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1572 - Das Ritual

1572 - Das Ritual

Titel: 1572 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Parfümerie«, sagte Monika Fuhrmann. »Die kann Ihnen bestimmt mehr über ihn sagen.«
    »Wie lange waren die beiden denn zusammen?«
    Monika Fuhrmann schaute mich an. »Das entzieht sich meiner Kenntnis. Ein paar Monate schon, würde ich sagen…«
    ***
    Vollkommen!
    Nur dieses eine Wort geisterte durch den Kopf des Nackten. Er wollte vollkommen werden. Er war es noch nicht. Es brauchte seine Zeit, um Einlass in das gewaltige Pandämonium zu finden. Aber er war schon wieder einen Schritt weiter.
    Es hatte einen Toten gegeben. Paul Köster hatte sich umgebracht. Das war perfekt. Damit war wieder eine Stufe genommen worden, um dem endgültigen Ziel näher zu kommen. Es fehlten nur noch einige Schritte, dann hatte er es geschafft. Und er wollte, dass es an diesem Abend geschah. Er und seine Jünger waren verabredet. Sie würden ihn bei Anbruch der Dämmerung aufsuchen, um mit ihm die große Prüfung abzulegen.
    Er lachte, als er daran dachte.
    Er lachte noch lauter, als ihm einfiel, was die Leute wohl sagen würden, wenn die Leichen ans Ufer trieben. Dann war es hier vorbei mit der Idylle. Es würde sich herumsprechen, die Leute würden in Panik verfallen und wahrscheinlich von einem Massenmörder reden. Ja, so würde das alles laufen, und er war der Mann im Hintergrund, der alles lenkte, und von dem niemand etwas wusste.
    So musste es weitergehen, bis…
    Etwas meldete sich wie eine schrille Warnung in seinem Kopf. Es war wie ein böser Schrei, und er hatte für einen Moment das Gefühl, in einen Abgrund zu schauen.
    Da gab es diesen Mann.
    Eine Zufallsbegegnung - oder nicht?
    So genau wusste er das nicht. Jedenfalls schrie er wütend auf, als er an diese Begegnung dachte. Sie war für ihn wie eine Niederlage gewesen.
    Er dachte daran, dass dieser Mensch etwas an sich hatte, was ihn ungeheuer gestört hatte. Etwas Furchtbares, für das er keine Erklärung fand.
    Ja, Zufall, nicht mehr. Es konnte nur Zufall gewesen sein. Alles andere wäre nicht zu ertragen gewesen.
    Lambert war noch immer nackt. Er dachte auch nicht daran, sich Kleidung überzustreifen. Für das, was er vorhatte, war es notwendig, nackt zu sein.
    Pauls Tod hatte ihm viel gegeben. Er war wieder eine Stufe höher gestiegen und das wollte er jetzt testen. Dafür brauchte er das Wasser, das in seiner Nähe floss.
    Er hörte das leise Schwappen der Wellen, die gegen das Ufer der Halbinsel schlugen. Noch war das Wasser nicht zu sehen, weil ihm dichtes Gesträuch den Blick nahm.
    Das Wasser würde ihm zeigen, wie weit seine Vollkommenheit inzwischen gediehen war, und so ging er auf das Ufer der kleinen und dicht bewachsenen Halbinsel zu.
    Mit nackten Füßen ging er durch das hohe Gras. Er genoss die Wärme, sah die Mückenschwärme über feuchten Stellen tanzen und lauschte dem Klatschen der anlaufenden Wellen. Es waren die normalen Geräusche, die ihn umgaben, und trotzdem fehlte etwas. Doch er vermisste das Singen der Vögel nicht. Andere Menschen hätten es vielleicht vermisst, aber nicht er. Die Vögel spürten mit ihrem Instinkt, dass es nicht gut war, sich in diesem Gebiet aufzuhalten. Sie spürten das Böse, das hier lauerte.
    Im Hintergrund, dort, wo die Halbinsel in das normale Land überging, wuchsen Bäume in die Höhe. Das Gebiet der Zunge selbst war nur von Buchwerk bedeckt, das allerdings sehr hoch wuchs und ihm Deckung gab. So konnte er nicht gesehen werden.
    Lambert war eine seltsame Gestalt, das wusste er selbst. Halb Mann, halb weibliches Wesen. Versehen mit einem Oberkörper, bei dem die Proportionen nicht stimmten. Von der Hüfte ab weiblich, weiter oben meist männlich, bis auf die Momente, wo ihm weibliche Brüste wuchsen.
    Das Gesicht war zweigeteilt. Hinzu kam das blonde Haar in einer Länge, die sowohl für eine Frau als auch für einen Mann gepasst hätte.
    Er war damit zufrieden. Er hatte es nicht anders gewollt. Er musste reif werden für seine Freunde im Pandämonium, denn sie sahen auch nicht anders aus. Sie waren so verschieden, und sie lebten in einer Welt, die nicht zu beschreiben war.
    Lambert drückte sich an einem Busch mit klebrigen Blättern vorbei und hielt vor dem Schilfgürtel an.
    Der erste Blick über den See. Das Wasser schlug leichte Wellen, die der sanfte Wind erzeugte, der auch sein Gesicht streichelte. Er hielt nach irgendwelchen Menschen Ausschau, die ihn hätten beobachten können.
    Da war niemand zu sehen.
    Er fühlte sich gut und sicher. Nach einigen Schritten weichte der Boden auf. Wasser sammelte sich

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