1565 - Feuerhand
nichts am Hut.
»Dann können wir also nur warten«, fasste Suko zusammen, als wir kurze Zeit später im Lift standen, der uns in die Höhe zu unseren Büros brachte.
»Du sagst es.«
»Wird Justine ihn finden?«
»Ha.« Ich lachte. »Das kann durchaus auch umgekehrt sein. Darüber mache ich mir im Moment keine Gedanken. Ich habe Kaffeedurst.«
»Da bist du ja gleich richtig.« Suko meinte unser Büro mit Vorzimmer, in dem Glenda Perkins, unsere Assistentin, wie eine Königin herrschte, denn das war ihr ureigener Bereich.
»Nein!«, rief sie laut, als wir eintraten.
»Was ist denn?«, fragte Suko schnell.
»Ihr seid pünktlich.«
»Toll.« Suko schüttelte den Kopf. »Du tust ja so, als wäre dies eine Ausnahme.«
»Bei euch kommt es mir so vor.« Glenda hatte die Antwort zwar Suko gegeben, mich allerdings angeschaut, und dabei schüttelte sie einige Male den Kopf.
»Habe ich was an mir?«, fragte ich.
»Im Prinzip nicht.«
»Aber…?«
»Du siehst nicht eben ausgeschlafen aus.« Ihr Gesicht nahm einen wissenden Ausdruck an. »Als hättest du eine ungewöhnliche Nacht hinter dir.«
»Stimmt.«
»Ach. Und wieso?«
Natürlich konnte ich ihr nicht die ganze Wahrheit sagen. Glenda und Jane waren wie Katze und Hund, so blieb ich bei der halben. »Ich hatte Damenbesuch.«
»Das erklärt alles.«
»Super.« Ich ging zur Kaffeemaschine und wunderte mich, dass Glenda keine weiteren Fragen stellte. Nachdem die Tasse gut gefüllt war, drehte ich mich um und lächelte sie an. »Willst du nicht wissen, wer mich besucht hat?«
»Ich überlege noch.«
»Dann tu es.«
»Ich habe die Lösung bereits.«
»Super.«
Suko hatte sich schon in unser Büro verzogen, damit sein Grinsen nicht auffiel. So konzentrierte ich mich auf Glendas Antwort.
»Wenn du das schon freiwillig zugibst, kann es nichts sein, über das ich mich wundern würde.«
»Ich meine doch.« Jetzt spielte ich etwas mit ihr. »Es war eine Frau, blondhaarig, und die meisten Männer würden sie als verdammt sexy bezeichnen. Sie hat einen perfekten Körper, ein perfektes Gesicht und…«
»Hör auf zu schwärmen, das glaube ich dir sowieso nicht. Wahrscheinlich kommt das Gegenteil der Wahrheit näher.«
»Nein, es ist wirklich so, denn ich spreche von Justine Cavallo.«
Glenda schluckte. Erst danach sagte sie etwas und winkte dabei ab.
»Auch das noch.«
Innerlich musste ich schmunzeln. Ich hatte ihr ja nicht die Unwahrheit gesagt, und dass ich die zweite Person vergessen hatte - nun ja, eine Notlüge war in diesem Fall wohl besser für uns beide gewesen.
Glendas Neugierde war noch nicht gestillt. Sie stellte die Frage aber erst, nachdem sie schwungvoll auf ihrem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz genommen hatte.
»Was wollte sie denn?« Sie lachte. »Doch sicherlich nicht mit dir ins Bett gehen.«
»Nein, das nicht. Sie hat mir nur eine Information zukommen lassen.«
Ich trank die ersten Schlucke. »Sie hat mich darüber informiert, dass Dracula wieder im Lande ist.«
»Mallmann?« Glenda erschrak.
»So ist es.«
»Und wo?«
»Ich habe keine Ahnung, wirklich nicht. Sie hat es mir nicht gesagt. Kann sein, dass sie es selbst nicht weiß. Man kann durchaus behaupten, dass Mallmann die ganze Welt gehört. Ja, so ist das. Aber ich denke, dass er sich London aus einem ganz besonderen Grund ausgesucht hat. Er hat etwas vor, nur kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, was er vorhat.«
»Blut, er will Blut saugen.«
»Ja, kann schon sein. Das muss er sogar. Das kann aber nicht alles sein. Der erscheint nicht ohne einen großen Plan. So viel wissen wir von ihm. Ich weiß nicht mal, ob die Cavallo ihn gesehen hat. Genaue Angaben hat sie nicht gemacht.«
Glenda lachte. »Es wurde auch Zeit, dass wir wieder von ihm hören. Jetzt, wo es Saladin nicht mehr gibt.« Sie räusperte sich. »Egal, John, es fängt mal wieder von vorn an.«
»Du sagst es.« Ich lächelte ihr zu und war immer noch froh, die Klippe Jane Collins umschifft zu haben. Suko, der die ganze Wahrheit kannte, würde auch nichts sagen.
Glenda zupfte ihren bunten Blumenrock zurecht, dessen Saum die Knie nicht ganz erreichte, und wollte noch etwas sagen, aber das Telefon meldete sich.
Sie hob ab, und noch bevor sie sich namentlich melden konnte, sprach der Anrufer sie schon an.
Ich wusste nicht, was gesagt wurde, aber ich hörte die Stimme und erkannte sie auch. Unser Chef, Sir James Powell, hatte angerufen, und ich konnte davon ausgehen, dass ich erst gar nicht in unser
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