1577 - Der Engelssohn
Godwin?«
»Habe ich.«
»Mein Gott«, flüsterte ich nur.
»Das hört sich an, als würdest du ihn kennen.«
»Darauf kannst du dich verlassen. Er ist derjenige, der mir eine Niederlage beigebracht hat, die ich nie vergessen werde. Er besitzt sogar die Macht und Stärke, um meinem Kreuz zu widerstehen. Das habe ich leider vor Kurzem erleben müssen.«
»Deinem Kreuz? Wie ist das möglich?«
»Luzifer steht voll und ganz auf seiner Seite. Er hat eine wahnsinnige Macht. Er kann ihn durch sein blaues Licht, die absolute Kälte, schützen. So ist das.«
»Dann ist er dir mit Luzifers Hilfe entkommen?«
»Ja. Er steht voll und ganz auf der anderen Seite und hasst alles, wofür er mal gekämpft hat. Das kannst du mir glauben.«
»Dann hat man uns also vor einem Monstrum gewarnt«, flüsterte Godwin.
»Du sagst es. Vor einem schon biblischen Keim des absolut Bösen.«
Godwin schwieg für die Dauer einiger Sekunden. »Und was können wir gegen ihn unternehmen?«
»Nichts, mein Freund, gar nichts.«
»Das hört sich nicht gerade erhebend an.«
»Weiß ich, Godwin. Aber ich kann euch nur dringend warnen. Nehmt es nicht auf die leichte Schulter.«
»Kannst du dir denn auch einen Reim von dem Jungen machen, der uns gewarnt hat?«
»Nein, das kann ich nicht. Aber die Warnung sollte schon sehr ernst genommen werden.«
»Ja, wenn du das so sagst und wenn ich alles zusammenzähle, dann müssen wir wohl Angst um unser Ref ugium haben. Oder wie siehst du die Dinge?«
»Das könnte sein.«
»Und es gibt keine Abwehr?«
»Man muss es immer wieder versuchen, Godwin.«
»So etwas habe ich mir schon gedacht. Jetzt weiß ich Bescheid, bin aber kaum schlauer geworden. So komisch es sich anhört, glaubst du, dass der Junge uns helfen könnte?«
»Vielleicht. Doch es gibt noch einen anderen Menschen, der euch zur Seite stehen wird.«
»Du, John?«
»Genau. Deshalb hast du wohl auch angerufen. Ich werde zusehen, dass ich so schnell wie möglich bei euch bin. Darin habe ich ja eine gewisse Routine. Nach Toulouse fliegen und dort einen Leihwagen nehmen.«
Man hörte den Stein förmlich poltern, der meinem Freund Godwin de Salier von der Seele fiel.
»Jetzt geht es mir schon besser, John.«
»Setz nur nicht alles auf meine Karte. Du kennst diesen Matthias nicht. Ich aber habe ihneriebt, und das war alles anderes als angenehm. Jedenfalls sollten wir Schluss machen. Wir sprechen uns spätestens in Alet-les-Bains.«
»Danke und guten Flug.«
Als ich das Telefon sinken ließ, da zitterten meine Arme.
Dieser Anruf hatte eine Wunde aufgerissen, die noch längst nicht verheilt gewesen war. Dafür lag der Fall, der mich nach Polen geführt hatte, zeitlich noch zu nahe.
Ich wusste jetzt Bescheid.
Das war okay, aber es gab noch einen anderen Menschen, den ich informieren musste. Der lebte im Vatikan und war der Chef des Geheimdienstes Weiße Macht. Er war ein alter Freund von mir und hieß Father Ignatius.
Egal, welche Uhrzeit wir auch hatten. Für mich war er immer erreichbar, und ich besaß auch seine geheime Durchwahlnummer.
Noch vor dem Duschen rief ich ihn an. Father Ignatius schien neben dem Telefon gelauert zu haben, denn er meldete sich umgehend, und seine Worte waren typisch für ihn.
»Wenn mich jemand um diese Zeit anruft, kannst nur du es sein, John.«
»Und wahrscheinlich ahnst du auch schon den Grund meines Anrufs«, erwiderte ich.
»Ja.« Er räusperte sich. »Ich denke, es gibt Probleme. Könnten die mit den Vorgängen zu tun haben, die dich so niedergeschlagen haben? Die Sache in Polen?«
»Wieder ein Treffer, Ignatius.« Der Chef der Weißen Macht seufzte.
»Also haben wir es mit Matthias zu tun?«
»Ja.«
»Wo befindet er sich?«
»Das kann ich dir nicht sagen. Ich habe auch keine direkte Verbindung zu ihm. Sie ist mehr indirekt, und es spielen Godwin de Salier und seine Frau dabei eine wichtige Rolle.«
»Oh, die Templer?«
»Sehr richtig.«
»Na ja, dann lass mal hören, wie sich Matthias bei ihnen gemeldet hat. Bei ihm halte ich nämlich alles für möglich.«
»Er will vernichten, Ignatius. Alles, an das wir glauben oder was uns hoch und heilig ist. Du weißt selbst, dass die Templer auf unserer Seite stehen, eigentlich immer gestanden haben. Man muss sie nicht mehr kritisch betrachten, wie die Funde alter Schriftstücke aus den Archiven des Vatikan letztendlich bewiesen haben. Aber das weißt du viel besser als ich.«
»Gut, John, komm zur Sache.«
Einem Mann wie Father Ignatius konnte
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