1575 - Luzifers Angriff
können, dich einfach nur vernichten, um meinen Feinden zu beweisen, wie stark ich bin. Aber ich habe darauf verzichtet. Ich will dich nicht töten oder zertreten. Ich könnte dich auch in Stücke reißen und zu Asche verbrennen lassen, doch das alles reicht mir noch nicht aus. Ich habe dich ausgesucht, weil ich andere Pläne habe. Du hast das Böse vertreiben wollen…«
Matthias hörte ein Lachen, dann sprach die Stimme weiter.
»Nein, du bist einfach zu schwach. Deshalb habe ich mich entschlossen, dich zu meinem Diener zu machen. Du hast ab heute einen neuen Chef, und das bin ich, Herrscher der Hölle, Herr des Bösen, auch von den Menschen als gefallener Engel bezeichnet und mit dem Namen Luzifer versehen…«
Er musste nichts mehr sagen. Seine Worte hatten Matthias hart getroffen.
Sein Weltbild, dem er bisher vertraut hatte, war auf den Kopf gestellt worden. Nichts konnte er mehr tun, und er lag auf dem Boden wie ein Häufchen Elend.
Als er sich aufrichtete und eine sitzende Haltung einnahm, da fiel ihm noch etwas auf.
Das Kreuz, das er vor der Brust auf seiner Kleidung hängen hatte, war zwar noch vorhanden, es hatte nur eine andere Farbe angenommen. Es war dunkel geworden, fast schwarz, und als er es berührte, war es kalt wie Eis.
Er hatte immer darauf vertraut.
Ab jetzt nicht mehr.
Jetzt gab es einen anderen Herrn, dem er dienen musste, und das war Luzifer…
***
Ich dachte an ein Telefongespräch, das ich vor nicht allzu langer Zeit in London geführt hatte und das mich aus dem Vatikan erreicht hatte, denn da war Father Ignatius, Chef der Weißen Macht, am anderen Ende der Leitung gewesen, und ich hatte seiner Stimme schon bei den ersten Worten angehört, dass ihn tiefe Sorgen plagten.
»Geht es dir gut, John?«
»Ja, mir schon, aber du scheinst Probleme zu haben, sonst hättest du mich nicht angerufen.«
»Das stimmt.«
»Und wie sehen die Sorgen aus?«
»Es sind keine kleinen, John.«
»Aha.«
»Ich denke, dass es um etwas ganz Großes geht, und das meine ich im negativen Sinne.«
»Ist schon klar. Was also kann ich für dich tun, Father Ignatius?«
Zunächst erklang ein Seufzen. Danach hörte ich die Antwort, die mit leiser Stimme gesprochen wurde.
»Ich möchte, John, dass du für mich einen Mann suchst, der zur Weißen Macht gehört, aber leider seit einiger Zeit spurlos verschwunden ist.«
»Ein Agent deines Geheimdienstes also?«
»Ja.«
»Und um wen handelt es sich?«
»Es ist Bruder Matthias. Ein guter Mann, John, ein Krieger Gottes, der mir jetzt große Sorgen bereitet, weil er sich nicht mehr gemeldet hat. Er sollte für uns eine Aufgabe erfüllen, und er scheint daran gescheitert zu sein.«
»Was war das für ein Job?«
»Es ging um ein Haus. Eine Herberge, in der zwanzig Menschen auf eine schreckliche Weise ums Leben gekommen sind. Sie haben sich selbst getötet und dabei weder Rücksicht auf Frauen noch auf Kinder genommen. Sie zerstörten sich gegenseitig, und dafür eine Erklärung zu finden war Bruder Matthias’ Auftrag.«
»Wie ich dich kenne, hast du bereits über eine Erklärung nachgedacht?«
»So ist es. Es gab ja keine Zeugen, aber Menschen haben davon gesprochen, dass in dieser Herberge der Teufel das Sagen hat. Er hat es zu verantworten, dass sich die Menschen gegenseitig töteten. Es ist das Böse über sie gekommen, hat das Haus in Besitz genommen. Deshalb habe ich einen Agenten losgeschickt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Matthias ist zu diesem Haus gefahren, das hat er mir noch mitgeteilt. Aber ob er es auch betreten hat, weiß ich nicht. Ich habe nichts mehr von ihm gehört und befürchte das Schlimmste.«
»Du denkst, dass er tot ist?«
Die Antwort erreichte mich zögerlich. »Nicht unbedingt, John. Das muss nicht sein.«
»Wie kommst du darauf?«
»Die Weiße Macht ist, wie du weißt, ein Geheimdienst. Unsere Männer sind auch Agenten. Und wie es manchmal bei normalen Agenten geschieht, könnte auch er umgedreht worden sein.«
Ich stieß einen Pfiff aus. »Meinst du damit, dass dieser Matthias jetzt auf der anderen Seite steht?«
»Ich könnte es mir vorstellen.«
»Hast du Beweise für deine Vermutung?«
»Nicht so konkrete, wie ich sie gern hätte. Hinweise gibt es allerdings schon.«
»Dann sag mir bitte, wie sie aussehen.«
Ignatius zögerte, als wäre ihm die Antwort unangenehm.
»Ich habe einen Bericht erhalten, der darauf schließen lässt. Matthias hat Spuren hinterlassen, allerdings solche, die uns nicht gefallen. Er hat
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