Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1576 - Die Planetenspringer

Titel: 1576 - Die Planetenspringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
war.
    Diesmal spuckte ihn der Antigrav nicht schon in der achten Etage aus, sondern führte ihn empor in das oberste Stockwerk des Westturms. Das war neu, und Norman Thurau hielt den Atem an und lauschte auf verdächtige Geräusche. Da war nichts, und die Bewaffnete am Ausstieg winkte ihm nur. „Beeile dich. Du hast Glück. Sie ist heute bei guter Laune!"
    Er nickte und rannte hinter der Wächterin her. An der Tür zu einer großartig mit allen möglichen Fellen ausgestatteten Suite machte sie Halt, schob ihn gegen das Metall und betätigte den Öffner. Dann versetzte sie ihm einen Stoß in den Rücken, und er taumelte vorwärts und wurde fast von dem Sack auf seiner Schulter erschlagen. „Tölpel!" klang ihm die befehlsgewohnte Stimme entgegen. Wie immer hielt sie es nicht für nötig, sich des Sothalks als Verkehrssprache zu bedienen. „Mach endlich den Sack auf!"
    Nai-Zsa-K’yon winkte mit einem ihrer vergoldeten Armreife. Die Kommandantin von Bansej ruhte auf einem riesigen Kissen, in dem sie zur Hälfte versunken war. Thurau wuchtete den Sack zu Boden und holte die dreißig Gegenstände heraus, Clowns neuester Produktion, in grellen Farben lackiert mit mehrschichtigen Gesichtsfolien, wobei sich die Folien nach dem Programm seines Zufallsgenerators gegeneinander verschoben und dem Winzling einen ständig wechselnden Gesichtsausdruck verpaßten. Zwergraumschiffe kamen zum Vorschein und erhoben sich im Formationsflug in die Luft, reagierten auf Zurufe, und das Gesicht des Vironers erstarrte zur Maske. Am liebsten hätte er laut hinausgelacht, aber er verkniff es sich. Die Schiffe reagierten nur auf Zurufe in Sothalk, und sie erledigten gehorsam jeden Befehl, nahmen Kampfposition ein und begannen einander zu beschießen. Eines der Schiffe stürzte zu Boden und blieb als rauchender Trümmerhaufen liegen.
    Nai-Zsa-K’yon ließ den Gummiball fallen, mit dem sie ihre Krallen polierte. „Du führst bemerkenswerte Sachen mit dir", stellte sie fest. „Ich denke, dir steht eine glückliche Zukunft bevor, Nor-Man-Th’urau."
    Der Vironer riß einen Bückling und berührte dabei fast mit der Stirnglatze den Boden. „Hoheit sprechen ein wahres Wort gelassen aus", erklärte er. „Da sind noch ein paar Kleinigkeiten. Kommt schon raus!"
    Die Stichworte wirkten. Ein Trällern und Pfeifen erklang. Ein Dutzend winziger Vögel verließ den Sack und stieg in die Luft auf. Das Geflatter der künstlich beklebten Schwingen war nicht von dem richtiger Vögel zu unterscheiden. Sie leuchteten in Rot, Gelb, Grün und Blau, manche trugen Mischfarben in greller oder pastellener Ausführung. Sie bildeten einen Kreis über dem Kissen und pfiffen ein Morgenlied.
    Nai-Zsa-K’yon achtete kaum darauf. Ihre Augen blieben auf den Sack gerichtet, aus dem sich auf weichen Pfoten zwei Wesen schoben, die der Lao-Sinh einen Schauer über den Rücken jagten. Sie sahen aus wie Miniaturausgaben ihrer eigenen Rasse, und doch waren sie anders, viel wilder und ursprünglicher. Sie besaßen leuchtend gelbe Augen und ein schwarzes Fell. Sie schlichen auf die Kommandantin zu, und Nai griff geistesgegenwärtig in die Wülste ihres Ruhekissens und riß einen Strahler heraus. „Aber nicht doch", zeterte Thurau und streckte ihr die mageren Hände mit den langen Fingern entgegen. „Wer wird denn gleich zwei harmlose terranische Hauskatzen als Bedrohung ... Edle Fürstin, ich habe sie mit Absicht gebaut, für niemanden als für dich. Gewöhnlich fangen die Katzen Mäuse, aber wenn sie keine finden, dann klettern sie auch in den Bäumen herum und schlagen Vögel oder rauben Eier aus den Nestern. Es sind kleine Somer-Jäger, Hoheit!"
    Die gedankliche Verbindung zu den vogelähnlichen Somern kam ihm im letzten Augenblick. Sie rettete seine glückliche Zukunft. Nai-Zsa-K’yon warf den Strahler von sich, natürlich nicht in seine Richtung, sondern in die des Kristallfensters, wo der orangene Ball der Sonne Shant glühte. Mit einem Satz stand sie vor ihm und streckte ihm die Arme entgegen. „Sei mir willkommen, Vironer", erklärte die Lao-Sinh. „Du bist der erste Mann, der mich beeindruckt! Es ist kein Wunder, daß du überall im Tarkanium und darüber hinaus größte Wertschätzung genießt.
    Sei mein Freund!"
    Der Nachfahre terranischer Vironauten legte für einen kurzen Augenblick seine Handflächen gegen die der Lao-Sinh. „Es ist eine große Ehre für mich, mit einer Frau wie dir befreundet zu sein", bestätigte er. „Aber vergiß nicht, daß ich dich

Weitere Kostenlose Bücher