1568 - Schreckenskammer
ich bin nicht allein. Wenn der Betrieb läuft, habe ich noch zwei Helfer.«
»Und wie läuft er?«
»Gut, denn es gibt einen ungeheuren Anreiz. Und das ist zum einen die Angst und zum anderen die Neugierde. So sind die Menschen. Sie haben Angst, sind aber auch neugierig, und deshalb versuchen sie, ihre Angst durch die Neugierde zu übertünchen. Das gelingt ihnen nicht immer. Ich habe schon oft die Schreie gehört, wenn sie die Kammer betreten haben.«
»Das werden wir jetzt auch.«
»Klar, du bist doch neugierig.«
Bill nickte. »Und ob ich das bin.« Sein Mund zeigte ein hartes Lächeln, dann folgte er Otto Winkler, der auf die Eingangstür zuging.
Sie war in der Nacht verschlossen. Winkler öffnete sie mit einem Spezialschlüssel, drückte sie nach innen und tauchte in die Welt des Schreckens ein…
***
Sheila Conolly drehte sich auf die andere Seite. Sie befand sich mehr im Halbschlaf und hob ihren rechten Arm an, den sie dann auf die andere Betthälfte senkte. Leer!
Sheila erstarrte. Auch wenn sie nicht ganz wach geworden war, wurde ihr bewusst, dass Bill noch nicht ins Bett gekommen war. Diese Tatsache ließ sie auf der Stelle hellwach werden.
Sie richtete sich auf.
Im Zimmer breitete sich eine schattenhafte Dunkelheit aus. Sheila konnte sogar etwas erkennen, aber was sie sehen wollte, das sah sie nicht. Bill lag nicht in seiner Betthälfte.
Warum nicht?
Sheila schaute auf die kleine Uhr auf dem Nachttisch. Sie wusste nicht genau, wann sie sich hingelegt hatte, jetzt aber war es schon nach Mitternacht.
Bill gehörte nicht zu den Menschen, die sich vor dem Hinlegen noch vollkippten. Eine Flasche Bier, das war okay. Dabei konnte man noch einmal über die kurz zurückliegenden Ereignisse nachdenken, aber dass Bill ihr nicht nach einer Weile ins Bett gefolgt war, sah sie nicht als normal an.
Sheilas Herz klopfte schneller, und sie hatte plötzlich das Gefühl, allein im Haus zu sein.
Sheila wollte es wissen. Sie schlüpfte in ihre flachen Pantoffel und warf sich den dünnen Morgenmantel über. Kaum hatte sie das Schlafzimmer verlassen, als sie schon nach ihrem Mann rief. Aber sie erhielt keine Antwort, auch nicht aus seinem Arbeitszimmer.
Sheila ging hin und fand ihre Befürchtung bestätigt. Es war tatsächlich leer.
»Das gibt es doch nicht«, murmelte sie und gab trotzdem nicht auf. Sie durchsuchte das ganze Haus und schaute sogar im Vorratskeller nach.
Es gab keine Spur von ihrem Mann.
Sie ging wieder zurück. Diesmal auch durch den Flur nahe der Haustür.
Und hier sah sie die Schmutzspuren auf dem Boden.
Sheila wusste genau, dass sie bei ihrer Ankunft noch nicht vorhanden gewesen waren. Sie waren später hinterlassen worden, und sie glaubte auch nicht, dass sie von Bill Conolly stammten.
Das war ein Fremder gewesen!
Ein Fremder in ihrem Haus!
Der Gedanke erschreckte sie. Und jetzt war Bill nicht mehr da. War er mit dem Fremden gegangen? Wenn ja, hatte Bill dann freiwillig gehandelt oder war er gezwungen worden?
Sie wusste es nicht. Ihre Sorgen waren riesengroß geworden, doch dann dachte sie daran, dass Bill ein Handy mit ins Kino genommen hatte. Da allerdings hatte er es abgestellt. Sie wusste nicht, ob er es später wieder angestellt hatte.
Egal, das würde sie herausfinden und holte eines der Telefone von der Station…
***
Bill Conolly war vorsichtig und ließ den Mann erst mal gehen. Vor ihm lag nicht nur eine dunkle, sondern auch unbekannte Welt, deren Mittelpunkt die Schreckenskammer bilden sollte. Von der wusste Bill nichts.
Auch auf einem Jahrmarkt konnten zahlreiche echte Gefahren lauern, das hatte Bill schon öfter erlebt. Schon einige Male in seinem Leben waren Jahrmärkte zu tödlichen Orten geworden, und das hatte er nicht vergessen.
Er sah Winkler nicht mehr und überlegte, ob er nach ihm rufen sollte, als sich sein Handy meldete. Zum Glück war es auf Vibration gestellt und für einen anderen Menschen nicht zu hören. Ein Blick auf die Zahlenreihe, und Bill wusste, dass es Sheila war, die ihn anrief.
Er ging wieder in seine Ausgangsposition zurück, wo es heller war. »Ja, was ist, Sheila?«
Sie gab zunächst keine Antwort, weil sie überrascht war. Dann folgte ein schwerer Atemstoß. Danach die Frage, die aus geflüsterten Worten bestand. »Himmel, Bill, wo bist du?«
»In der Schreckenskammer.« Der Reporter ärgerte sich selbst darüber, dass ihm der Begriff so herausgerutscht war.
»Bitte, was hast du gesagt?«
»Ach, vergiss es.«
»Bist du
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