1577 - Der Engelssohn
ich bedingungslos vertrauen. So erhielt er von mir einen Bericht dessen, was ich aus dem Kloster erfahren hatte.
Ignatius war eigentlich nicht so leicht zu überraschen, in diesem Fall allerdings schien es ihm die Sprache verschlagen zu haben, denn als ich geendet hatte, war er zunächst nicht in der Lage, mir eine Antwort zu geben. Ich hörte nur seinen schweren Atem.
Erst einige Augenblicke später vernahm ich seinen ersten leisen Kommentar.
»Das ist wirklich ein Hammer, John, wenn ich das mal so profan sagen darf.«
»Ja, es gibt dieses kleine Kind, das mehr kann als andere in seinem Alter. Es kann sprechen, und es hat Godwin und seine Frau vor dem Bösen gewarnt. Der Name Matthias fiel.«
»Und woher kennt der Junge ihn?«
»Ich weiß es nicht. Wir müssen es einfach hinnehmen. Er kennt ihn, und damit hat es sich.«
»Und wer kann er sein?«
»Gabriel ist offensichtlich kein normales Kind. Ich will mal spekulieren und behaupten, dass sein Name auf den Erzengel Gabriel hinweist. Also könnte er damit in Verbindung stehen.«
Father Ignatius gab eine Antwort, die auch mir schon durch den Kopf gegangen war. »Das Kind eines Engels?«
»Möglich.« Wieder eine Pause des Nachdenkens.
Dann hörte ich lgnatius sagen: »Ja, ich glaube sogar, dass dies möglich ist, aber frage mich nicht, wie das geschehen kann. Vielleicht wirst du dem Jungen bald persönlich gegenüberstehen.«
»Ja, ich fliege runter. Aber ob ich ihn sehe, ist ziemlich ungewiss.«
»Warum?«
»Ganz einfach. Der Junge ist verschwunden, wie man mir sagte. Ja, er tauchte einfach ab. Er hat Godwin und seine Frau allein gelassen. Ob er sich noch mal bei ihnen blicken lässt, weiß ich nicht. Ich kann es nur hoffen. Und dann sicherlich mit Informationen, die mich näher an Matthias heranbringen.«
»Das denke ich auch, John. Wenn wir davon ausgehen, dass alles stimmt, was man dir gesagt hat, und das müssen wir wohl, dann können wir sagen, dass Matthias deshalb unterwegs ist, weil er einen Angriff auf das Templerkloster plant. Oder nicht?«
»Das scheint mir die einzige Erklärung zu sein.«
»Gut«, sagte Father Ignatius. »Wenn du Hilfe brauchst, John, ich bin mit meiner Mannschaft immer für dich da.«
»Das weiß ich. Zuerst möchte ich es aber allein versuchen. Ich habe ja noch eine Rechnung mit dem abtrünnigen Priester offen.« .
»Unterschätze ihn bitte nicht.«
»Keine Sorge, das werde ich nicht.«
»Okay, dann wünsche ich dir alles nur erdenklich Gute. Wir hören wieder voneinander.«
»Ja, das denke ich auch. Danke.«
Ich unterbrach die Verbindung und atmete tief durch.
Auch für mich war es nicht leicht, den Schock in der frühen Morgenstunde so einfach wegzustecken.
Da hatte mich etwas auf nüchternem Magen erwischt, das mir schon eine gewisse Furcht einjagte.
Der Kampf gegen Matthias war für mich schlimm gewesen. Dieser von Luzifer gelenkte Mensch hatte es tatsächlich verstanden, sich gegen die Kraft meines Kreuzes zu stellen, und das hatte mich hart getroffen. Aber es war nun mal nicht zu ändern.
Jetzt kam es darauf an, ein Ticket zu bekommen. Die Abflugzeiten nach Toulouse kannte ich fast auswendig.
Ich konnte am Morgen starten, wie ich den Infos einer freundlichen jungen Dame entnahm. Auch einen Leihwagen bestellte ich.
Danach duschte ich. Es ging sehr schnell, und als alles erledigt war, informierte ich noch Suko, der mit seiner Partnerin nebenan in der Wohnung lebte und völlig überrascht war, als er erfuhr, was mir widerfahren war.
»Es ist kein Witz, Suko. Ich bin dann unterwegs. Informiere du bitte Sir James.«
»Mach ich. Soll ich nicht lieber mitfliegen?«
»Halte du hier die Stellung. Außerdem ist das eine Sache zwischen Matthias und mir.«
Suko war in Polen auch nicht dabei gewesen. Er kannte den abtrünnigen Agenten der Weißen Macht nur aus meinen Erzählungen, aber er wusste auch, wie gefährlich er war.
Danach zog ich mich an und verzichtete auf ein Frühstück. Eine Tasse Kaffee musste reichen.
Zudem war mir die Tatsache, dass dieser Matthias unterwegs war, auf den Magen geschlagen.
Als ich aus dem Haus ging, kam ich mir vor wie ein Ritter, der zur großen Schlacht antritt und dabei nicht weiß, ob er eine Chance hat, sie zu gewinnen…
***
Godwin de Salier hatte lange darüber nachgedacht, wie er sich verhalten sollte.
Er nahm die Warnung des Jungen ernst, aber sie war zu abstrakt, obwohl John Sinclair ihn über diesen Matthias aufgeklärt hatte.
Noch konnte er mit diesem
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