1566 - Vermächtnis eines Helden
sie führten Stalker hinaus. Überraschenderweise protestierte er nicht und ließ sich abführen. Er hielt den Kopf tief gesenkt und bot das Bild eines Geschlagenen. Doch Salaam Siin kannte ihn gut genug, um zu wissen, daß sich das bald ändern würde. Stalker würde kämpfen. „Wer seid ihr?" fragte Sharphal, als sie allein waren. „Ich möchte die Wahrheit hören."
Salaam Siin beschloß, die Zusammenhänge so darzustellen, wie sie wirklich waren. „Stalker und ich stammen aus der Zeit des Umbruchs", erklärte er. „Stalker ist mit Sotho Tal Ker identisch, der einst den Kriegerkult in eine andere Galaxis, die Milchstraße, bringen sollte. Er wurde jedoch vom Sotho Tyg Ian abgelöst und in einem Zweikampf fürchterlich zugerichtet."
Sharphal kam die Geschichte bekannt vor, doch kannte er die Vergangenheit nicht in allen Einzelheiten. Er stellte eine Reihe von Fragen, so daß sich das Gespräch schließlich über mehrere Stunden hinzog. „Ich glaube dir", beteuerte er danach. „Dennoch muß ich überprüfen lassen, was du mir erzählt hast.
Inzwischen bleiben Stalker und du in meinem Gewahrsam."
„Erlaubst du mir auch noch eine Frage?"
„Selbstverständlich."
„Ich habe das Gefühl, daß du den Pterus gegenüber einen besonderen Haß empfindest."
„Das ist richtig." Das linke Auge begann wieder zu zucken, und die Hände wanderten unruhig am Gürtel entlang. „Meine Familie hat unter den Pterus besonders gelitten. Viele meiner Vorfahren wurden von ihnen getötet, und nahezu unser gesamtes Vermögen wurde vernichtet. Es ist besser, wir reden nicht mehr darüber."
*
MUTTER erreichte den Rendezvous-Punkt zwölf Stunden vor der ROBIN. Er befand sich am Rand eines kleinen Sonnensystems mit einer gelben Sonne und vier lebensfeindlichen Planeten. Von hier aus waren es etwas weniger als 50 Lichtjahre bis zum Shant-Tor. „Ich habe es in der Ortung", berichtete Sie, als das Medoschiff auf Warteposition ging.
Sie zeigte auf die Ortungsschirme, auf denen das Heraldische Tor als punktförmiger Reflex zu erkennen war. „Es ist exakt die Position, die Tek uns angegeben hat", erklärte sie.
Alaska kam aus der Hygienekabine, wo er geduscht hatte. Er hatte eine frische Hose angezogen.
Der Oberkörper war unbedeckt. Obwohl die Muskulatur seines Körpers nur schwach ausgeprägt war, strahlte er eine geheimnisvolle Kraft aus. Sein Haar war noch etwas feucht und wirkte dadurch noch dunkler als sonst. Er trocknete es mit einem weichen Tuch ab, das er sich über den Kopf gelegt hatte und mit dem er gleichzeitig ein pflegendes Mittel für die Kopfhaut einmassierte. „Ich habe nichts anderes erwartet", erwiderte er.
Plötzlich blinkten acht Punkte auf den Ortungsschirmen auf. Sie kamen hinter dem vierten Planeten hervor und wurden schnell größer. „Raumschiffe", rief Siela Correl. Sie nahm eine Schaltung vor, und die Objekte erschienen groß und detailgetreu auf den Bildschirmen. „Sie sind diskusförmig."
Sie blickte Alaska an. „Was machen wir? Verschwinden wir?"
Er zögerte nur kurz, dann entschied er sich. „Info-Kapseln ausschleusen", sagte er. „Wir müssen eine Nachricht für Tek hinterlassen."
Sie gab einen entsprechenden Hinweis an MUTTER und überließ es ihr, die Kapseln mit den notwendigen Informationen auszustatten. „Du glaubst, daß sie vom Shant-Tor kommen?"
„Das ist ziemlich sicher", antwortete er. „Die Form der Raumschiffe bestätigt es wohl."
Sie fuhr sich mit beiden Händen durch das rote Haar, das ihr wirr und ein wenig struppig vom Kopf abstand.
Sie schaffte damit jedoch keine Ordnung in ihrer Frisur, und das wollte sie wohl auch nicht. „Wollen wir uns einfach so ergeben?" staunte sie. „Das ist nicht dein Ernst!"
Ihnen blieben nur noch etwa zwei Minuten. Wenn sie bis dahin nicht die Flucht angetreten hatten, würden die Diskusraumer bei ihnen sein und sie einkesseln. „Von hier bis zum Heraldischen Tor sind es etwa 50 Lichtjahre", erklärte er. „Sieh es dir genau an! Nicht ein einziges Sonnensystem ist zwischen uns und dem Tor. Wie willst du ungesehen dorthin kommen? Es ist unmöglich."
In ihren braunen Augen leuchtete es auf. „Ich verstehe. Du meinst, wir sollen das Risiko einer eventuellen Gefangenschaft eingehen. Du hoffst, daß wir uns irgendwie befreien können."
„Richtig."
„Wer sagt dir, daß sie uns nicht übel mitspielen? Wir wissen nicht, was sich in den vergangenen Jahrhunderten in Estartu verändert hat."
„Sie haben dem Heldengrab des
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