1576 - Die Planetenspringer
Alaska-Road vor sich sah, die auf direktem Weg zum Hafen führte. Mit pfeifenden Rädern bog er ein, klammerte sich mit einer Hand am Sitz fest, um nicht hinaus auf die Straße zu stürzen, und dachte dabei, daß er inzwischen mindestens ein halbes Dutzend Verkehrsregeln gebrochen hatte.
Radfahrer und Fußgänger überquerten die Straße, manche schienen sich noch im Halbschlaf zu befinden, und einer der von Natur aus fast tauben Argustraben aus Palcaquar entging nur deshalb dem Tod, weil Francelier geistesgegenwärtig die Lichthupe einschaltete.
Bei allen Geistern des Meeres, dachte er und musterte aus brennenden Augen die Straßenränder.
Es kann doch nicht sein: Ich muß mich getäuscht haben. Eigentlich ist es völlig unmöglich. Ich werde alt, und meine Augen lassen nach.
Er war versucht, auf die Bremse zu treten und umzukehren, einfach nach Hause zu fahren und sich von der langen Reise nach Genoveva und zurück zu erholen. Wenn er daran dachte, daß in zwei Wochen die Tagung in Basilea stattfand und er über tausend Kilometer zurücklegen mußte, dann wurde ihm jetzt schon schlecht.
Daß er statt auf die Bremse auf das Gaspedal trat und dem Motor noch mehr Energie zuführte als bisher, das war wohl mehr einem Zufall zu verdanken als fester Absicht. Der Scooter machte einen Satz nach vorn, an der Hinterachse prasselte es, und das Fahrzeug schlingerte quer über die Fahrbahnen, raste in die schmale Fußgängergasse hinein und auf den Steg, der über die Kreuzung führte und sich anschließend hinab zum Kai senkte.
Drüben an der mittleren Mole, das war er. Er befand sich kurz vor dem Anlegemanöver. „Entweder hältst du durch, oder du reißt mich in den Tod", knurrte Francelier und warf dem hinteren Teil des Wagens mit seiner knirschenden Achse einen bösen Blick zu. Er verzichtete auf den Einsatz der Bremsen, spannte die Oberarmmuskeln an und drückte das Fahrzeug mit dem Lenkrad langsam nach rechts auf das Geländer des Stegs zu. Dicht an den letzten Metallsprossen entlang krachte der Scooter auf die Randsteine und überquerte mehrere Fußgängerbahnen. Die Zielgerade kam in Sicht, und er mußte gegenlenken, um nicht in hohem Bogen hinaus in das Hafenbecken zu stürzen. Noch immer blinkten seine Scheinwerfer, und die Hupe gab ein klägliches Jaulen von sich. Der Wagen wurde langsamer, ein deutliches Zeichen, daß die Batterien sich erschöpften. „Noch hundert Meter, bitte noch hundert Meter!" flehte der Mann am Steuer. Er brauchte nicht einmal zu bremsen. Das Fahrwerk begann zu leiern, die Batterie gab mit einem Seufzer den Rest ihres Inhalts ab, und der Scooter rollte langsam aus. Keine zehn Meter vom Bug des anlegenden Schiffes entfernt kam er zum Stillstand.
Der Hallenmeister sah die Matrosen auf dem Deck und sprang eine der steinernen Treppen hinab, hüpfte auf das unter ihm vorbeitreibende Schiff und rannte auf die Steuerklause zu.
Er fand Batuscheff-Klain am Operator sitzen, bleich und mit zitternden Fingern. „Das Signal", ächzte Francelier. „Du gibst das Lichtsignal. Was ist los?"
Der Verwalter der einzigen Funkstation des Planeten, die hier auf dem Kontinent Malu stand, wandte sich um und starrte ihn an, als sei er ein Geist. „Ein Ruf aus dem All", murmelte er. „Kaum verständlich. Aber Interkosmo. Seit zehn Minuten kommt er herein. Ich muß in die Station."
„Interkosmo?" schrie Francelier und klammerte sich am Steuerrad fest. „Bist du sicher. Ist es kein Irrtum?"
Batuscheff-Klain schüttelte trotzig den Kopf. „Nein!" Er riß sich den Kopfhörer ab und setzte ihn dem Hallenmeister auf.
Francelier legte die Stirn in Falten, schloß dann die Augen und konzentrierte sich auf die Worte, von denen er die meisten nicht verstand. Er wußte nur eines. Mit Sicherheit war es ein Mensch, der da sprach.
Er verstand einen Namen und stieß einen Schrei aus. „Er nennt sich Ronald Tekener, aber das ist unmöglich. Es ist über siebenhundert Jahre her."
„Tekener war einer der Unsterblichen, das wissen wir aus unseren Überlieferungen", sagte Batuscheff-Klain fast unhörbar. „Los, komm. Wir müssen in den Turm und ihnen antworten!"
Francelier nahm den Kopfhörer ab und legte das Gesicht in die Hände. „Es ist unfaßbar", ächzte er, „hörst du?" Aber da war der Verwalter schon draußen auf dem Deck und turnte zur Treppe hinüber. „Ich werde ihnen antworten!" schrie er über die Schulter zurück. „Wir dürfen nicht zulassen, daß sie enttäuscht weiterfliegen!"
„Ja, mach
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