1566 - Vermächtnis eines Helden
sehen, die von den Somern errichtet worden war. Sie ließ äußerlich nicht erkennen, welche Funktion sie hatte, doch Stalker zweifelte keine Sekunde lang daran, daß sie es mit einem gewaltigen Transmitter zu tun hatten. „Es ist eine Anlage, die von Somern errichtet wurde", fuhr Stalker fort, ohne eine Antwort Salaam Siins abzuwarten. „Verstehst du? Dort drüben bei dem Tor finden wir Freunde aus Estartu! Keine Gorims, sondern Brüder und Schwester unserer Völkergemeinschaften. Früher waren Nakken die Tormeister, aber es hat sich einiges geändert. Alaska Saedelaere hat von dem Heldengrab eines somerischen Tormeisters gesprochen."
„Richtig!" stimmte Salaam Siin zu. „Es gibt keinen Kriegerkodex mehr. Also sind die Somer auch keine Kodexbewahrer mehr. Du hast recht. Es muß sich einiges geändert haben."
„Und ob es das hat! Doch das ändert nichts an der Tatsache, daß man nach wie vor Nakken als Hüter der Tore benötigt, und auch bei diesem Tor werden wir Nakken vorfinden." Stalker redete sich in Begeisterung hinein. „Wir werden mit denen da drüben beim Tor glänzend auskommen. Wir sind schon so gut wie zu Hause!"
Salaam Siin ließ sich von der Begeisterung Stalkers nicht mitreißen. „Vielleicht empfängt man uns nicht mit offenen Armen", gab er zu bedenken.
Mit großartiger Geste wies der ehemalige Sotho diesen Einwand zurück. „Natürlich wird man uns willkommen heißen. Deine Zweifel sind vollkommen überflüssig." Er kehrte zu dem Sessel zurück. „Soll MUTTER ruhig versuchen, uns zu folgen. Wir werden sie in ihre Schränken weisen, und notfalls werden uns unsere Freunde dabei helfen."
Er blickte Salaam Siin mit leuchtenden Augen an. Zugleich streckte er den rechten Arm aus und zeigte auf die Ortungsschirme. „Das Tor ist ein Transmitter. Er wird uns nach Hause bringen. Ich verspreche dir: In spätestens einer Stunde sind wir in Estartu!"
Er gab dem Ophaler den Befehl, die HARMONIE zu beschleunigen. Er wollte nicht mehr warten.
Er wollte so schnell wie möglich an sein Ziel kommen. Am liebsten hätte er sofort einen Funkspruch an die Besatzung des Heraldischen Tors abgesetzt, doch er hielt sich noch zurück. Er wollte sich sorgfaltig überlegen, mit welchen Worten er die Besatzung des Tors begrüßen wollte.
Salaam Siin gehorchte. Er gab die entsprechenden Befehle an die HARMONIE weiter, und das Raumschiff beschleunigte. Es ging zu einer kurzen Etappe auf Überlichtgeschwindigkeit und war danach nur noch knapp zwölf Lichtminuten vom Shant-Tor entfernt. Der Ophaler verzögerte und ließ die HARMONIE dann antriebslos auf das Tor zutreiben.
Auf den Ortungsschirmen wurde das Heraldische Siegel erkennbar.
Stalker registrierte es geradezu euphorisch.
Seine Stimmung änderte sich auch nicht, als sich ein Pulk von zehn Diskusraumschiffen von der im All schwebenden Transmitteranlage löste und sich ihnen näherte. „Es geht los", sagte er.
Tatenlos sah er zu, wie die Raumschiffe die HARMONIE einkesselten. Er sah keinen Grund, irgend etwas zu unternehmen.
Einige Minuten schwebte der Pulk auf die Transmitteranlage zu, dann meldete sich der somerische Kommandant der kleinen Flotte. Sein Gesicht erschien auf den Monitoren. Sein Kopf hatte einen dunkelgrauen Flaum, der am Unterkiefer einen kräftigen Bart bildete. Der Schnabel war von einem kräftigen Rot. Das linke Auge zuckte nervös. „Ich bin Tormeister Sharphal", erklärte der Somer in Sothalk. Seine rechte Hand erschien im Bild. Sie strich fahrig über den Schnabel. „Ich fordere euch auf, euch zu identifizieren und zu ergeben."
„Siehst du", jubelte Stalker. „Ich wußte es! Das Tor wird von einem Angehörigen eines Estartu-Volkes befehligt. Was konnte uns Besseres passieren, als hier und unter solchen Umständen mit einem Somer zusammenzutreffen?"
Salaam Siin schwieg. Er wunderte sich über Stalker, den er so noch nie erlebt hatte. Er überließ ihm die Initiative. Da er seine Situation vorläufig nicht ändern konnte, hatte er beschlossen, alles auf sich zukommen zu lassen und sich zurückzuhalten. Er wollte seine reservierte Haltung erst aufgeben, wenn er Aussichten hatte, wirklich etwas zu erreichen.
Der ehemalige Sotho nahm die Funkverbindung auf. „Ich bin Stalker", erklärte er ein wenig von oben herab. „Ich bin ein Pteru. Bei mir ist Salaam Siin, ein Ophaler. Wir sind aus einer Galaxis, die 27 Millionen Lichtjahre von hier entfernt ist, aufgebrochen, um die Superintelligenz ESTARTU zu suchen. Wir sind froh und
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