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1576 - Die Planetenspringer

Titel: 1576 - Die Planetenspringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ließ ein Jaulen hören. „So helft mir doch", jammerte er. „Sie bringen mich um, wenn ihr nichts tut."
    Er begann mit einem Auge zu schielen und richtete es auf die durchsichtigen Scheiben des Wandelganges, die sich an den Innenhof anschlossen. Die beiden Miezen drückten sich die Nasen platt, um sich keine seiner Bewegungen entgehen zu lassen. Unter gewöhnlichen Umständen hätte er sie gar nicht beachtet, aber diesmal war etwas anders. Er hatte es schon beim Anflug auf das Plateau gespürt. Sie hatten ihn nicht in die übliche Warteschleife geschickt, sondern ihn sofort zur Landung gezwungen. Da er nichts getan hatte, was das Mißfallen der Bewohner der Kristallburg hervorgerufen hätte, wunderte er sich. Es war zu spät, um die Raumtaster zu aktivieren oder Kontakt mit dem Orbit aufzunehmen. Er ergab sich folglich in sein Schicksal, packte den Sack und verließ den Gleiter. Wie gewohnt öffneten sich die Tore automatisch, doch diesmal strahlte über dem Innenhof ein Energieschirm, und die beiden Wächterinnen drüben hinter dem Panzerplast trugen schußbereite Strahler in ihren Händen.
    Hol’s der Teufel, fluchte der Händler. Wenn ich nicht wüßte, daß ich hier weiterhin gute Geschäfte machen kann, ich würde einpacken und verschwinden.
    Er war sich nicht einmal sicher, ob sie ihn überhaupt gehen ließen, wenn er auf das Innentor zusteuerte. Ein Blick dorthin belehrte ihn, daß einer der Laser auf ihn gerichtet war. Eine ungeschickte Bewegung, und er war ein toter Mann. Und das lag nicht in seinem Interesse. Zu sehr hing er an seiner Existenz.
    Auf seiner Stirnglatze bildete sich Schweiß. Er wischte ihn mit dem weiten Ärmel seiner Jacke ab und fuhr sich durch die Haare. Die schwarzen Locken trug er nach hinten gekämmt und im Genick zu einer Welle geformt.
    Sie verlieh ihm etwas Künstlerisches, wie er fand, hatte aber keine Ahnung, wie seine Kundinnen in der Burg darüber denken mochten. „Ich erfriere!" zeterte er und sank langsam auf die Knie. Die minimalen Emissionen seiner beheizten Unterwäsche konnten sie kaum anmessen, außerdem hatte er seine Kleider rechtzeitig in die Feuchtkammer gehängt, so daß sie jetzt teilweise gefroren waren und als Isolierung gegen mögliche Infrarottaster wirkten. „Ihr werdet euch verantworten müssen. Ihr könnt mich nicht einfach hier draußen jämmerlich zugrunde gehen lassen."
    Ob es seine Worte waren und die Tatsache, daß er vornüber auf das harte Eis stürzte und mit geröteter Stirn wieder aufstand, oder ob einfach die übliche Wartezeit abgelaufen war, er wußte es nicht. Auf jeden Fall verbiß er sich ein Grinsen, als sich die Schleuse öffnete, und eine befehlsgewohnte Stimme aufklang. Sie forderte ihn auf, einzutreten und sich der Kontrolle durch die beiden Wächterinnen zu unterziehen.
    Norman Thurau, seines Zeichens Vironer von Hubei und damit Nachkömmling der von Terra stammenden Vironauten, grapschte nach den Dingern, stellte sie ab und ließ sie im Sack verschwinden. Er schulterte das altertümliche Stoffwerk und tapste mit weit ausholenden Schritten hinüber. Er trat in die Schleuse, bekam von der Warmluft eine Gänsehaut und wartete ungeduldig, bis die Anpassung vorüber war und sich die Innentür öffnete. Die beiden Miezen nahmen ihn in Empfang und zogen ihm Jacke und Hose aus. Sie tasteten ihn mit einem ringförmigen Gerät ab, durchsuchten seinen Warensack und warfen sich undefinierbare Blicke zu. „Dasselbe wie immer", sagte eine der beiden in ein Mikrofon an der Wand. „Sollen wir ihn fortschicken?"
    „Fragt ihn, was er mitbringt!"
    „Spielzeug für jede Gelegenheit, für Tag und Nacht, für Morgen und Abend. Spielzeug für Somer und Ophaler.
    Für alle Völker Absantha-Goms und auch für euch, ihr Hohen des Tarkanikums. Katzen von Terra und Hunde von Ertru ... Etruri ..." Verzweifelt suchte er nach dem richtigen Namen. „Von Ertrus natürlich", kam es ihm endlich über die Lippen. „Und was sollen wir damit?"
    „Eine Demonstration ist völlig kostenlos und erheiternd obendrein", brüllte er in Richtung der Wand. „Schickt ihn herauf!" lautete die Antwort.
    Er zog sich an, packte den Sack und schlurfte zum Ende des Korridors, wo der Antigrav lag. Er schwang sich hinein, und das Feld packte ihn und riß ihn mit hoher Beschleunigung empor. Sie machten es absichtlich, er hatte es vor Jahren bei seinem ersten Besuch schon begriffen. Sie wollten ihn spüren lassen, daß er in ihren Händen auch nicht viel mehr als ein Spielzeug

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