157 - Der Tod von Baikonur
zu.
Abi Flindt folgte der Fährte des Werwolfs. Er sah die klaren Spuren im Schnee. Ein paar Männer sahen ihm überrascht nach, wie er da quer über das Gelände stapfte und sich nicht um Wege und verschneite Grünanlagen kümmerte. Aber den Werwolf schienen sie wiederum nicht gesehen zu haben, denn sie hätten sonst bestimmt anders reagiert.
Abi Flindt war entschlossen, das Ungeheuer zu finden. Hin und wieder sah er schwarze Flecken im Schnee. Dämonenblut. Er hatte den Dämon gut getroffen. Weit konnte er nicht mehr gekommen sein.
Flindt war entschlossen, den Werwolf zu töten. Seit seine Frau durch Dämonenhand umgekommen war, haßte er die schwarzblütigen Kreaturen der Finsternis wie nichts anderes auf der Welt. Tief in ihm regte sich eine mahnende Stimme und verlangte, daß er, wenn er den Dämon fand, diesen vorher verhören sollte, bevor er ihn tötete. Aber der Haß in Flindt ließ dafür keinen Raum.
Plötzlich sah er zwischen Sträuchern eine Gestalt.
Dunja?
Sie trug nur Hose und Pullover und bewegte sich auf einen dunklen Fleck zu, der plötzlich vor ihr hochwuchs. Der Werwolf! Für wertvolle Sekundenbruchteile war Flindt wie gelähmt. Der Werwolf schnellte sich auf das Mädchen, warf es in den Schnee. Flindt riß die Pistole hoch und schoß, schoß, schoß. Feuerlanzen rasten aus der Mündung. Er glaubte die geweihten Silberkugeln auf ihrer Flugbahn sehen zu können, wie sie in den dunklen, behaarten Körper des Werwolf-Dämons einschlugen. Arme bewegten sich wie Windmühlenflügel. Ein schrilles Heulen erklang und erstarb. Der Werwolf sank in sich zusammen. Schwarzes Blut färbte den Schnee.
Erst als das metallische Klicken sich mehrmals wiederholte, erkannte Flindt, daß die Waffe leergeschossen war. Er sah sich um. Menschen waren auf die Schüsse aufmerksam geworden; Kiwibin hatte keinen Schalldämpfer an seiner Pistole. Flindt rannte auf den Werwolf und das Mädchen zu. Dunja lag reglos im Schnee. Sie blutete. Flindt sah die Wunde. Er erschrak.
War das Mädchen tot?
„Nein", stöhnte er. „Nicht sie. Nicht schon wieder…"
Frauen, die ihm etwas bedeuteten, starben durch Dämonenhand.
Gehörte jetzt auch Dunja zu diesem makabren Kreis?
Sie atmete flach, aber sie war ohne Besinnung. Männer umstanden den Dänen. Einige trugen Waffen. Sie starrten ihn, das Mädchen und die scheußliche tote Kreatur an, von der faulige Dämpfe aufstiegen.
„Holt einen Arzt", brüllte Flindt. „Verdammt, holt einen Arzt! Sie stirbt!"
Er nahm die Weihwasserflasche und träufelte die Flüssigkeit auf die böse Wunde. Wenn Dunja durch ein Wunder überlebte, dann durfte sie den schwarzen Keim nicht in sich bergen. Er mußte getötet werden. Als die Tropfen die Wunde berührten und ihre Wirkung entfachten, schrie die Besinnungslose auf. Sie erwachte nicht, aber sie wand sich in Krämpfen.
Flüche ertönten. Kräftige Fäuste packten Flindt und rissen ihn zurück. Die Männer glaubten, er wolle dem Mädchen mit der Flüssigkeit schaden, hielten sie womöglich für ätzend. Einer entriß Flindt die Flasche und zerschlug sie. Das kostbare geweihte Wasser mischte sich mit dem Schnee. Flindt versuchte sich zu befreien und schlug um sich. Einer entwand ihm die Pistole. Andere richteten ihre Waffen auf ihn. Als er immer noch tobte, schlugen sie ihn nieder.
„Sie wird es überstehen", sagte Dorian Hunter. „Die Wunde ist nicht tödlich. Die Ärzte sind sicher, daß sie Dunja durchbringen."
Abi Flindt nickte stumm.
Kiwibin hatte die Sachlage geklärt. Er hatte Flindt aus der Zelle holen lassen, in die man ihn sperrte. Er hatte auch dafür gesorgt, daß sie ihre Waffen zurückerhielten. Aber bei seinem Funkgespräch mit Moskau war er an seine Grenzen gestoßen. Kaspoff konnte nicht gezwungen werden, den Männern überall freien Zutritt zu gewähren. Sie waren Ausländer, das war entscheidend.
„Dann müssen Sie selbst eben ran, Kiwibin", sagte Dorian. „Sie müssen die Rakete und die Kapsel in regelmäßigen Abständen untersuchen, während wir hier Däumchen drehen und darauf hoffen, daß die Werwölfe sich doch noch verraten. Ich frage mich immer noch, wie sie in die KOS- MOVEGA gelangen wollen. Spätestens dann muß es doch auffallen."
„Sie werden Raumanzüge tragen, die Helme vorgeklappt. So wird man die Gesichter nicht genau erkennen können", sagte Kiwibin.
„Aber trotzdem - sie sind doch keine ausgebildeten Kosmonauten", gab Letskij zu bedenken, der sich zu ihnen gesellt hatte. „Sie können
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