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1572 - Das Ritual

1572 - Das Ritual

Titel: 1572 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erklärte ihr, wer wir waren.
    Harry mischte sich ein. »Das reicht, wir werden Frau Obermaier eine bessere Erklärung geben können.«
    »Bitte, wenn Sie wollen.« Leicht pikiert schob die Frau ab, und so hatten wir freie Bahn. Stühle standen genug um den Tisch herum, sodass wir uns setzen konnten.
    Die junge Frau musste sich fast eingekreist fühlen. Als sie den Kopf hob, schaute sie uns etwas verstört an und zog dabei die Nase kraus. »Was wollen Sie vor mir? Wer sind Sie?«
    Harry sprach wieder. Er stellte sich vor, nannte auch unsere Namen und sagte, dass wir von der Polizei wären und einen Fall aufzuklären hätten.
    »Sie können sich denken, welchen, nicht wahr?«
    »Paul?«
    »Ja.«
    Eva schloss die Augen. Sie sagte in den folgenden Sekunden nichts, bis sie den Kopf schüttelte und mit leiser Stimme davon sprach, dass sie es nicht begreifen konnte, was da abgelaufen war.
    »Warum hat er das getan?«
    »Vielleicht können Sie uns dabei helfen, den Grund herauszufinden«, sagte Dagmar.
    »Nein.« Eva schlug mit der Faust auf den Tisch. »Das kann ich nicht. Ich weiß nichts.«
    »Aber Sie waren lange mit ihm befreundet«, fuhr Dagmar fort. »Da sind wir richtig informiert?«
    »Das war ich.«
    »Wie lange?«
    »Fast zwei Jahre.«
    »Und dann kam die Trennung?« Dagmar hatte das heikle Thema sofort angeschnitten, und es war gut, dass sie als Frau zu Frau darüber sprach. Ich glaube nicht, dass Eva Obermaier Harry und mir geantwortet hätte.
    Eva nickte.
    Dagmar gestattete sich ein Lächeln. »Darf ich fragen, aus welchem Grund Sie sich getrennt haben?«
    Mit einem Tuch tupfte sie sich das Gesicht ab und hob dabei die Schultern. »Es ging nicht mehr.«
    »Und warum nicht?«
    »Ha!« Sie lachte auf. »Wir sind einfach zu verschieden gewesen. Ja, das ist es. Wir waren zu verschieden. Können Sie das verstehen?«
    »Sicher, Eva, das kann ich. Manchmal muss man erst länger zusammen sein, um das zu erkennen. Darf ich dennoch nach dem Grund fragen, obwohl wir uns ja fremd sind.«
    »Das können Sie. Und ich sage Ihnen gleich, dass es nicht an mir gelegen hat. Nein, das hat es nicht. Paul ist plötzlich einen anderen Weg gegangen.«
    »Ging er fremd?«
    Kopf schütteln. Dann die Antwort: »Es ist nicht so, wie Sie vielleicht denken. Aber er hat jemanden kennengelernt.«
    »Einen Mann?«
    »Ja.« Evas Augen blitzten plötzlich.
    »Es ist ein Mann gewesen. Aber das hatte nichts mit Männerliebe zu tun. Er hat sich von dem anderen Typen einfach faszinieren lassen. Er wurde in dessen Bann gezogen und hat davon gesprochen, einen neuen Weg gehen zu müssen.«
    »Und wo sollte der ihn hinführen?«
    Eva richtete ihren Oberkörper auf und presste ihn nach hinten gegen die Stuhllehne.
    Dann sagte sie: »Dieser neue Weg sollte in die Vollkommenheit führen. Das war sein Ziel. Er wollte vollkommen werden.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Keine Ahnung. Ich habe ihn das gefragt, doch er hat nur abgewunken. Wir beide entfernten uns immer mehr voneinander. Ich konnte diesen Weg einfach nicht mit ihm gehen. Außerdem hat er mich auch nicht danach gefragt. Egal, ich habe mein Leben weitergeführt, und er ging eben seinen neuen Weg.«
    »Hatte der Mann einen Namen?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Lambert?«
    Eva Obermaier starrte mich an. »Sie kennen ihn? Ja, er heißt in der Tat Lambert.«
    »Dann habe ich ihn schon mal gesehen.«
    Eva verzog die Lippen. »Dann haben Sie mehr Erfolg gehabt als ich. Ich habe ihn nicht zu Gesicht bekommen, obwohl ich es wollte. Ja«, rief sie, »ich wollte es. Ich wollte meinen Freund nicht kampflos aufgeben. Aber es hat nichts gebracht.« Sie hob die Schultern. »Paul ließ sich auf dieses Thema nicht näher ein. Da habe ich gegen eine Wand geredet.«
    Ich fragte weiter: »Was wissen Sie überhaupt von ihm? Können Sie dazu etwas sagen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie keine Initiative ergriffen? waren Sie nicht neugierig? Wollten Sie nicht sehen, was mit Ihrem Freund geschah? Wo er heimlich hinging und so weiter…«
    Bei meiner Frage blitzte so etwas wie Kampfeswillen in ihren feuchten Augen auf. »Ja, das wollte ich. Das habe ich auch versucht, aber es wurde nur ein halber Erfolg.«
    »Immerhin etwas«, meinte Harry.
    »Das sagen Sie. Jedenfalls habe ich herausgefunden, dass Paul nicht der Einzige gewesen ist, der diesen Weg gehen wollte. Es gab da noch andere, die auf seiner Spur liefen. Mit denen hat er sich auch getroffen. Außeralb an einer einsamen Stelle im Wald in der Nähe von Kreuth. Aber da waren

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