerweise hätte er dem Fremden schon gezeigt, was in ihm steckte.
In diesem Fall sah es anders aus, denn seine Neugierde war stärker als alle anderen Gefühle.
»Wer bist du?«, hörte er sich fragen.
»Ich habe dich gesucht und habe dich gefunden.«
»Hast du einen Namen?«
»Ich heiße Will Mallmann, aber du kannst mich auch Dracula II nennen. Alles klar?«
»Nein, noch nicht. Warum gerade Dracula II?«
Der Fremde mit dem blutroten D auf der Stirn grinste nur.
»War er nicht ein Vampir?«, fragte Firehand. »Ich erinnere mich, den Namen schon mal in einem solchen Zusammenhang gehört zu haben.«
»Gut, dann weißt du, wer ich bin. Ein Vampir, aber ein besonderer.«
»Ja, du kannst fliegen.«
»Ich kann mich verwandeln.«
»Und was willst du von mir?«
»Das werde ich dir sagen, wenn ich direkt vor dir stehe.«
Firehand überlegte. Dabei wunderte er sich über sich selbst, denn er verspürte nicht den Wunsch, diesen Besucher zu verbrennen, was bei nicht geladenen Gästen ansonsten der Fall war.
»Du kannst herkommen.«
»Danke, damit hast du eine gute Entscheidung getroffen.« Nach diesen Worten bewegte sich Will Mallmann und nahm den direkten Weg zu Firehands Höhle.
Der wartete voller Spannung.
Ganz sicher war er sich nicht, ob er den Vampir nicht doch in Flammen aufgehen lassen sollte.
Er hörte Schritte, dann erschien Mallmann auf dem Weg, und der Flammenmann sah, dass es sich tatsächlich um einen Vampir handelte, denn der Besucher hatte seinen Mund weit geöffnet, sodass die beiden Blutzähne hervorragten, die aussahen wie weißgelbe Dolche.
»Hier bin ich, Feuermann.« Mallmann ging die letzten Schritte und blieb stehen.
»Das sehe ich. Woher kennst du mich? Was willst du von mir? Wir sind uns nie begegnet.«
»Ich kenne viele, die wichtig sind.«
Firehand lachte scharf auf. »Das glaube ich dir sogar. Nur bin ich nicht wichtig für dich. Ich habe noch nie Kontakt zu euch Blutsaugern gesucht. Ich habe euch nicht beachtet, weil ich es eklig finde, Blut zu saufen.«
»Dann musst du jetzt umdenken.«
»Das weiß ich noch nicht. Warum…«
»Keine Fragen mehr, Firehand. Es ist einfach besser, wenn du mir zuhörst, denn ich kann dir ein besseres Leben oder Dasein versprechen und das in einer Welt, die du noch nicht kennst. Die einfach wunderbar sein wird. In der du dich austoben kannst. In der es niemanden gibt, der dich verfolgt.«
»Wo liegt diese Welt?«
»Ich weiß es. Und ich denke, dass du dich dort wohl fühlen würdest. Außerdem bist du dort nicht allein. Ich wäre dort stets an deiner Seite, aber auch in dieser Welt. Wir beide sind in der Lage, große Zeichen zu setzen, das kann ich dir versprechen.«
Firehand schüttelte den Kopf. »Du brauchst mir nichts zu versprechen. Ich will meinen eigenen Weg gehen. Ich finde mich allein zurecht. Ich habe das Feuer überstanden, und es hat mich zu seinem Freund gemacht. Ich liebe es, ich fühle mich in ihm geborgen. Es ist meine Seele, meine Energie, deshalb brauche ich dich nicht. Wohl aber die Flammen, aus denen ich immer wieder neue Kraft sauge.«
»Stimmt. Es war sehr beeindruckend. Ich habe dich beobachtet.«
Mallmann deutete in die Höhe. »Ich schwebte über allem. Du hast sogar noch einen Menschen verbrannt.«
»Ja, damit die Welt erfährt, wie mächtig ich bin. Damit die Menschen Angst bekommen.«
»Hast du auch daran gedacht, dass sie dich jagen könnten?«
»Na und? Das
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