1566 - Vermächtnis eines Helden
annähernd 10 000 km angeordneten und 50 000 Kilometer entfernten Hypertrops gespeist wurde. Dabei handelte es sich um etwa 200 mlange, spindelförmige Körper.
Sie arbeiteten nach einem Prinzip, das - wie die Stimme erklärte - den Galaktikern abgeschaut worden war. Die Spindeln waren nach terranischen Originalen gebaut worden. „Die Leistung ist so hoch, daß sogar kleinere Raumschiffe transmittiert werden können", fuhr die Stimme nach einer kurzen Pause fort. „Die Reichweite des Shant-Tors beträgt mehr als fünf Millionen Lichtjahre. Es besteht seit nunmehr 300 Jahren und steht mit dem Chargonchar-Tor und dem Hamosh-Tor in Verbindung. Diese beiden Tore sind jeweils etwa 4 Millionen Lichtjahre entfernt."
Damit endete ihr Bericht. Danach folgte noch ein kurzer Teil, der Einen Blick in das Weltall bot und verschiedene Sonnensysteme mit ihren Planeten zeigte. Dazu wurden somerische Zahlen und Symbole eingeblendet. Nach etwa zwei Minuten kehrte das Bild zu dem Shant-Tor zurück, und das Holo verflüchtigt sich langsam. „Hast du alles?" fragte Lamndar Morcör. „Wort für Wort", bestätigte Jonna Trar. „Und auch den letzten Teil, in dem das Modell uns die Koordinaten des Shant-Tors mitteilt."
„Phantastisch", kommentierte Balian Mannt. „Ach, das war nicht so wild", winkte die Journalistin ab. „Schließlich mache ich so was nicht zum erstenmal."
„Ich meine dich doch nicht!" Balian Mannt faßte sich mit beiden Händen an den Kopf. „Ich meine das Shant-Tor und die anderen, mit denen es verbunden ist. Habt ihr eigentlich begriffen, daß es damit eine Reichweite von etwa 13 Millionen Lichtjahren hat? Wahrscheinlich ist die Reichweite sogar noch größer."
„Vollkommen richtig", sagte Lamndar Morcör. „Somit besteht eine Transmitter-Brücke bis in das Reich der zwölf Galaxien."
5.
„Wir wissen immer noch nicht, warum das Modell so freundlich war, uns all diese Dinge mitzuteilen", stellte Balian Mannt fest. „Wahrscheinlich ist es männlich", scherzte Jonna Trar, und in der Ansicht, daß damit alles gesagt sei, fügte sie hinzu: „Imponiergehabe!"
Lamndar Morcör stimmte nicht in das Lachen der beiden Frauen ein. Sie mußte an die Bilder denken, die man ihnen gezeigt hatte, und sie fragte sich, wer das Wesen war, mit dem sie es zu tun hatten. Welche Bedeutung hatte das Modell für dieses Wesen? Hatte es die Vierbeiner tatsächlich alle getötet, oder hatte es ihnen nur Bilder vorgegaukelt, um ihnen auf diese Weise zu drohen? War das Modell für dieses Wesen so etwas wie eine Gottheit?
Sie spürte, wie es ihr kalt über den Rücken lief.
Wenn das Wesen wirklich eine solche Macht hatte, dann hätte es auch Besatzungsmitglieder der ROBIN mit Kristallen durchbohren und umbringen können. Doch das hatte es bisher nicht getan. Es hatte sich damit begnügt, das Modell aus der ROBIN zu entführen.
Lamndar Morcör schauderte angesichts der Konsequenzen, die sich aus den Fähigkeiten des fremden Wesens ergaben. Es konnte mühelos in das Raumschiff eindringen und dort buchstäblich in jedem Winkel tätig werden. „Wir verschwinden", beschloß sie. „Je schneller, desto besser."
Sie warf einen letzten Blick auf das ESTARTU-Modell. Die Flamme aus Formenergie strahlte in hellen Farben.
Sie wirkte wie ein Ausrufezeichen über dem weißen Sockel, ganz so, als wolle das fremde Wesen ein Zeichen des Triumphs setzen.
Die drei Frauen schwebten in die Höhe. Sie hatten einige Mühe, den Ausgang zu finden, weil die Kristalle in irritierender Weise funkelten und glitzerten und weil sich die Öffnung kaum von ihrer Umgebung abhob. Jonna Trar war es schließlich, die den Weg fand.
Auf dem Vorsprung blieb sie stehen und blickte noch einmal zu dem ESTARTU-Modell von Pailkard zurück.
Sie beobachtete, daß sich einige Kristalle in der unmittelbaren Umgebung des Modells veränderten. Sie wurden milchig und nahmen zugleich eine kalte, blaue Farbe an. Zwei rötliche Augen mit schmalen, senkrecht gestellten Pupillen bildeten sich und blickten sie drohend an.
Jonna Trar erschauerte. „Lamndar, Balian", rief sie. „Seht doch mal."
Sie drehte sich zu den beiden anderen um, die sich bereits einige Schritte von ihr entfernt hatten.
Danach war es vorbei. Als sie wieder zum Modell hinüberblickte, waren die Augen verschwunden.
Die Journalistin stieß einen Fluch aus und schloß sich den beiden anderen Frauen an. „Vergeßt es", rief sie. „Wahrscheinlich habe ich mich getäuscht."
Doch sie wußte, daß
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