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1572 - Das Ritual

1572 - Das Ritual

Titel: 1572 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Welt, in der er sich bewegte, radikal zerstört. Plötzlich hatte ihn die normale Gegenwart wieder, aber er musste sich erst schütteln, um dies überhaupt anzuerkennen.
    Er blieb stehen und schaute nach vorn.
    Ja, da stand ein Mann. Klein, gedrungen, mit breiten Schultern und einem Stiernacken. Er trug einen hellen Hut. Das weiße Hemd war mit Schweißflecken übersät, und an den Beinen der grauen Hose klebten irgendwelche Pflanzenreste.
    Da der Hut des Mannes nach hinten geschoben worden war, lag das Gesicht frei. Rund, vielleicht sogar etwas aufgedunsen. Pockennarben zierten die Wangen. Der Mund zeigte eine zynische Krümmung, und am dicken Hals traten die Muskelstränge hervor.
    Lambert mochte den Mann nicht. Und noch weniger mochte er die Pistole, die der Typ in der rechten Hand hielt und damit auf ihn zielte.
    Der Finger lag am Drücker. Bei der geringsten falschen Bewegung würde der Typ ihn krümmen.
    Lambert wusste, dass er die Ruhe bewahren musste, und das schaffte er auch.
    Er fixierte den Typ genau und überlegte, wo er ihn schon mal gesehen hatte. Er kam zu keinem Ergebnis. Der Mann war ihm fremd. Er gehörte einfach nicht zu seinem Kreis.
    »Was wollen Sie?«
    »Dich!«
    »Und wer sind Sie?«
    »Ich heiße Gallo, das reicht.«
    »Aber warum…«
    »Das sage ich dir auch noch. Ich habe einen Job, der kann manchmal sehr schmutzig sein. Aber ich erledige die Dreckarbeit für gewisse Menschen, die mich engagieren und auch gut bezahlen, und wenn man mich nach meinem Beruf fragt, dann sage ich, dass ich Privatdetektiv bin. Und zwar einer, der immer im Dreck wühlt. Ja, das hat mich bekannt und berüchtigt gemacht. Ich löse meine Fälle immer, und zwar so, wie es sich meine Auftraggeber wünschen.«
    »Ja und?«
    Gallo lachte meckernd. »Bei dir haben sie einen ganz besonderen Wunsch verspürt.«
    »Welchen?«
    »Ganz einfach. Ich soll dich killen…«
    ***
    »Wen wollen Sie sprechen?«, fragte die Chefin der Parfümerie und schaute Harry Stahl aus großen Augen an.
    »Eva Obermeier.«
    »Das können Sie nicht.«
    Harry musterte die Frau, die ungefähr vierzig Jahre alt war und so perfekt gestylt war. Da gab es nichts an ihrem Aussehen, an dem etwas auszusetzen gewesen wäre. Selbst aus dem schwarzen Haar hatte sich nicht eine Strähne gelöst.
    »Und warum kann ich das nicht?«
    »Weil es meiner Mitarbeiterin schlecht geht. Sie hat vor Kurzem eine schlimme Nachricht erhalten.«
    »Worum ging es?«
    »Das muss ich Ihnen wohl nicht sagen.«
    Dagmar und ich standen im Hintergrund. Aber wir hatten unsere Ohren gespitzt und jedes Wort verstanden. Auch den letzten Satz, der uns hatte aufhorchen lassen. Wir konnten uns denken, wie die schlechte Nachricht gelautet hatte.
    Harry ließ sich nicht einschüchtern. »Es kann sein, dass wir gerade wegen dieser Nachricht hier erschienen sind.«
    »Das interessierte mich nicht.« Die Chefin des Ladens blieb hart.
    Das war Harry auch. Er holte seinen Ausweis hervor und zeigte ihn. Die Frau verlor ein wenig von ihrer Fassung. Sie starrte das Papier an und hob die Schultern.
    »Nun ja, wenn das so ist, dann kann ich Ihnen ein Treffen wohl nicht verwehren.«
    Harry winkte uns zu. Die Frau bedachte uns mit misstrauischen Blicken, und Harry sprach davon, dass wir seine Mitarbeiter wären.
    »Eva sitzt im Pausenraum. Man hat ihr telefonisch gesagt, dass sich jemand aus ihrem Bekanntenkreis das Leben genommen hat, und das hat sie niedergeschmettert. Sie war mal mit dem jungen Mann liiert.«
    Harry nickte. »Deshalb sind wir hier. Auch Selbstmorde müssen untersucht werden.«
    »Ja, das sehe ich ein. Kommen Sie.«
    Wir gingen auf den hinteren Teil des Geschäfts zu, in dem nichts natürlich roch. Die Luft war geschwängert von zahlreichen Düften verschiedener Edel-Marken. Da gab es für uns kein normales Luftholen mehr. Man schmeckte immer etwas auf der Zunge.
    Mitarbeiter und Kunden beobachteten uns, aber es gab keinerlei Kommentare.
    Die Chefin schob einen Vorhang zur Seite. Ein schmaler Gang, zwei Türen. Die eine führte zu einer Toilette, die andere war wohl der Zugang zum Pausenraum.
    Bevor wir etwas unternehmen konnten, hatte die Chefin die Tür bereits geöffnet und betrat den Raum. Ein Tisch, einige Stühle, ein Regal, eine Mikrowelle und eine junge Frau, die einsam am Tisch saß und ins Leere starrte.
    Verweinte Augen. Ein zuckender Mund. Dunkelblondes zerzaustes Haar und Schminke, die im Gesicht verlaufen war.
    Die Chefin sprach zwei, drei Sätze mit ihr und

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