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157 - Der Tod von Baikonur

157 - Der Tod von Baikonur

Titel: 157 - Der Tod von Baikonur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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auf. Vor der Tür des Flachbaus stand ein Wachtposten, vermummt und vor der Kälte geschützt. Samjatow griff in die Manteltasche und holte das graue Etui hervor, klappte es auf. Im Scheinwerferlicht konnte der Wachtposten das Foto erkennen und den Text lesen. Er sah Samjatows Gesicht prüfend an, dann nickte er.
    Die Wissenschaftler und auch die Soldaten trugen ihre Ausweiskarten festgesteckt an den Jacken oder Mänteln. Samjatow war die Ausnahme. Eine der wenigen Ausnahmen, um genau zu sein. Sein Ausweis ließ sich nicht anstecken. Samjatow nickte dem Posten grüßend zu und trat ein.
    Der Korridor war überheizt, und in den Räumen dahinter würde es nicht viel anders aussehen. Samjatow warf Mantel und Mütze ab und öffnete die Uniformjacke weit. Den Sonderausweis behielt er vorsichtshalber in der Hand. Nicht jeder kannte ihn, aber er kannte jeden.
    Er kannte das Innerste eines jeden Menschen, der hier im abgeschirmten Sicherheitsbereich arbeitete. Er wußte vielleicht mehr über diese Menschen, als diese über sich selbst. Es war Samjatows Beruf.
    Er hatte ihn sich nicht ausgesucht. Er hatte seine Gabe nie gewollt, die ein Fluch war, denn sie hatte ihm alles genommen und nichts gegeben. Und doch wurde er gebraucht. Sagte man.
    „Nur deshalb, Samjatow, haben wir Sie nicht sofort erschossen, sondern Ihnen einen Job und einen respektablen Rang gegeben", hatte ein hoher KGB-Offizier erst vor kurzem gesagt. „Nur deshalb, Genosse Kapitän, weil wir Männer und Frauen Ihrer Art brauchen. Elektronik und Mikrotechnik ist nicht alles. Es gibt Besseres - Sie."
    Andere fürchteten oder haßten ihn, wenn sie erfuhren, wer er war. Er konnte es nicht ändern. Für ihn gab es nie mehr ein Zurück.
    Er betrat den Funkraum, den Ausweis erhoben.
    „Der Schatten", flüsterte jemand, der ihn erkannte, weil er schon einmal mit ihm zu tun hatte.
    „Bitte verlassen Sie den Raum", schnarrte Samjatow im Befehlston. „Alle."
    Widerspruch duldete er nicht. Sein Sonderausweis machte ihn befehlsberechtigt. Er war in der Lage, notfalls sogar die Anweisungen des Kommandanten außer Kraft zu setzen. Er hoffte, daß dies nie der Fall sein würde. Der Kommandant würde ihn möglicherweise töten lassen. Er gehörte zu jenen, die um Samjatows Geheimnis wußten und ihn haßten. Es gab nicht viele Eingeweihte im Sicherheitsbereich.
    Nacheinander verließen die vier Funker den Raum. Samjatow wartete ab, bis der letzte die schalldichte Tür von außen geschlossen hatte. Dann setzte er sich vor einen der Sender. Er konzentrierte sich auf die Technik, auf das, was er einmal gelernt hatte, um diese Apparate zu bedienen. Schließlich war er sprechbereit.
    „Baikonur ruft", sagte er. „Baikonur ruft."
    „Wir hören, Baikonur", kam wenig später die Antwort.
    „Zerhacker dreizehn", sagte Samjatow.
    „Verstanden, Baikonur."
    Von jetzt an war die Gegenstation nur noch auf Empfang. Samjatow würde auf Band sprechen. Eine Elektronik verzerrte und zerhackte den Text in einem nur der Gegenstation bekannten Rhythmus und raffte dann die gesamte Länge der Sendung auf einen kurzen Piepton. Die Gegenstation würde alles wieder dehnen und in die richtige Reihenfolge bringen. Es war unwahrscheinlich, daß der Funkspruch durch Zufall oder Planung von Fremden aufgenommen und dekodiert wurde. Das Verfahren war sicherer als irgendwelche Tarnbezeichnungen, hinter die man schließlich doch irgendwann kam, wenn man einigermaßen logisch denken konnte. Falls jemand diesen Funkverkehr abhörte, würde er nur feststellen, daß jemand in Baikonur etwas Geheimes mitzuteilen hatte, mehr nicht. Nicht einmal der Empfänger war bekannt.
    „Alpha-Alarm", sprach Samjatow auf das Band. „Ein fremder Telepath hat versucht, vorzustoßen.
    Er interessiert sich für KOSMOVEGA. Keine Identifizierung möglich, da Kontakt zu kurz. Erbitte Anweisungen."
    Er sendete den Piepton ab und wartete. Wenig später empfing er einen noch kürzeren Ton und dekodierte ihn.
    „Abwarten. Beobachten. Bei Wiederholung erkennen und berichten. Abwarten. Ende für Baikonur." Samjatow zuckte mit den Schultern. Das war weniger, als er erhofft hatte. Nahm man seine Meldung nicht ernst? Aber ein Alpha-Alarm war dringend. Sie konnten nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.
    „Nun gut", murmelte er. „Dann beobachte ich eben weiter. Meine Pflicht habe ich erfüllt und gemeldet, die Verantwortung liegt nicht mehr bei mir."
    Er öffnete die Tür. „Sie können wieder hereinkommen, Genossen.

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