1566 - Vermächtnis eines Helden
gewartet!
6.
Stalker erstarrte. Er glaubte, sich verhört zu haben. „Hast du nicht verstanden?" fragte er. „Ich bin ein Pteru!"
„Du hast nicht verstanden", fuhr Sharphal ihn an. „Pterus sind uns alles andere als willkommen.
Ich wundere mich, daß du es wagst, unseren Weg zu kreuzen und dabei deine Herkunft auch noch so herauszustreichen!"
„Warum sollte ich sie verschweigen?"
„Weil die Pterus in letzter Zeit eine überaus üble Rolle gespielt haben", erläuterte der Tormeister.
Er zog die Hände aus den Hosentaschen und faltete sie vor dem Bauch. Stalker fiel auf, daß sich die Finger heftig ineinander verkrampften, und er meinte, in den Augen des Somers Haß erkennen zu können. „Denke nicht an die Zeit des DORIFER-Schocks, als der Kriegerkult beendet wurde. Damals haben die Singuva im Dunklen Himmel ihre Macht verloren. Estartu wartete auf die Rückkehr der Superintelligenz, und der Ewige Krieger Ijarkor focht einen heldenhaften Kampf gegen die wütenden Animateure. Wenig später zog er als Dichter Kor durch alle Galaxien. Nein, jene Zeit meine ich nicht, aber das spielt auch keine Rolle."
„Was ist es dann?" rief Stalker.
Salaam Siin war überrascht. Er spürte, daß Stalkers Ahnungslosigkeit in diesem Fall echt war und nicht geheuchelt. Der Ophaler war ein guter Beobachter, deshalb entging ihm auch die Feindseligkeit nicht, die Stalker von seiten Sharphals entgegenschlug. Er erfaßte, daß die Ursache dafür nicht nur in den geschichtlichen Abläufen liegen konnte, sondern daß der Tormeister auch noch persönliche Motive für seine Abneigung haben mußte. Er dagegen konnte sich einiger freundlicher Blicke erfreuen, die ihm der andere Somer zuwarf. Er hatte den Raum nicht verlassen, nachdem er sie hierher geführt hatte. „In den letzten Jahrhunderten haben die Pterus keine Ruhe gegeben", fuhr der Tormeister fort und lieferte die Erklärung, auf die Stalker so sehnlich wartete. „Vor wenigen Jahrzehriten erst konnten sie endgültig in ihre Schranken verwiesen werden. Seitdem gelten sie als Rechtlose und Verfemte in der Mächtigkeitsballung. Es hat sich unter historischem Aspekt als bedauerlich erwiesen, daß der Ewige Krieger Ijarkor damals so schnell starb."
„Aber ich bin ein Freund Ijarkors!" beharrte Stalker. „Ich habe seinen Weg begleitet und ihn zu Grabe getragen. Ich habe sein Werk fortgeführt, Sharphal. Wenn du von Ijarkor weißt, dann muß dir doch auch mein Name bekannt sein. Oder der des Desotho Veth Leburian!" Er neigte den Kopf zur Seite und streckte ihn dabei zugleich weit vor, als wolle er seinen Argumenten dadurch mehr Gewicht verleihen. „Verstehst du? Obwohl ich ein Pteru bin, trifft mich am Verhalten meines Volkes keine Schuld! Was hätte ich auch ausrichten sollen?
Ich als einzelner? Es wäre mir ergangen wie vielen vor mir, deren letzte Ruhestätte heute nicht mehr bekannt ist. Ich schäme mich für das, was die Pterus getan haben!"
Erwartungsvoll blickte er den Tormeister an, doch dessen kalte und ablehnende Haltung änderte sich nicht. „Wo leben die Pterus jetzt? Was ist aus ihnen geworden?" fragte er weiter, als Sharphal keinerlei Neigung zeigte, seinen Bericht wieder aufzunehmen. „Sie leben auf ihren Welten in der Galaxis Muun in Isolation", erwiderte der Somer.
Stalker hatte sich als Pteru ausgegeben, obwohl er ein Pteru-Klon war. Er hatte es getan, weil der Ewige Krieger Ijarkor sich im Jahr 447 in der Galaxis Muun, der Heimatwelt der mächtigen Pterus, niedergelassen hatte, um von dort aus das Leben in den zwölf Galaxien zu reorganisieren. Der ehemalige Sotho hatte nicht wissen können, daß in den folgenden Jahren der Machthunger in den Pterus erwacht war, und daß sie nach Jahrhunderten, in denen die Kämpfe immer wieder neu aufgeflackert waren, zu Geächteten geworden waren.
Stalker begriff, daß es ein schwerer Fehler gewesen war, sich als Pteru auszugeben. Er war allzu voreilig gewesen. „Und die Ophaler?" fragte er vorsichtig.
Sharphal wandte sich an Salaam Siin. „Du kennst die Situation in Estartu?"
„Leider nicht", erwiderte der Ophaler. „Ich bin schon seit sehr vielen Jahren nicht mehr dort gewesen."
„Die Ophaler haben in allen zwölf Galaxien einen guten Ruf", erklärte der Tormeister freundlich.
Seine Hände waren jetzt weniger unruhig. Auch das linke Auge zuckte nicht mehr so häufig. „Sie sind als Sänger wider jegliche Gewalt bekannt und überall gern gesehen."
Er gab den Robotern einen befehlenden Wink, und
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