1566 - Vermächtnis eines Helden
deshalb von unschätzbarem Wert. Er arbeitet schon lange mit ihr zusammen und ist für einige wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet worden. Für die Siganesin würde er durchs Feuer gehen."
„Das wird hoffentlich nicht nötig sein." Die Kartanin ging zu ihrer Antigravplattform. Sie wartete, bis Tek sich zu ihr stellte, und startete. „Glaubst du wirklich, daß sie da unten in den Kristallen etwas findet?"
„Ich weiß nicht, was ich glauben soll", gab er zu. „Das Verschwinden des Modells hat mich total verunsichert."
Er betonte nicht, wie wichtig es ihm war, das Modell des ESTARTU-Denkmals wiederzufinden.
Dao-Lin-H’ay wußte es ohnehin. Er war davon überzeugt, daß es ihnen überaus wichtige Informationen im Zusammenhang mit dem Shant-Tor liefern konnte.
Als sie sich der ROBIN näherten, sahen sie, wie Dutzende von Raumsonden und Kleinraumern starteten, die mit Fernortungsgeräten ausgestattet waren. Sie hatten die Aufgabe, die Peripherie der Galaxis Vilamesch nach dem Shant-Tor abzusuchen. Tekener hatte diese Aktion angeordnet, obwohl er sich nicht sehr viel von ihr versprach. Zum einen wußte niemand, ob das Shant-Tor dreihundert Jahre nach seiner Fertigstellung überhaupt noch existierte, und zum anderen war der Raumsektor einfach zu groß, den es zu durchforsten galt. Darüber hinaus war das Shant-Tor aus kosmischer Sicht winzig klein. Die Chance, es auf diese Weise zu finden, war äußerst gering. Sie stieg erst dann, wenn das Tor große Energiemengen umsetzte, doch das war bisher noch nicht geschehen.
Sie betraten das Raumschiff und schwebten in einem Antigravschacht bis in die Nähe der Zentrale hoch. Bevor sie sich trennten, blieben sie noch einmal stehen. „Glaubst du, daß es dort unten irgendeine Art von Intelligenz gibt?" fragte Dao-Lin-H’ay.
Tekener schüttelte den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht", erwiderte er. „Ich habe überhaupt keine Vorstellung, was da unten ist. Die Bordsyntronik stuft die Wahrscheinlichkeit, daß Lamndar in irgendeiner Weise Erfolg hat, auf noch nicht einmal 8 Prozent ein."
„Dann gibt es etwas, was wahrscheinlicher ist?"
„Ich muß dich enttäuschen. Von allen möglichen Unternehmen hat das der Siganesinnen die höchste Aussicht auf Erfolg." Er zuckte mit den Schultern. „Mehr kann ich dir leider nicht sagen."
Damit ging er in die Hauptleitzentrale der ROBIN.
*
Lamndar Morcör stand eine Stunde später mit zwei Wissenschaftlerinnen vor der Kristallansammlung im Ruinenfeld. Die drei Siganesinnen trugen SERUNS. Alle drei hatten Kombistrahler dabei, die sie notfalls einsetzen wollten, um sich einen Weg durch die Kristalle zu öffnen. „Verschwindet!" rief die Archäologin zwei Arkoniden zu, die sich dem abgesperrten Bereich näherten. „Ihr macht zuviel Wind!"
Die beiden Männer begriffen, was sie damit meinte. Lachend zogen sie sich zurück, um sich einen anderen Teil des Ruinenfelds anzusehen.
Balian Mannt, eine hagere Frau mit dunkelgrünem Teint, schloß ihren SE-RUN und fragte ungeduldig: „Wann geht es endlich los? Oder wartest du darauf, daß noch ein paar Männer hier auftauchen, die du anfauchen kannst?"
Sie war Physikerin, aber Lamndar Morcör hatte sie nicht wegen ihrer wissenschaftlichen Qualifikation zu der Expedition eingeladen, sondern wegen ihrer Erfahrung bei Einsätzen auf fremden und unerforschten Welten.
Die Archäologin wußte zudem, daß Balian Mannt ausgezeichnet mit der Waffe umgehen konnte.
Jonna Trar war mit 13,3 Zentimetern die Kleinste von ihnen. Dabei brachte sie jedoch einige Gramm mehr Gewicht auf die Waage als sie, was schon am Umfang ihrer Taille deutlich zu sehen war. Doch das tat ihrem Temperament keinen Abbruch. Im Gegenteil. Ihr Übergewicht schien dafür zu sorgen, daß sie sich ständig in Bewegung hielt - im Gegensatz zu Balian Mannt, die den Eindruck machte, sie überlege sich jeden Schritt, bevor sie ihn ausführte.
Lamndar Morcör hatte sich zur Teilnahme von Jonna Trar entschlossen, weil die übergewichtige Frau für das Bord-Informations-Netz der ROBIN arbeitete und dafür sorgen würde, daß zumindest nach Abschluß der Expedition einer oder mehrere Berichte über die Aktion der Siganesinnen über das Bordnetz verbreitet werden würden. Sie hielt es für wichtig, einmal wieder über die Rolle der Siganesen zu informieren und ihre Bedeutung für das Gesamtunternehmen zu unterstreichen.
Sie schaltete ihren Telekom ein, und ein Holo von Ronald Tekener erschien direkt vor ihren Augen. Es
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