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157 - Der Tod von Baikonur

157 - Der Tod von Baikonur

Titel: 157 - Der Tod von Baikonur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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man es etwas lockerer. Aber man hatte ihn hierher beordert, und hier hatte er seine Pflicht zu erfüllen. Das tat er.
    „Was wollen Sie, Mann aus Akademgorodok?" fragte er schroff, immer noch dem Fenster zugewandt.
    „Ich möchte Sie davon unterrichten, daß ich Moskau angefunkt habe, Genosse Kommandant. Ich habe Alpha-Alarm geben müssen. Ein fremder Telepath versuchte uns auszuspionieren."
    „Sie hätten zuerst zu mir kommen müssen", sagte Kaspoff.
    „Ich hielt es aus Sicherheitsgründen für erforderlich…"
    Kaspoff wirbelte herum und sah Samjatow an. Seine Stimme klang schneidend.
    „Kapitän Samjatow, Sie sind
nicht
der verantwortliche Sicherheitsoffizier von Baikonur! Nehmen Sie das zur Kenntnis. Der KGB hat Sie als Beobachter und Wächter hierher entsandt, vielleicht zu, Recht, vielleicht nicht. Es ist nicht meine Aufgabe, darüber zu urteilen. Aber es ist meine Aufgabe als verantwortlicher Kommandant des Raumfahrtzentrums, Alpha-Alarm zu geben oder nicht. Nicht Ihre Aufgabe. Sie hätten sich vorher mit dem Sicherheitsoffizier und vor allem mit mir abstimmen müssen."
    Samjatow schwieg.
    „Gut, Sie sind Telepath. Sie sind in der Psi-Akademie gewesen. Mehr sind Sie aber nicht, Kapitän Samjatow. Sie sind nur ein Gedankenschnüffler zur besonderen Verwendung."
    „Sie können einen Bericht schreiben", sagte Samjatow ruhig.
    „Erstatten Sie endlich Bericht", forderte Kaspoff. „Was genau haben Sie festgestellt?"
    „Ich spürte den Hauch fremder Gedanken", sagte Samjatow. „Ich kann es einem Nicht-Telepathen nicht so erklären, wie ich es möchte, und wie ich es empfunden habe. Da war ein fremdes Bewußtsein, das versuchte, die Gedanken der hier Lebenden zu vereinnahmen, zu überlappen. Sie zu durchforschen. Das Bewußtsein zog sich rasch wieder zurück. Es hat wahrscheinlich erfahren, was es wissen wollte."
    „Und - wem gehört dieses Bewußtsein?"
    „Ich weiß es nicht", gestand Samjatow. „Noch nicht. Der Kontakt war zu kurz. Ich versuchte selbst, nicht bemerkt zu werden. Es war eine unerhört starke Kraft in dem Fremden. Ich habe so etwas noch nie erlebt. Vielleicht kann ich ihn identifizieren, wenn er es beim nächsten Mal versucht."
    „Das ist alles, Kapitän?" fragte Kaspoff kalt.
    Samjatow nickte.
    „Und deshalb erdreisten Sie sich, Alpha-Alarm zu geben? Mit nichts in der Hand außer Vermutungen Ihres kranken Hirns?"
    „Ihre Ansicht, Kaspoff."
    Der Kommandant wurde blaß. „Sie werden respektlos, Kapitän!"
    „Ich bin Ihnen nicht unterstellt. Ich arbeite für den KGB. Wenn Sie es nicht für nötig halten, Ihre Höflichkeit wieder aus der Kiste zu kramen und anzuwenden, bin ich Ihnen keinen Respekt schuldig. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, Genosse Kommandant."
    Samjatow ging.
    „Samjatow!" schrie Kaspoff zornig hinter ihm her. Aber der Gedankenleser reagierte nicht mehr darauf. Er verließ das Haus und stapfte durch den immer noch dicht fallenden Schnee davon. Er erreichte irgendwann seine Unterkunft und warf sich angekleidet auf das Bett. Er wartete auf einen neuerlichen Vorstoß des fremden Telepathen.

    Stjepan Lonkin hatte einen Teil seiner Sippe um sich versammelt. Die Lonkins waren eine große Dämonenfamilie, die sich über einen beträchtlichen Teil Rußlands verteilte. Durch gezielte Heiraten und noch gezieltere uneheliche Bindungen teilweise kurzfristiger Natur, einhergehend mit reichlichem Segen an Nachkommenschaft, vergrößerten sie sich ständig. Der alte Stjepan Lonkin war das Familienoberhaupt. Er zählte inzwischen dreihundertvierundsiebzig Jahre, sah aus wie ein rüstiger Greis und nahm es mit jedem Zwanzigjährigen auf.
    Die Lonkins waren ausnahmslos Werwölfe.
    Trotz ihrer großen Anzahl spielten sie in der Schwarzen Familie eine nur untergeordnete Rolle. Sie scherten sich auch wenig um das aktuelle Geschehen, sofern es nicht sie selbst betraf.
    Der Halleysche Komet betraf sie.
    Zakum, der dunkle Archivar, hatte verlauten lassen, daß die hier und da auftretenden magielosen Zustände auf die Nähe des Halleyschen Kometen zurückzuführen waren. Da war etwas dran. Der alte Lonkin entsann sich, daß es auch um 1910 große, teilweise radikale Veränderungen in der Schwarzen Familie gegeben hatte. Auch damals war der Komet in Erdnähe gewesen. Die magielosen Zustände, die unerwartet auftraten, ließen Dämonen in Raserei verfallen, die Kontrolle über sich verlieren oder gar Schlimmeres mit ihnen geschehen.
    Halleys Komet trug also die Schuld daran, daß sich zwei

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