157 - Der Tod von Baikonur
wollen. Nach der anderen Theorie sind es unsere Werwölfe, die sich für die KOSMOVEGA und den Halleyschen Kometen interessieren. Deshalb wurde ich unterrichtet."
„Sie wollen den Kometen sprengen", sagte Flindt. „Das ist Irrsinn. Der Komet ist doch kein fester Körper! Es sind Trümmerbrocken und Gase, mehr nicht!"
„Aber diese Menge Plutonium", sagte Dorian, „wird ausreichen, allein durch den Druck und den Lichtdruck der Explosion den Kometenkopf in alle Himmelsrichtungen zu zerblasen. Auch im Weltraum."
„Das denke ich auch", sagte Kiwibin. „Je nachdem, wie nahe an der Erde die Superbombe gezündet wird, bekommen wir auch noch etwas von dem Segen mit. Meteoritentrümmer, hochgradig strahlenverseucht. Radioaktive Partikelschauer und dergleichen mehr. Und ich befürchte auch noch etwas anderes."
„Was?"
„Jeder Himmelskörper besitzt eine bestimmte Anziehungskraft, und jeder Himmelskörper wirkt dadurch auf alle anderen Körper ein. Erde und Mond umlaufen einen gemeinsamen Mittelpunkt, der sich allerdings innerhalb der Erde befindet. Der Mond ruft die Gezeiten hervor. Planetenbahnen beeinflussen sich gegenseitig. Bahnschwankungen des neunten Planeten Pluto deuten darauf hin, daß es einen für uns unsichtbaren, weil zu weit entfernten, zehnten Planeten gibt. Als ein möglicher Planet zwischen Mars und Jupiter zerplatzte und den Asteroidenring entstehen ließ, kam es auf der Erde zu einer Eiszeit. Der Halleysche Komet ist zwar verdammt klein und unbedeutend, aber seine Zerstörung kann im ungünstigsten Fall winzige Veränderungen bei anderen Himmelskörpern bewirken. Und wenn nur ein Asteroid um einen Zehntelmillimeter aus der Bahn gebracht wird, kann sich das innerhalb von ein paar hundert Jahren aufschaukeln, und plötzlich passiert eine Katastrophe… weil eben ein Körper auf den anderen einwirkt. Verstehen Sie, Genossen?"
„Das halte ich nun allerdings für übertrieben", sagte Dorian.
Kiwibin hob die Brauen. „Es besteht zum Beispiel der begründete Verdacht, daß die Atomtests in aller Welt die Umdrehungsgeschwindigkeit der Erde um Millisekunden verändert haben, und daß das Klima davon beeinflußt wurde. Ich halte die Zerstörung des Kometen für eine gigantische Gefahr, die vielleicht nicht sofort, aber in hundert oder tausend Jahren akut wird. Die Dämonen müssen den Verstand verloren haben, daß sie das riskieren."
Dorian zuckte mit den Schultern.
„Ich glaube nicht an diese Weltkatastrophe", sagte er. „Ich denke vielmehr an etwas anderes."
„Und das wäre?"
„Sie sagten, bei den Überfällen hätte es Tote gegeben, Kiwibin. Was ist, wenn die als Untote wieder aufstehen und ihr Unwesen treiben? Jemand müßte sich darum kümmern."
Kiwibin zuckte mit den Schultern.
„Daran habe ich auch schon gedacht", sagte er. „Aber wir können uns nicht zerreißen. Wir müssen abwarten, was geschieht. Und das Geschehen hier in Baikonur - ist entschieden wichtiger!"
Zutritt verboten!
Das galt plötzlich auch für Dorian Hunter und Abi Flindt. Man ließ sie nicht mehr zur KOSMOVE- GA durch.
„Die Sonderausweise sind für ungültig erklärt worden", sagte ein höherer Offizier, der herbeigeholt worden war, als die Wachtposten weder Hunter noch Flindt passieren lassen wollten.
Kiwibin schäumte vor Wut. „Was soll der Blödsinn? Wir müssen die Rakete überprüfen, und das in kurzen Abständen! Die Sicherheit der Mission hängt davon ab."
„Der Genosse Kommandant ist da anderer Ansicht, Towarischtsch", sagte der Major. „Ihnen aber steht es frei, sich der Rakete zu nähern. Ihren KGB-Ausweis konnte der Genosse Kommandant leider nicht für ungültig erklären."
„Was heißt hier ,leider'?" wollte Kiwibin erbost wissen.
Der Major verzichtete auf eine Antwort.
„Wir kaufen uns diesen Kaspoff', sagte Kiwibin.
Sie fuhren zur Kommandantur. Igor, der Adjutant, Sekretär, Vorzimmerchef und was es dergleichen sonst noch gab, versperrte ihnen den Zutritt zu Kaspoffs Büro. „Der Genosse Kommandant ist nicht anwesend. Bitte, kommen Sie am Nachmittag wieder."
„Du lügst, Brüderchen Igor", sagte Kiwibin grollend. „Aber du lügst verdammt schlecht. Du wirst nämlich noch rot dabei. Geh uns aus dem Weg.
„Ich darf Sie nicht in das Büro lassen", sagte Igor energisch. „Sie haben in Abwesenheit des Kommandanten keinen Zutritt. Bitte, sehen Sie das ein."
„Natürlich", sagte Kiwibin. „Er ist aber da, also wird er uns auch empfangen. Aus dem Weg." Er lupfte Igor an und stellte
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