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1577 - Der Engelssohn

1577 - Der Engelssohn

Titel: 1577 - Der Engelssohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich.«
    »Und?«
    »Ich habe beim besten Willen nichts gespürt, da bin ich ehrlich.«
    »Ja, er kann täuschen. Das hat er schon immer gern getan. Die Menschen in Sicherheit wiegen, um dann gnadenlos zuzuschlagen. Wir werden uns jetzt nach bestimmten Regeln verhalten müssen, und die gelten besonders für dich, Sophie.«
    »Was soll ich tun?«
    »Gar nichts. Du wirst alles mir überlassen. Ich bin ja nicht grundlos zu dir gekommen.«
    »Ja, schon gut.«
    Ob sie sich wirklich daran halten würde, wusste sie nicht. Sie nahm sich vor, dem Bösen so lange zu trotzen wie eben möglich, und sie sah jetzt, dass Matthias näher kam.
    Eigentlich hätte es ein normales Gehen sein müssen. Das war es nicht oder sah jedenfalls nicht so aus. Er schien mehr zu schweben, und Sophie riss ihre Augen weit auf, denn sie erkannte, dass die Gestalt bereits nach zwei Schritten die Hälfte der Strecke zwischen ihnen zurückgelegt hatte.
    Sie wollte Gabriel darauf aufmerksam machen, was jedoch nicht nötig war. Er schien es bemerkt zu haben, ohne hinzusehen, und sprach mit ruhiger Stimme auf sie ein.
    »Ich bin bei dir, keine Sorge…«
    Sophie hatte den Eindruck, dass ein erwachsener Mensch zu ihr gesprochen hatte. Tatsächlich überkam sie in den nächsten beiden Sekunden eine tiefe Ruhe, obwohl Luzifers Kreatur seinen Weg fortsetzte und ihr dabei immer näher kam.
    »Bitte, Gabriel, ich…«
    »Du musst ruhig sein, ganz ruhig. Ich bin bei dir…«
    Als Sophie daraufhin erneut zu Matthias hinschaute und sah, dass er sich zum Absprung bereit machte, da verschoben sich plötzlich die Perspektiven und Grenzen dieser Gartenwelt. Sophie hatte den Eindruck, durch etwas Unerklärliches geschützt zu werden, und einen Moment später verschwand der Garten vor ihren Augen…
    ***
    Es war für mich ein Weg, den ich schon oft gegangen war. Dennoch ließ ich meinen Freund Godwin vorgehen, denn er war hier der Hausherr, und das wollte ich ihm nicht streitig machen.
    In der Nähe der Tür lag die Küche. Zwei Brüder standen dort und schauten uns entgegen.
    Sofort fragte Godwin sie: »Habt ihr Sophie gesehen? Wisst ihr, ob sie sich im Garten befindet?«
    »Nein, wir haben sie nicht gesehen.«
    »Danke.«
    Ich folgte Godwin in den Garten, der völlig normal aussah. Es hatte sich seit meinem letzten Besuch nichts verändert. Nur war die Jahreszeit weiter fortgeschritten. Es blühte jetzt mehr, aber einiges war auch schon verblüht. Nach wie vor überwog das satte Grün der Hecken, die perfekt geschnitten waren. Es waren auch Bänke zu sehen, und im Hintergrund hoben sich die Umrisse der kleinen Kapelle ab.
    Godwin de Salier ging einige Schritte vor. Unter seinen Füßen knirschte der helle Kies. Er war verzweifelt und rief den Namen seiner Frau, die nicht antwortete.
    Ich blieb auch weiterhin ein wenig zurück, aber dabei veränderte ich etwas an mir. Ich ließ das Kreuz nicht mehr verborgen unter der Kleidung vor meiner Brust, sondern zog die Kette über den Kopf, nahm das Kreuz in die Hand und wollte es in die Tasche stecken, als mich der Wärmestoß erwischte. Jetzt hatte ich den Beweis, dass wir uns hier im Garten nicht mehr allein aufhielten.
    »Godwin!« Mein Ruf klang hinter ihm her. Er erreichte ihn auch und stoppte ihn. Er drehte sich um.
    »Was ist denn?«
    »Komm zurück!«
    »Warum?«
    »Weil wir nicht mehr allein sind.«
    Der hatte die Antwort falsch aufgefasst und fragte: »Hast du Sophie entdeckt?«
    »Nein, aber…«
    Die Worte blieben mir im Hals stecken, denn nicht weit von ihm entfernt schimmerte plötzlich dieses kalte blaue Licht auf. Es schien sich in einer Hecke direkt hinter ihm zu befinden. »Godwin!«
    Er hörte mich, winkte ab und wollte weiter in Richtung Kapelle gehen. Sicherlich vermutete er seine Frau dort, wo sie sich beim Gebet die nötige Kraft holte.
    Ich musste etwas tun. Es gab nur eine Möglichkeit, um meinem Freund beizustehen. Ich musste so nah wie möglich an ihn heran, um mit meinem Kreuz die andere Seite in die Flucht zu schlagen oder wenigstens einen Angriff hinauszuzögern.
    Es war nicht einfach, auf dem Kiesboden schnell zu laufen. Die kleinen Steine waren glatt, aber sie hinterließen auch Geräusche, die selbst der Templer hörte.
    Er hielt an und drehte sich um.
    »Vorsicht!«, brüllte ich.
    In diesem Augenblick löste sich das blaue Licht gänzlich aus der Hecke.
    Sofort nahm es Gestalt an, und dann baute sich Matthias zwischen mir und Godwin auf….
    ***
    Mir war klar, dass er einen von uns wollte.

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