1576 - Die Planetenspringer
lange und gut kenne, Nai. Was steckt noch dahinter? In welcher Angelegenheit darf ich dir meinen Rat anbieten?"
Er hätte es trotz des Angebots der Freundschaft nie gewagt, direkter oder unhöflicher zu fragen.
Nai-Zsa-K’yon wies ihm einen Platz auf dem Kissen zu und klatschte in die Hände. Eine hinter einem Vorhang verborgene Tür öffnete sich, und ein männlicher Lao-Sinh trat ein. Nai trug ihm auf, etwas zu trinken zu bringen. „Einer unserer Vorposten außerhalb des Sonnensystems hat mir gemeldet, daß sich ein Schiff nähert, das von Terra kommt. Ich weiß, wo Terra liegt. Aber mehr weiß ich nicht. Du baust terranische Hauskatzen und bist ein Nachfahre von Terranern. Du siehst, ich kenne mich in der Vergangenheit gut aus und weiß, was Vironauten waren. Ebenso wirst du wissen, daß wir keine Lao-Sinh sind, sondern zum Volk der Kartanin aus Ardustaar gehören. Wie ihr sind auch wir von damals übriggeblieben."
„Es ist mir nicht neu." Thurau grinste über das ganze Gesicht. Die Kolibris flogen noch immer über ihren Köpfen, kehrten aber jetzt zum Sack zurück und ließen sich neben den beiden Katzen nieder, die sich am Boden zusammengerollt hatten. „Doch bleiben wir noch ein wenig beim Geschäft, werte Nai. Du siehst acht Modelle vor dir. Von welchen wünschst du und wie viele?"
„Von jedem Modell tausend", entschied sie blitzschnell. „Zahlbar bei Erhalt. Wie lange dauert es?" Thurau ließ sich seine Überraschung über diesen großzügigen Auftrag nicht anmerken. „Eine knappe Woche.
Ich werde gleich nach meiner Rückkehr ins Schiff einen Hyperfunkspruch nach Hubei senden."
„Ich stelle dir meine Anlagen zur Verfügung, Norman. Denn es wird noch eine Weile dauern, bis du in dein Schiff gelangst. Du sollst die angeblichen Terraner identifizieren."
Der Vironer nickte nachdenklich und sah sie von der Seite an. „Das ist es doch nicht", sagte er leise. „Wegen eines einzigen Schiffes aus der Milchstraße verschärfst du doch nicht die Sicherheitsmaßnahmen auf Bansej. Worum handelt es sich in Wirklichkeit?"
Nai-Zsa-K’yon ließ ein Seufzen hören. „Du bist wirklich ein phänomenales Geschöpf, viel zu schade, um als Mann auf die Welt gekommen zu sein. An Bord des Schiffes befindet sich eine Kartanin-Frau, und sie behauptet, daß sie Dao-Lin-H’ay heißt. Es kann nicht sein, denn es ist über siebenhundert Jahre her. So alt wird keine Kartanin. Und sie sieht obendrein sehr jung aus."
„Du glaubst ihr nicht."
„Ich halte sie für eine Lügnerin, und ich werde sie mit deiner Hilfe überführen. Du wirst dich um die Terraner kümmern, in deren Begleitung sie sich befindet."
Norman Thurau nahm den Kelch mit der perlenden Flüssigkeit entgegen, der ihm gereicht wurde. „Dein Wunsch ist mir Befehl, liebenswerte Nai", sagte er.
*
Zwei Schiffe eskortierten sie bis in die Umlaufbahn des Planeten, der einst von Reginald Bull auf den Namen Chanukah getauft worden war. In drei Lichtjahren Entfernung ortete die ROBIN heftige Strukturerschütterungen auf 5-D-Basis. Sie ließen auf die Tätigkeit eines Großtransmitters schließen, und Shina wandte sich an die versammelte Zentrale Besatzung. „Der Impuls kommt aus dem Oogh-System, wie ich es mir gedacht habe", stellte sie fest. „Das System mit dem Planeten Hubei ist nach wie vor das wichtigste im Tarkanium."
Es erwies sich als sinnvoll, daß sie nicht auf direktem Weg dorthin geflogen waren. Denn wo sich ein Transmitter befand, gab es auch Somer, die mit ihren Schiffen das Heraldische Tor bewachten und keinen Fremden heranließen.
Shina hatte sich eingehend über dieses Volk informiert. Die Somer hatten schon zur Zeit des Permanenten Konflikts als hochmütig und stolz gegolten. Bis heute schien sich nichts daran geändert zu haben.
Eine Fähre näherte sich und dockte an der ROBIN an. Auf dem Holoschirm tauchte der Kopf einer Kartanin auf. Sie besaß ein ausgesprochen helles, fast albinoides Fell, und sie blickte Shina an und dann Dao-Lin-H’ay, die sich neben der Kommandantin aufstellte.
Batuscheff-Klain hatte es auf Sabhal erwähnt, daß die Lao-Sinh im Tarkanium ein helles, ausgebleichtes Fell besaßen. Die Felidin auf dem Holo wollte etwas sagen, aber beim Anblick der Artgenossin verschlug es ihr die Sprache. Sie benötigte etliche Sekunden, bis sie sich gefaßt hatte. „Ihr dürft mit einer kleinen Eskorte an Bord kommen", haspelte sie dann hervor. „Wir bringen euch hinab zur Kommandantin. Nai-Zsa-K’yon will euch
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