1566 - Vermächtnis eines Helden
war nicht sehr kompakt, so daß die Sicht auf ihre unmittelbare Umgebung nur wenig beeinträchtigt wurde. „Wir starten jetzt, Tek", teilte sie mit. „Viel Glück", wünschte er ihr. „Und beschränkt euch auf das Wesentliche. Fangt nicht an, nach hübschen Steinchen zu suchen, die ihr euch als Klunker um den Hals hängen könnt!"
„Krummbeiniger Affe", fauchte sie ihn an. „Gerade du mußt so einen Blödsinn von dir geben.
Ich staune, daß du nicht in irgendeinem Winkel dieser Welt unterwegs bist, um irgendwelche verrückten Waffen auszugraben, die irgendein Vorzeitaffe möglicherweise mal benutzt hat. Was machst du eigentlich mit all den Waffen, die du gesammelt hast? Spielst du heimlich Krieg?"
Der Smiler lachte. „Jetzt hast du es mir aber gegeben!"
Sie zog eine Grimasse und schaltete ab. „Kommt, Freundinnen", forderte sie ihre Begleiterinnen auf. „Wenn es einer von euch einfallen sollte, glitzernde Steinchen zu sammeln und mitzunehmen, sorge ich dafür, daß sie im Medo-Center zum Mann umgewandelt wird!"
„Angesichts einer solchen Drohung werden wir artig sein", versprach Jonna Trar feixend.
Sie folgte Lamndar Morcör, als diese sich in den schmalen Spalt schob und somit in die Welt der schimmernden Kristalle eindrang.
Balian Mannt bildete den Abschluß. Sie blieb in der Öffnung stehen und blickte lange zurück, als wolle sie Abschied nehmen. Tatsächlich aber hatte sie eine Entdeckung gemacht, die sie überraschte.
Aus der Perspektive der Siganesin wurde deutlich, daß vier Ruinen auf dem Ausgrabungsgelände aussahen wie die mehrfach gegliederte Basis des Terraner-Tors von Paillar. Sie selbst hatte dieses Tor nie gesehen, doch hatte sie oft genug Holografien davon studiert. Die Bilder hatten sich ihr eingeprägt.
Sie lächelte.
Jetzt war sie mehr denn je davon überzeugt, daß sie auf der richtigen Spur waren. Das Heldengrab Ankjards enthielt mehr als einen Hinweis auf die Heraldischen Tore.
Seltsam nur, daß die Erbauer diese Hinweise gaben. Was bezweckten sie damit? Wollten sie auf die Heraldischen Tore aufmerksam machen? Wollten sie neugierig machen? Oder handelte es sich nicht um Hinweise für andere, sondern einzig und allein um Ehrenbezeigungen für den Toten Ankjard?
Sie folgte Lamndar Morcör und Jonana Trar, die bereits einige Schritte voraus waren und sich nun vorsichtig mit Hilfe der Gravo-Paks in die Tiefe sinken ließen, wobei sie sorgfältig darauf achteten, nirgendwo Zerstörungen anzurichten.
Sie drangen in eine seltsame und vollkommen fremde Welt ein, in der es nicht dunkel, sondern strahlend hell war. Die Kristalle an der Oberfläche fingen das Sonnenlicht ein und leiteten es nicht nur an andere Kristallansammlungen nach unten weiter, sondern verstärkten es auch in erheblichem Maß.
Dadurch konnten die drei Siganesinnen auf Lampen verzichten.
4.
„Ich weiß überhaupt nicht mehr, wo ich bin", gestand Jonna Trar, als sie etwa sieben Meter weit in die Tiefe vorgedrungen waren. „Ich habe die Orientierung verloren."
Sie hatten sich nicht in gerader Linie bewegt, sondern hatten viele Umwege machen müssen.
Mehrere Male waren sie in Spalten geraten, die nach einiger Zeit wieder nach oben führten. So hatten sie für die gesamte Strecke mehr als eine Stunde gebraucht. „Ich auch", gab Balian Mannt zu. Die Physikerin blieb immer wieder stehen, um holografische Aufnahmen von den Kristallen zu machen. Die phantastische Welt, die sie betreten hatten, faszinierte sie. Die kristallinen Gebilde funkelten und strahlten in allen Farben des Regenbogens. Das in die tiefe geleitete Licht schuf immer wieder neue Effekte, und obwohl sie nun schon so weit von der Oberfläche entfernt waren, verlor es nicht an Intensität. „Keine Sorge", beruhigte Lamndar Morcör sie. „Ich weiß, wo ich bin, und ich finde auch jederzeit zurück."
Sie wies Jonna Trar an, einige Bilder zur ROBIN zu übermitteln, um Tekener über die Welt zu informieren, in die sie geraten waren. Zugleich eröffnete sie ihm, daß sie bisher noch keinerlei Hinweise auf das verschwundene Modell gefunden hatten. „Wir gehen weiter", schloß sie ihren Zwischenbericht. „Könnt ihr uns eigentlich anpeilen?"
„Wir beobachten euch", erwiderte er. „Wir wissen genau, wo ihr seid."
Ein senkrecht nach unten führender Schacht öffnete sich vor ihr. Die Leiterin der Expedition ließ sich hineinsinken, und die beiden anderen Siganesinnen folgten ihr. Als sie etwa zwei Meter weit vorgedrungen waren, weitete sich
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