Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1567 - Die Auserwählten

Titel: 1567 - Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Gefahr!
    Vor ihr stand plötzlich ein ungemein hochgewachsener Roter. Es schien sich um eine Art Mutation zu handeln; jedenfalls bewegte sich die zwei Meter große Pflanze mit einemmal auf sehr beweglichen Wurzeln in Richtung Meer. Hagea folgte ihr, so schnell sie konnte.
    Bald schon war sie außer Atem, ihre Lunge stach, die kurzen Beine hatten keine Kraft mehr. Doch die Sorge um ihre Angehörigen und die anderen trieb sie weiter. Es ging über die halbe Insel, bis Hagea erkannte, wo sie waren.
    Dort unten lag die Bucht. Bei ihrem ersten Ausflug hatte sie das tiefe, in den Fels geschliffene Tal entdeckt. Der Strand ringsum war von bläulichem Sand bedeckt, und in der Bucht selbst herrschte glattpolierter Stein vor. „Hagea!"
    Das war die Stimme ihrer Mutter. „Bluda!"
    Sie stürzte vor, verhielt erst gefährlich nahe am Rand des Talkessels. Dort unten hatten sich siebzig Linguiden versammelt. Sie alle waren mehr oder minder verletzt, keiner jedoch lebensgefährlich.
    Außerdem trug keiner mehr seine Kleidung.
    Der Rote war neben ihr stehengeblieben.
    Hagea begriff, daß sie von nun an auf sich allein gestellt war. Draußen stieg rasch die Flut an. Noch wenige Minuten, dann mußten die ersten Wellen über die natürliche Felsbarriere schlagen. Warum kletterten Bluda und die anderen nicht hoch? Es gab doch einen Weg an der wasserabgewandten Seite des Kessels. Aber keiner der Linguiden rührte sich.
    Ganz unten sammelte sich eine erste Pfütze. Das Wasser drang durch schmale Rinnen ein als steter Strom, der das Unheil ankündigte.
    Jetzt erst sah sie die roten Flecken. Eine der beweglichen Pflanzen hatte jeden einzelnen Linguiden gefesselt und unbeweglich gemacht. Warum aber ließen die Roten jetzt nicht los? Nun, da der Friede zwischen den Riesen und den Siedlern hergestellt war?
    Gab es Sichtkontakt zwischen den Bäumen und den Roten? Ja ... Am gegenüberliegenden Rand des Tales war eine heftig bewegte Baumkrone sichtbar. Dennoch machte keine der Pflanzen Anstalten, ihre Gefangenen freizulassen.
    Verloren, signalisierte der Baumriese in der Entfernung. Tote Beine.
    Jedenfalls interpretierte Hagea seine Signale auf die Entfernung so. Was bedeutete das?
    Von unten drang Geschrei zu ihr herauf, doch inzwischen schlug die Brandung so heftig gegen den Rand des Talkessels, daß sie kein Wort mehr verstehen konnte. Die Panik allerdings sah sie genau.
    Hagea suchte sich den einzig passierbaren Abstieg nach unten. Hier fand sie auch die Kleidung der Linguiden, zu einem großen Haufen zusammengeworfen. Vorsichtig kletterte sie an den Felsen hinab. Jeder Stein wurde langsam feucht, in der Luft hing feiner, salziger Sprühnebel.
    Sie brauchte bis nach unten zehn Minuten.
    Und als sie den ersten Linguiden erreicht hatte, sah sie sofort den Grund. „Du bist Hagea!" staunte der Mann. „Warum ... Wie kommt es, daß du hier bist?"
    Sie hatte nicht die Ruhe, Antwort zu geben. Hagea untersuchte statt dessen den Roten, der sich sowohl an dem Mann als auch am Untergrund festgeklammert hatte. So fest war der Griff, daß sich die Pflanze von den Felsen nicht mehr lösen konnte. Sie lebte noch - aber sie war höchstwahrscheinlich außerstande, irgend etwas wahrzunehmen.
    Hagea faßte nach den Wurzeln und rüttelte mit aller Kraft. Es hatte keinen Sinn. „Kleine!" rief eine bekannte Stimme. Es war Bluda, ihre Mutter. „Komm hierher!", Zwischen den verletzten, gefesselten Gestalten erkannte Hagea endlich die, die sie suchte. „Mutter! Wie soll ich euch helfen?"
    „Gar nicht, Hagea. Rette dich, bevor es zu spät ist."
    „Nein! Ich habe mit den Bäumen gesprochen! Sie wollen euch freigeben, aber sie können nicht!"
    „Wovon redest du?" Bludas Brauen zogen sich ohne Begreifen zusammen. Ihr Gesichtshaar war zerzaust, ein paar Verletzungen an Armen und Beinen hatten stark geblutet. „Gesprochen? Mit den Bäumen?"
    „Ja!"
    Nochmals packte sie mit beiden Armen zu; und abermals hielt die Körperstruktur des Roten stand.
    Bluda hatte kaum noch Kraft übrig. Sie rüttelte zwar, half aber nicht entscheidend mit.
    Hagea hatte keine Chance, und so würde es bei allen sein.
    Wasser umspülte ihre Füße.
    An manchen Stellen im Kessel war der Boden bereits mehr als einen halben Meter hoch bedeckt. In den Augen der Leute sah sie Todesfurcht. Der Gedanke, hierzusein und nicht helfen zu können, ließ sie fast den Verstand verlieren. „Rette dich, Hagea!" rief ihre Mutter. „Klettere nach oben, solange du Zeit hast!"
    Und im selben Augenblick kam

Weitere Kostenlose Bücher