1573 - Blick in die Zeit
Problem, mit dem er sich zu befassen hatte: Wen sollte er an diesem Zauber teilhaben lassen?
Dieses Problem schien ihm anfangs durchaus lösbar.
Das änderte sich jedoch. In diesen ersten Tagen nach seiner Rückkehr begriff Nermo Dhelim, daß die Verteilung der Zellaktivatoren mit viel größeren Schwierigkeiten verbunden sein würde, als er zunächst gedacht hatte.
Nermo Dhelim war im Grunde seines Herzens ein Romantiker und ein Sucher. Die großen Rätsel des Universums faszinierten ihn in weit stärkerem Maße, als er es sich eingestehen wollte.
Als Wissenschaftler redete er sich ein, daß es nur das reine Wissen war, nach dem er suchte: Die große, universelle Formel, die alles, was war, was ist und was sein wird, auf mathematischer Basis und mit kristallklarer Logik erklären sollte.
Aber in Wirklichkeit suchte er keine Formel, sondern Antworten.
Hätte er eine logisch einwandfreie Erklärung für die Existenz des Universums gewußt, dann hätte sein Leben für ihn keinen Sinn mehr gehabt. Er erwartete vom Universum, daß es gefälligst mehr zu sein hatte als nur eine kalte, mathematische Funktion.
Was er auf der Welt der Unsterblichkeit gehört hatte, das reizte sowohl seinen Geist als auch seine Phantasie.
Hinzu kam das Bewußtsein, daß er ab sofort schier unendlich viel Zeit hatte. Er brauchte nicht mehr nach Jahren und Jahrzehnten zu rechnen, sondern es würde für ihn fortan um Jahrhunderte und Jahrtausende gehen.
Wer so viel Zeit zur Verfügung hat, der kann sich auch entsprechend hohe Ziele stecken.
Nermo Dhelims Ziele lagen jenseits der Grenzen des Vorstellbaren.
Er wußte jetzt, daß ES nicht die einzige Superintelligenz sein konnte, sondern daß es noch andere Wesenheiten dieser Art geben mußte. Er hatte von Materiequellen, den Kosmokraten und den Chaotarchen gehört, und sein ganzes Denken und Trachten wurde von dem brennenden Wunsch beherrscht, all diesen Dingen nachzuspüren.
Er wollte sie sehen, diese unglaublichen Entitäten. Mit seinen eigenen Augen wollte er sie betrachten, und mit seinen eigenen Ohren wollte er hören, was sie zu berichten hatten.
Zwanzigtausend Jahre waren eine lange Zeit. Selbst wenn allein schon die Suche nach dem Beginn der nächsten Spur mehrere Jahrhunderte dauern sollte, war das eine Frist, die einen Unsterblichen nicht schrecken konnte. Über eines war sich Nermo Dhelim allerdings im klaren: Er würde Hilfe brauchen. Nicht sosehr für die Suche an sich - mit der würde er schon alleine zurechtkommen - als vielmehr für das, was mit seinem Volk zu geschehen hatte.
Es gab immerhin gewisse Bedingungen, die mit der Vergabe der Zellaktivatoren verbunden waren.
Nermo Dhelim dachte nicht einmal im Traum daran, die Superintelligenz hintergehen zu wollen und die Unsterblichkeit zu nehmen, ohne den anderen Teil des Abkommens zu erfüllen. Erstens lag es nicht in seiner Natur, derartige Risiken einzugehen.
Zweitens war er gar nicht imstande, einen solchen Betrug zu planen. Abgesehen davon war er mit Leib und Seele Lemurer. Er wollte sein Volk nicht der Ehre berauben, die er ihm gerade erst verschafft hatte.
Was Nermo Dhelim brauchte, das waren Mitstreiter, die für seine hochfliegenden Pläne Verständnis hatten und ihn unterstützten, die aber andererseits bereit waren, sich um die weitere Entwicklung des lemurischen Volkes und die Einhaltung der von ES gestellten Bedingungen zu kümmern. Darüber hinaus mußten diese Verbündeten integre Leute sein, die imstande waren, verantwortlich mit ihrer Unsterblichkeit umzugehen.
Der lemurische Wissenschaftler fragte sich, ob er seine Erlebnisse dem Hohen Tamrat berichten und ihn an der Auswahl der künftigen Aktivatorträger beteiligen sollte.
Nermo Dhelim verbrachte längere Zeit damit, sich über die in Frage kommenden Politiker zu informieren.
Die Ergebnisse dieser Bemühungen waren deprimierend. Keiner der Tamräte entsprach Nermo Dhelims Vorstellungen. Jeder einzelne von ihnen ließ sich mühelos mit allerlei höchst bedenklichen Vorgängen in Verbindung bringen.
Dabei hatte der Wissenschaftler die Tamräte nicht einmal einer wirklich eingehenden Überprüfung unterzogen.
Es grauste ihn bei der Vorstellung, welche Querverbindungen er erst bei einer genaueren Untersuchung zutage fördern würde.
Eines war sicher: Wenn die Tamräte davon erfuhren, daß Nermo Dhelim die Unsterblichkeit zu verschenken hatte, würde jeder einzelne von ihnen zuerst seinen eigenen Namen ganz oben auf die Liste der Kandidaten
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